Spitalausbau in Kufstein ist in der Schwebe
Die Bürgermeister des Kufsteiner Krankenhausverbandes ziehen die Notbremse: Personalnot und die noch offene Höhe künftiger Gehälter führen zu Aufschub für weiteren Ausbau des Hauses.
Von Wolfgang Otter
Kufstein –Die Botschaft der Bürgermeister der zwei größten Zahlergemeinden im Verband für das Bezirkskrankenhaus Kufstein ist eindeutig: Zuerst das Personalproblem lösen und dann erst ausbauen, sind sich Hedi Wechner (Wörgl) und Bürgermeister Martin Krumschnabel (Kufstein) zum Thema Erweiterung einig. Der Verband plant bekanntlich einen groß angelegten Ausbau. 450 statt 383 Betten sind das angepeilte Ziel. Stationär werden es vermutlich 400 werden, der Rest entfällt wahrscheinlich auf den tagesklinischen Bereich. Neue Stationen wie die Altenmedizin sind dabei genauso geplant wie die Vergrößerung bestehender Stationen. Bis zu 50 Millionen Euro könnte die Verbandsgemeinden das Vorhaben kosten. Der Architekt ist gefunden, letzte Abklärungsgespräche sollten getätigt werden, der Spatenstich für Frühjahr 2016 ist bereits ins Auge gefasst. Aber jetzt kommt das überraschende Stopp aus den Reihen der Bürgermeister. „Wir könnten ansonsten ein Geisterhaus errichten!“, sagt der Kufsteiner Stadtchef Krumschnabel gegenüber der TT.
Diese deutliche Ansage gab es bei der außerordentlichen Ausschussversammlung des Verbandes. Hintergrund der Sondersitzung war der grassierende Fachärztemangel an der Kinderstation, nachdem diese drei Mediziner verlassen haben, wie die TT exklusiv berichtete. Ersatz ist nur schwer, kurzfristig scheinbar überhaupt nicht zu finden. Vorerst können daher keine Kinder mehr stationär aufgenommen werden, Notfälle werden aber versorgt und dann nach St. Johann oder Innsbruck weitergeleitet. Die Abteilung mutiere laut Krumschnabel „damit zur reinen Ambulanz“. Für Wechner und Krumschnabel ist dies ein „untragbarer Zustand“. Und für Wechner steht fest: Sollte die Station, was sie aber nicht glaube, letztlich überhaupt dichtgemacht werden müssen, „dann wird sie nie mehr eröffnet“.
Nicht nur für Wechner und Krumschnabel ist die Situation untragbar, wie die vielen Reaktionen besorgter Eltern zeigen. Krumschnabel nahm angesichts der vielen Anfragen sogar auf der Internetseite der Stadt (kufstein.at) dazu Stellung: „Es gibt keine politische Absicht auf Schließung der Kinderstation in Kufstein und es gibt hier auch keinen Spargedanken oder Ähnliches, sondern es geht jetzt nur darum, dass die Krankenhausleitung das Problem der personellen Unterbesetzung lösen muss. Mit einer derartigen Kündigungswelle konnte man nicht rechnen, dass die Bestimmungen des Ärzte-Arbeitszeitgesetzes hier noch eine Verschärfung herbeiführen, ist in dieser Situation auch nicht hilfreich“, schreibt Krumschnabel. Man werde sofort mit der Suche nach Fachärzten beginnen und dabei „müssen wir sicher ein finanziell lukrativeres Angebot als die Universitätsklinik machen“, sagte Krumschnabel.
Die Frage der Bezahlung und der Attraktivität steht auch für den Kufsteiner Stadtrat Horst Steiner im Mittelpunkt der Überlegungen. „Mehr Geld für die Kinderfachärzte darf kein Problem sein“, ruft er den Verband auf, der „Versäumtes aufholen“ solle. Er erinnert daran, dass man in Kufstein einen niedergelassenen Kinderfacharzt nur gewinnen konnte, weil man die Stelle attraktiver gestaltet habe.
Die Misere mit der Kinderstation löst jetzt eine öffentliche Personaldiskussion aus. Denn im Spital bereitet nicht nur die Kinderstation personelle Probleme. Aufgrund der neuen Arbeitszeitregelung der Mediziner (48-Stunden-Woche) braucht es mehr Mediziner, Krumschnabel weiß von bis zu 30 zusätzlichen Medizinern, daher gibt es vorerst sein kategorisches Nein zum weiteren Ausbau.
Die Zahl 30 möchte Verbandsobmann Rudolf Puecher, Bürgermeister von Brixlegg, nicht bestätigen, er spricht von acht bis zehn zusätzlichen Medizinern, die durch das neue Gesetz gebraucht werden. Wie viele offene Stellen es nach der Erweiterung des Hauses werden, könne er derzeit nicht sagen. Tatsache sei aber, dass der für Frühjahr 2016 geplante Spatenstich erst später stattfinde. „Wir betreiben den Ausbau derzeit nicht mehr mit Elan“, bestätigt der Verbandsobmann.
Das Problem sei nicht nur die Personalnot, sondern auch die Verhandlungen über die Ärztegehälter. Bis zu einer Million Euro mehr Personalkosten könnte die derzeitige Lösung für den Ausgleich des Verdienstentfalls durch die 48-Stunden-Woche alleine im Kufsteiner Haus kosten. Die Entwicklung der gesamten Personalkosten sei derzeit offen, wie Puecher sagt. „Es könnte gut sein, dass wir in einem Jahr draufkommen, dass sich die Gemeinden die Erweiterung gar nicht mehr leisten können“, erklärt Bürgermeister Puecher.
St. Johann steht für Kufsteiner Patienten bereit
Im Bezirkskrankenhaus St. Johann steht man für kleine Patienten aus Kufstein bereit. „Das Bezirkskrankenhaus verfügt über eine sehr gut funktionierende Kinderabteilung mit einem erfahrenen Ärzteteam um Primar Franz-Martin Fink und kann Kapazitäten in Unterstützung zur Verfügung stellen“, erklärt Verbandsobmann BM Paul Sieberer. Dies sei bereits in einer Sitzung mit dem Kufsteiner Verband Mitte März besprochen worden. Öffentlich wurde die Personalknappheit Mitte dieser Woche.
„Die Kapazität hinsichtlich verfügbarer Betten, Pflegekräften und Ärzten besteht“, bestätigt auch Primar Fink. In St. Johann werde mit rund 30 bis 45 zusätzlichen stationären Fällen pro Monat gerechnet, ein Umfang, der mit der stabilen Personalstruktur von Ärzte- und Pflegeteam der Abteilung zu bewältigen sei, wie man in einer Aussendung mitteilt. (TT)