Angriff auf kenianische Universität - Hunderte Studenten vermisst
Garissa (APA/dpa/Reuters/AFP) - Maskierte Männer haben im Südosten Kenias am Donnerstag eine Universität angegriffen, mindestens 15 Menschen...
Garissa (APA/dpa/Reuters/AFP) - Maskierte Männer haben im Südosten Kenias am Donnerstag eine Universität angegriffen, mindestens 15 Menschen getötet sowie eine unbestimmte Anzahl an Geiseln genommen. 65 Menschen seien mit Schussverletzungen in Krankenhäuser gebracht worden, teilte das nationale Krisenzentrum auf Twitter mit. Zur Attacke bekannte sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz.
„Die Angreifer sind gegen 5.30 Uhr (Lokalzeit) gewaltsam in die Universität von Garissa eingedrungen, indem sie auf die Wachleute am Eingang schossen“, erklärte der kenianische Polizeichef Joseph Boinnet in einer Aussendung: „Im Inneren des Campus haben sie dann blind das Feuer eröffnet.“ Anschließend drangen die Angreifer in die Schlafsäle der Studenten ein. Drei der vier Wohnheime sind mittlerweile evakuiert worden, im vierten haben sich die Angreifer mit Geiseln verschanzt.
Man habe alle Muslime gehen lassen, erklärte ein Sprecher der Miliz und würde nun „die anderen als Geiseln festhalten“. Innenminister Joseph Nkaissery teilte mit, bis zum Mittag seien 195 Studenten gerettet worden. Es könnten aber noch zahlreiche Menschen in der Gewalt der Extremisten sein. Nach 535 Studenten werde gesucht. Unter den Geiseln soll auch der Vize-Rektor der Universität sein.
Die Anzahl der Angreifer war vorerst nicht bekannt, ein nairobischer Blogger erklärte gegenüber „CNN“ es handle sich „vermutlich um mehr als zehn“. Einer der Bewaffneten wurde nach Angaben des Innenministeriums gefasst, als er versuchte vom Campusgelände zu fliehen.
Auch mehr als neun Stunden nach Beginn des Angriffes waren am Abend weiterhin Schüsse und Explosionen zu hören. Das Gelände ist seit den Morgenstunden von Sicherheitskräften abgeriegelt, die Behörden forderten die Bevölkerung auf, dem Campus fern zu bleiben.
Der kenianische Zeitung „Standard“ zitierte einen Sicherheitsbeamten mit den Worten, es habe zuvor Drohungen einer Terrorgruppe gegen die Universität gegeben. Auch eine Studentin der Universität erklärte gegenüber Reuters, kürzlich seien „Fremde“ in der Stadt und auf dem Campus von Garissa gesehen worden, von denen man angenommen habe, es handle sich um „Terroristen“. Ein Teil der Universität sei daraufhin geschlossen worden, nicht jedoch der gesamte Campus. Garissa hat etwa 120.000 Einwohner und liegt rund 330 Kilometer östlich der Hauptstadt Nairobi unweit der Grenze zu Somalia.
Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab aus dem Nachbarland Somalia kämpft seit Jahren am Horn von Afrika für einen sogenannten Gottesstaat. Sie terrorisieren Christen und gemäßigte Muslime. Die Organisation hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida und kooperiert in Afrika mit den Islamisten von Boko Haram, die in Nigeria blutigen Terror verbreiten. Auch in Kenia verübt sie immer wieder Anschläge.
Erst im Dezember hatten Unbekannte eine Granate in ein Cafe in Garissa geworfen und zwei Menschen verletzt. Im April 2013 attackierten vier Männer ein Hotel in der Stadt und töteten sechs Menschen. Auch in Nairobi schlugen Terroristen bereits zu. Bei einem Angriff auf das Einkaufszentrum Westgate in Nairobi waren im September 2013 mindestens 67 Menschen ums Leben gekommen.
(Grafik 0404-15, Format 88 x 55 mm)