Bühne

Ein Gemälde, prachtvoll zum Klingen gebracht

© Osterfestival Tirol

Drei Bußpsalmen von Orlando di Lasso in einem aufwändigen Projekt beim Osterfestival im Haller Salzlager.

Von Ursula Strohal

Hall –Bildende Kunst ist für die Musikwissenschaft eine überaus wichtige Quelle, oft bietet die Darstellung von Musik entscheidende Informationen über Musiker, Musikinstrumente, Spielpraktiken, Besetzungen, den sozialen Kontext, Symbolik etc. Schlussfolgerungen sind freilich auch hier an ein kritisches Bewusstsein gebunden. Am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Innsbruck hat der renommierte Ordinarius Walter Salmen ab 1974 eine musikikonographische Sammlung installiert.

Ein bedeutendes musikalisches Projekt geht auf Impulse eines Gemäldes zurück, führte die Instrumentalisten von dolce risonanza mit dem Vokalensemble Profeti della Quinta zusammen und am Gründonnerstag zum Osterfestival in das Haller Salzlager: Die Bußpsalmen von Orlando di Lasso als neue akustische Erfahrung. 2007 hatte sie Philippe Herreweghe in Hall in puristischer Form präsentiert. Nun waren drei große Psalmen in geradezu repräsentativem Glanz zu erleben, angereichert mit eigens nachgebauten Instrumenten und vielfach abgestuften Gefühlsregungen von Büßernot über Gebetsbitte bis zur Anbetungsherrlichkeit.

Die Profeti della Quinta (bis zu sechs Männerstimmen) bringen ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten für die Musik der Hochrenaissance ein, makellos in der Intonation, aber den schwebenden Klang erreichten – zusätzlich in zwei Instrumentalsätzen – auch die wunderbar stimmigen und nie auftrumpfenden Instrumente. Spinett, Violinen, Viola, Zink, Flöten, Posaune, Rackett (die Fagott-Vorform) u. a. ergänzen Nachbauten wie Tenorgeige und Cornamusa.

Orlando di Lassos Bußpsalmen entstanden im Auftrag des Herzogs Albrecht V. 1560, der diese Kostbarkeiten seines Münchner Hofkapellmeisters aber nur für sich haben wollte. Sie wurden erst in einer Prachthandschrift des Hofmalers Hans Mielich nach Albrechts Tod veröffentlicht. Neben kunstvollen Miniaturen findet sich darin das berühmte Porträt der Münchner Hofkapelle mit 15 um einen Tisch gruppierten spielenden Musikern. Florian Wieninger, Leiter des Ensembles dolce risonanza, und der Posaunist Bernhard Rainer nahmen die Darstellung zur Grundlage ihres aufwendigen Projektes. Das Ergebnis lässt Lasso in ungewohnter, aber faszinierender Weise hören.

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