Experten des Südtiroler Ötzi-Instituts analysieren Mumien im Libanon

Bozen/Beirut (APA) - Die Experten des Bozner „EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman“ analysieren für das libanesische Nationalmuseum in ...

Bozen/Beirut (APA) - Die Experten des Bozner „EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman“ analysieren für das libanesische Nationalmuseum in Beirut neun Mumien. Unter anderem sollen die Forscher klären, wie die mehrere Hundert Jahre alten Funde am besten gereinigt, restauriert und mit ihren ursprünglichen Kleidungsstücken wieder eingekleidet werden können, ohne Schaden zu nehmen, teilte die EURAC am Mittwoch mit.

Gefunden wurden die Mumien bereits in den 80er-Jahren in einer Höhle nahe Beirut. Seit über 30 Jahren lagern sie, in Baumwolltücher eingewickelt, unberührt in den Kellerräumen des Museums. Die Verantwortlichen des Museums haben die Mumienexperten der EURAC in Bozen kontaktiert, um Klarheit über den Zustand der Mumien zu gewinnen und darüber, wie sie ausgestellt werden können. Mit seiner Sammlung von Funden aus der Frühgeschichte bis zum 19. Jahrhundert stelle das Nationalmuseum von Beirut eine der bedeutendsten Einrichtungen zur Kulturgeschichte des Nahen Ostens dar.

Neben den Untersuchungen vor Ort wurden von den Forschern mikrobiologische Proben entnommen. Diese sollen im EURAC-Labor für antike DNA in Haslach in Bozen auf jene Pilze hin untersucht werden, die für den Gewebezerfall verantwortlich sind. „Die Mumien sind unter recht guten raumklimatischen Bedingungen aufbewahrt worden. Nach den ersten Reinigungs- und Restaurierungsarbeiten gehe ich fest davon aus, dass sie trotz gewisser Schäden noch ausgestellt werden können“, meinte Marco Samadelli, der die Mumien für die EURAC vor Ort analysiert hat.

Einer ersten Einschätzung zufolge handelt es sich um neun weibliche Mumien, davon zwei Erwachsene und sieben Kinder. Die genaue Datierung und die Todesursache könnten jedoch erst nach umfangreicheren Untersuchungen festgestellt werden.

Das Museum sei auch an einer anthropologischen Studie zu den Mumien interessiert, hieß es. „Ausgehend vom Fundort der Mumien und von der Annahme, dass es eine Gruppe von Frauen war, könnte man zum Beispiel vermuten, dass sie in der Höhle Schutz vor einer Gefahr gesucht haben“, erklärt Albert Zink, Leiter des „EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman“. Das zuständige italienische Ministerium werde in Kürze entscheiden, ob es das Museum bei weiteren Studien finanziell unterstützt. „Mit einer weiteren Zusammenarbeit könnten wir unsere wissenschaftliche Arbeit an den Mumien vertiefen und Geschehnisse aus dieser Zeit rekonstruieren“, argumentierte Zink.

Das „EURAC-Institut für Mumien und den Iceman“ wurde 2007 als weltweit erstes Forschungszentrum gegründet, bei dem ausschließlich die wissenschaftliche Arbeit an Mumien im Mittelpunkt steht. Im Fokus stand zunächst die Forschungsarbeit an der rund 5.300 Jahre alten Gletschermumie „Ötzi“, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt sei die Weiterentwicklung von Konservierungstechniken für Mumien.