Film und TV

Bluttriefende Geschäfte mit Massenmörderinnen

© Filmladen

Dirk Stermann und Christoph Grissemann kommen am Donnerstag zur Premiere ihres Films „Drei Eier im Glas“ in das Innsbrucker Leokino.

Von Peter Angerer

Innsbruck –Wie Oliver Hardy und Stan Laurel benötigten Dirk Stermann und Christoph Grissemann – zumindest in Österreich – keine Rollennamen, da sie immer Stermann und Grissemann bleiben. Anders als in ihrem ersten Kino­film „Immer nie am Meer“ (2007), in dem sie sich in den ausrangierten Dienstwagen eines Bundespräsidenten sperren ließen, berücksichtigt der Regisseur Antonin Svobod­a in seiner Inszenierung der aktuellen Arbeit „Drei Eier im Glas“ die darstellerischen Möglichkeiten und baut nach einem gemeinsam verfassten Drehbuch statt einer Handlung irrwitzige Situationen um Stermann und Grissemann. Es ist die Groteske einer Wiener Gefühlslage, die beide seit Jahren in ihrer Fernsehshow „Willkommen Österreich“ moderieren.

Drei Eier im Glas.Ab 14 Jahren. Ab Donnerstag in den Kinos.

Da es in Wien bekanntlich an Stars mangelt, deren Villen eine Besichtigung durch erlebnishungrige Touristen lohnt, offeriert der Reiseunternehmer Dragan Kuhl (Grisseman) mit seiner Stretchlimousine ganz andere Attraktionen. „Drakuhl Reisen“ organisiert den Kitzel des Grauens. Für 1500 Euro gibt es eine Wanderung durch das verstrahlte Tschernobyl, für die kleine Geldtasche wird ein Besuch inklusive Verkostung tatrelevanter Eissorten im Lokal der von Boulevardmedien gefeierten Eisprinzessin angeboten. Das ist natürlich moralisch höchst bedenklich, weshalb dem Unternehmer für ein Jahr die Lizenz für den Zynismus entzogen wird. Den Grundstein für diese bluttriefende Geschäfts­idee hatte bereits der Zwölfjährige gelegt, als er Mitschülern gegen bescheidene Spenden und sexuelle Gefälligkeiten das Schlafzimmer seiner Mutter öffnete, die als so genannte Ribiselmörderin Kriminalgeschichte geschrieben hat. Für die Tötung von Ehemann, Koch und Gärtner sitzt Frau Kuhl (Ingrid Burkhard) seit 35 Jahren in einer Einrichtung für geistig abnorme Rechtsbrecher. Bei den gelegentlichen Besuchen des unter Berührungsangst leidenden Sohnes wird in breitem Tirolerisch ein rabiates Mutter-Sohn-Verhältnis ausbalanciert. Um sich nicht im bourgeoisen Müßiggang – Kuhl bewohnt allein das stolze elterliche Palais – zu verlieren, sucht er nach einem Fluchtweg aus der Sackgasse seiner freudlosen Existenz. Da trifft Michael Kiesels (Heinz Strunk) Anzeige für einen „Saxophonkurs für Singles“ natürlich ins Schwarze.

Für Barney Schweinheimer (Stermann) steht die Kursteilname für den sozialen Abstieg, denn der Kleindarsteller kann noch vom Ruhm des Kinderstars zehren, aber nicht mehr davon leben, weshalb er das Familiensaxophon verkaufen muss und so zum Mitglied des Kakofonieorchesters wird. Das vollmundige Kursmott­o „Sax up your life“ ist aber schon beim Lehrer ins Leere gelaufen. Kiesel hat sich, um der Niedertracht seines Vaters (Wolfgang Hübsch) zu entkommen, in die Arme von König Alkohol und Heidrun Fröhlich (Ursula Strauss) geflüchtet. Den Alkohol nimmt Kiesel in seiner reinsten, destillierten Form aus Wasserflaschen zu sich. Heidrun ist der Star der Sitcom „Verliebt in ein­e Leiche“ mit eingespielten Lachern, von der Kiesel keine Folge verpasst.

Es sind die Widrigkeiten und Verwerfungen des Lebens, die diese drei Helden antreiben und mit exhibitionistischer Lust vorführen. Die meisten Witze und Kalauer in „Drei Eier im Glas“ passieren allerdings im Zwei-Promille-Modus und wie bei jeder alkoholseligen Runde ist dieser Pegel-Vorsprung von Außenstehenden nie mehr aufzuholen.

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