Pädagogen kämpfen um Ansehen ihrer Schule
Für die Lehrerschaft der Neuen Mittelschulen ist die Kritik an ihrem Schultyp „nicht genügend“. Der Pflichtschulinspektor spricht Klartext.
Von Hubert Daum
Imst –Während sich die 2019 Schüler der zwölf Neuen Mittelschulen (NMS) im Bezirk Imst gerade vom Lernstress erholen, kommen viele der 297 Lehrerinnen und Lehrer nicht zur Ruhe: Die Presseberichte über den negativen Evaluierungsbericht sowie den Kampf um einen Gymnasiumsplatz in Innsbruck würden ein vollkommen falsches Bild auf den neuen Schultyp werfen.
„Diese negativen Schlagzeilen haben sich die Neuen Mittelschulen nicht verdient, zumindest nicht bei uns auf dem Land. Die Lehrerschaft ist frustriert“, ärgert sich Pflichtschulinspektor (PSI) Thomas Eiterer, „eine solche Hatz habe ich noch nie erlebt.“ Die Umstellung der Hauptschule auf NMS sei erst zwei Jahre her, man müsse den Entwicklungen Zeit geben. „Seien wir doch froh, dass endlich das organisierte Elend mit den Leistungsgruppen abgeschafft wurde. Die Lehrerkollegen arbeiten wie die Blöden, versuchen sukzessive neue Aspekte in den Unterricht einzuflechten und werden dauernd abgestraft.“ Es gebe vielerorts positive Rückmeldungen von Seiten der Eltern. Die Stärken stärken, Teamteaching (zwei Lehrpersonen in den Hauptfächern), individuell und differenziert unterrichten – diese erfolgversprechenden Methoden bräuchten einfach Zeit, sich zu entfalten.
Für den Direktor der NMS Haiming, Fritz Raggl, ist die öffentliche Diskussion ebenfalls sehr belastend: „Diese Antikampagne geht in Richtung Rufmord. In Wahrheit läuft der Schulbetrieb wesentlich entspannter als früher. Der Evaluierungsbericht ist übrigens bei Weitem nicht so negativ wie die Schlagzeilen.“
Positives hingegen nahm PSI Eiterer von der kürzlich abgehaltenen Sitzung mit seinen Tirol-Kollegen in Innsbruck mit nach Hause: „Wir haben uns alle für die Beibehaltung der Sonderschulen ausgesprochen. Auch die Signale der Bildungslandesrätin gehen in diese Richtung. Wir sind uns auch einig, dass jene Kinder in den Regelunterricht integriert werden sollten, für die es sinnvoll ist.“ Flächendeckend würden in jedem Bezirk so genannte pädagogische Beratungszentren installiert, die alle bisherigen Beratungseinrichtungen bündeln. In Reutte und Landeck seien diese schon existent.
Im Unterschied zu den Innsbrucker Gymnasien gebe es in der AHS Imst kein Aufnahmeproblem. Sekretär Köll: „Wir mussten bisher niemanden abweisen.“ Der Wunsch von PSI Eiterer: „Das Zauberwort ist Vertrauen. Lasst uns doch in Ruhe arbeiten.“