Kommende Woche Schlussplädoyers im Prozess um Boston-Anschlag

Plymouth (APA/AFP) - Der Prozess gegen den überlebenden mutmaßlichen Attentäter des Boston-Marathons geht in die entscheidende Phase. Die An...

Plymouth (APA/AFP) - Der Prozess gegen den überlebenden mutmaßlichen Attentäter des Boston-Marathons geht in die entscheidende Phase. Die Anwälte von Dzhokhar Tsarnaev (Dschochar Zarnajew) beendeten am Dienstag nach der Befragung von nur vier Zeugen ihre Beweisaufnahme. US-Bundesrichter George O‘Toole unterbrach die Verhandlung daraufhin bis zu den Schlussplädoyers am kommenden Montag.

Anschließend entscheiden die Geschworenen über die Schuld Tsarnaevs. Die Verteidigung um die Staranwältin Judy Clarke bemühte sich bei der Zeugenbefragung, von Dzhokhar Tsarnaev das Bild eines jungen Studenten zu zeichnen, der unter dem Einfluss seines älteren Bruders Tamerlan stand und nicht direkt an den Anschlagsvorbereitungen beteiligt war. Clarkes Ziel ist, die drohende Todesstrafe für ihren Mandanten zu verhindern. Über das Strafmaß befinden die Geschworenen erst in einem zweiten Prozessabschnitt nach einem möglichen Schuldspruch.

Bei dem Anschlag im April 2013 waren drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt worden. Auf ihrer Flucht sollen die Tsarnaev-Brüder zudem einen Polizisten erschossen haben. Der damals 19-jährige Dzhokhar wurde vier Tage nach dem Anschlag festgenommen, der sieben Jahre ältere Tamerlan kam bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben. Die Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder in die USA eingewandert. Die US-Behörden stuften den Anschlag als islamistischen Terrorakt ein.

Die von der Verteidigung bestellte Fingerabdruck-Expertin Elaina Graff sagte am Dienstag aus, dass auf den Bombenteilen nur Fingerabdrücke von Tamerlan, nicht aber von Dzhokhar gefunden worden seien. Der IT-Experte Mark Spencer erklärte nach einer Auswertung der Computer der Brüder, dass von Tamerlans Rechner aus im Internet nach Informationen über den Bostoner Marathonlauf und den Bau von Bomben gesucht worden sei. Auf dem Laptop von Dzhokhar seien derartige Suchbegriffe nicht gefunden worden.

Am Montag hatte bereits der IT-Experte Gerry Grant ausgesagt, dass das Handy von Dzhokhar zu dem Zeitpunkt, an dem die Utensilien zum Bombenbau gekauft wurden, 80 Kilometer entfernt auf dem Campus seiner Universität geortet worden sei. Außerdem sei der jüngere Bruder an jenem Abend auf dem Campus gegessen, was seine Studentenkarte belege. Auch an dem Tag, als Waffen gekauft worden seien, habe sich der Student auf dem Campus aufgehalten.

Staatsanwalt Aloke Chakravarty wandte jedoch ein, dass die Brüder am Tag des Kaufs der Schnellkochtöpfe, aus denen die Bomben gefertigt worden waren, miteinander telefoniert hätten. Die Anklage hatte zuvor ihre mehrwöchige Beweisführung abgeschlossen. Als letzten ihrer 92 Zeugen hörte sie am Montag einen Gerichtsmediziner, der Details der Verletzungen des jüngsten der drei Todesopfer schilderte.

Die Staatsanwaltschaft legte auch die zerfetzte Kleidung des achtjährigen Martin Richard vor, der im Zielbereich des Marathons von einem der beiden Sprengsätze in den Tod gerissen worden war.