Amnesty International prüft Racheakt-Vorwürfe gegen irakische Armee
Bagdad (APA/AFP) - Amnesty International prüft Vorwürfe von gewaltsamen Racheakten der irakischen Armee und ihren Verbündeten bei der Rücker...
Bagdad (APA/AFP) - Amnesty International prüft Vorwürfe von gewaltsamen Racheakten der irakischen Armee und ihren Verbündeten bei der Rückeroberung der Stadt Tikrit. „Die Berichte von vielfachen Menschenrechtsverletzungen machen uns sehr besorgt“, sagte Amnesty-Sprecherin Donatella Rovera am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP in Bagdad.
Streitkräfte der irakischen Armee hatten Tikrit am Dienstag mithilfe paramilitärischer Verbände und unterstützt durch Luftangriffe der US-geführten Militärallianz von der Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) zurückerobert.
„Wir prüfen Berichte, nach denen zahlreiche Einwohner nach ihrer Festnahme Anfang vergangenen Monats nicht wieder aufgetaucht sind“, sagte Rovera. Demnach seien in Tikrit auch mehrere Wohn- und Geschäftshäuser zuerst von den Kämpfern geplündert und anschließend gesprengt oder niedergebrannt worden. Ebenso sei es möglicherweise zu standrechtlichen Hinrichtungen von Männern gekommen, ohne dass deren vorherige Beteiligung an den Kämpfen gesichert gewesen sei.
Die über einen Zeitraum von mehreren Wochen erfolgte Rückeroberung der Großstadt Tikrit sowie umliegender Orte vom IS galt als Härtetest dafür, ob die schiitisch dominierten Regierungstruppen bei der Einnahme sunnitisch geprägter Gebiete von Vergeltungsmaßnahmen Abstand nehmen würden. Die Regierung in Bagdad ebenso wie ihre Verbündeten, die UNO und verschiedene Menschenrechtsorganisationen hatten mehrfach gewarnt, jeder von Rache begleitete Kampferfolg gegen den IS werde nur die Saat für neue Gewalt streuen.
Die Kommandanten der regierungstreuen Truppen an der Front weisen Berichte, nach denen ihre Kämpfer Häuser geplündert und zerstört haben sollen, regelmäßig zurück. IS-Jihadisten würden demnach vor ihrer Flucht oft Feuer legen und zudem Sprengfallen in den zurückeroberten Orten hinterlassen.
Die irakische Armee hatte Anfang März ihre bisher größte Offensive gegen den IS begonnen, um die rund 160 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt nach neun Monaten zurückzuerobern. Die Tikrit-Offensive gegen den IS gilt als wichtige Etappe auf dem Weg zur Rückeroberung der weiter nördlich gelegenen Metropole Mossul.
Die IS-Miliz hatte im vergangenen Sommer weite Gebiete im Irak und im benachbarten Syrien unter ihre Kontrolle gebracht und ein radikalislamisches „Kalifat“ ausgerufen.
~ WEB http://www.amnesty.org/ ~ APA566 2015-04-02/21:12