Vatikan: Seligsprechungsprozess für Erzbischof Camara kann beginnen

Mailand/Recife (APA) - Der Vatikan hat Grünes Licht für einen Seligsprechungsprozess des legendären brasilianischen Erzbischofs Helder Camar...

Mailand/Recife (APA) - Der Vatikan hat Grünes Licht für einen Seligsprechungsprozess des legendären brasilianischen Erzbischofs Helder Camara (1909-1999) gegeben. Wie die Mailänder katholische Tageszeitung „Avvenire“ laut Kathpress berichtete, sei das „Nihil Obstat“ bereits am 25. Februar erteilt worden. Dieses macht den Weg für den Start des Seligsprechungsverfahrens zunächst auf Diözesanebene frei.

Der vom Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, gezeichnete Positivbescheid ist an den Erzbischof von Olinda-Recife in Nordostbrasilien, Dom Fernando Saburido, gerichtet. Laut „Avvenire“ haben alle brasilianischen Bischöfe im Mai 2014 den Vatikan um die Seligsprechung gebeten.

Helder Pessoa Camara war in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) der bekannteste Bischof Lateinamerikas. Sein Name steht für eine Kirche, die sich entschlossen an die Seite der Armen gestellt hatte.

Camara wurde am 7. Februar 1909 in Fortaleza als elftes von 13 Kindern seiner Familie geboren. 1931 wurde er zum Priester geweiht und engagierte sich rasch für soziale Anliegen und die Arbeiterschaft; 1952 folgte die Bischofsweihe.

Wenige Jahre später hatte der junge Weihbischof in Rio de Janeiro sein Bekehrungserlebnis: „Diese Favelas“, sagte ihm ein alter Mitbruder, auf die Elendshütten zeigend, „sind eine Beleidigung für den Schöpfer“. Camara erkannte, wie er sagte, in den Armen das Antlitz Jesu und wurde zum prominentesten Kämpfer gegen die soziale Ungerechtigkeit, die er eine „kollektive Sünde“ nannte.

Seit 1964 Erzbischof von Olinda und Recife, erregte Dom Helder politisch immer häufiger Anstoß. Er legte sich mit der Militärdiktatur an, kämpfte für Menschenrechte und setzte sich für die Forderung nach Rückkehr zur Demokratie ein.

Camara war Initiator des lateinamerikanischen Bischofsrates CEL und der ersten Basisgemeinden. Als er 1970 in Paris öffentlich über die grauenvollen Folterungen durch brasilianische Militärs sprach, gab es zunächst eine Pressekampagne gegen ihn. Dann schwiegen ihn die Medien seines Landes zehn Jahre lang tot. Kritiker sprachen vom „roten Bischof“. In Europa wurde der lateinamerikanische Kirchenmann umso berühmter.

Mit seiner Botschaft „Entwicklung ist Frieden, Unterentwicklung ist Krieg“ nahm Camara die Solidaritätsbewegungen vorweg. Der Erzbischof trat konsequent für das Prinzip der Gewaltlosigkeit ein. Trotzdem galt er vielen als verkappter Kommunist oder politischer Aufrührer.

1985 ging er in den Ruhestand. Papst Johannes Paul II. würdigte Camara in einem Kondolenzschreiben anlässlich seines Todes 1999 als „engagierten Seelsorger“ und erinnerte an seine „unzähligen pastoralen Aktivitäten“. Camaras Leichnam ruht in der Kathedrale von Recife.