Wetter

Weiße Ostern in Tirol: Nach dem Sturm kommt der Schnee

Schneefall in der Stadt Kufstein am 1. April.
© Otter

Der orkanartige Sturm zog eine Spur der Verwüstung quer durch das Land und hatte den Winter im Schlepptau. Ostern wird laut Wetterexperten weiß, die Lawinengefahr ist groß.

Innsbruck - Sturmtief Niklas hat ganze Arbeit geleistet: Umgerissene Bäume, unterbrochene Stromleitungen, abgedeckte Häuser und Kirchendächer sowie zahlreiche Straßensperren im ganzen Land gingen auf das Konto der orkanartigen Böen, die am Dienstag von Westen nach Osten über das Land fegten.

Die Feuerwehren verzeichneten bis Mittwochfrüh in Summe rund 270 Einsätze, die in Zusammenhang mit dem Sturmtief standen, insgesamt rückten rund 2000 Feuerwehrleute aus. Gestern waren die Einsatzkräfte den ganzen Tag über noch mit diversen Aufräumarbeiten beschäftigt, wie Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl erklärte.

Ebenfalls gefordert waren die Arbeiter der Tinetz: Gegen 18.30 Uhr waren am Dienstagabend noch rund 8000 Haushalte in Tirol ohne Strom, gestern Früh waren dann nur noch 90 Haushalte in Ellmau und Scheffau vom Netz abgeschnitten. Ab 9 Uhr konnte der Vollbetrieb dann wieder hergestellt werden. Insgesamt waren von den Sturmschäden beinahe 20.000 Kunden mit einer durchschnittlichen Ausfallzeit von 80 Minuten betroffen.

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Zeitweise unterbrochene Bahnverbindungen wurden gestern im Laufe des Tages freigegeben, nur die Außerfernbahnstrecke zwischen Reutte und Garmisch bleibt voraussichtlich bis Mitte nächster Woche gesperrt. Grund dafür sind laut ÖBB Reparaturarbeiten auf deutscher Seite. Bis zur Freigabe ist ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Überhaupt dürfte es im bayerischen Zugverkehr nach wie vor zu Verzögerungen kommen, die Instandsetzungsmaßnahmen am Bahnnetz werden voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Als hätte Niklas nicht genug Wirbel verursacht, hatte das Sturmtief Kälte und Schneefall im Schlepptau, was gestern zu teils chaotischen Zuständen auf Tirols Straßen führte. Am Fernpass etwa versuchten Lkw-Fahrer trotz Kettenpflicht, bei Schneefahrbahn ohne entsprechende Ausrüstung weiterzukommen. Die Folge: Lastkraftwagen standen quer und verursachten immer wieder Straßensperren. „Wir können das Kettengebot leider nicht lückenlos überwachen, weil die Kollegen auch am Pass direkt gebraucht werden“, sagte der Imster Bezirkspolizeikommandant Hubert Juen.

Eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht, es bleibt bis auf Weiteres winterlich. So wird das Wetter zu Ostern kalt und möglicherweise schneereicher als zu Weihnachten. „In den kommenden Tagen schneit es auf den Bergen weiterhin stark, in Summe fallen bis zum Ostermontag 60 bis 80 Zentimeter, in Richtung Arlberg auch 100 Zentimeter“, meint Clemens Teutsch-Zumtobel, Meteorologe beim Wetterdienst Ubimet. „Vor allem die Lagen um 1000 bis 1400 Meter können derzeit mit mehr Schnee aufwarten als zu Weihnachten.“ So liegen in Seefeld auf 1180 Metern aktuell 27 Zentimeter Schnee, zu Weihnachten war es lediglich ein Zentimeter. Weiße Ostern in Tirol seien heuer jedenfalls sehr wahrscheinlich.

Mit Argusaugen beobachten die Experten des Landes die aktuelle Wetterentwicklung im Hinblick auf die Lawinengefahr. Sie bezeichnen die Lawinensituation in Tirol weiterhin als kritisch. Gebietsweise galt am Mittwoch Stufe 4 der fünfteiligen Skala. Auch in den kommenden Tagen rechnet man nicht mit einer Entspannung. Vor allem frische und ältere Triebschneeansammlungen sind störanfällig und können laut den Experten häufig schon bei geringer Zusatzbelastung als Lawine ausgelöst werden. Zudem seien auch Fern- und Selbstauslösungen möglich. Vereinzelt könnten Lawinen auch bis in die Altschneedecke durchreißen und dann größere Ausmaße erreichen. Dann könnten auch exponierte Verkehrswege und Hüttenzustiege betroffen sein, hieß es.

Die Autobahngesellschaft Asfinag hat ihre Autobahnmeistereien in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. „Keine Fahrt ohne Winterausrüstung – das ist unser wichtigster Hinweis“, erklärt Asfinag-Geschäftsführer Klaus Fink. Bei schwierigen Witterungsverhältnissen gilt: Fuß runter vom Gas, auf ausreichend Sicherheitsabstand achten und höchste Konzentration.