„Very Bello“: Italien spottet über Expo-Website
Rom (APA) - Es sind nur noch dreieinhalb Wochen bis zur Eröffnung von Mailands Expo, die vom 1. Mai bis 31. Oktober bis zu 20 Millionen Besu...
Rom (APA) - Es sind nur noch dreieinhalb Wochen bis zur Eröffnung von Mailands Expo, die vom 1. Mai bis 31. Oktober bis zu 20 Millionen Besucher in die lombardische Hauptstadt führen soll. Das Kulturministerium in Rom hat zu diesem Anlass eine Website zur Präsentation der touristischen und kulturellen Veranstaltungen ins Leben gerufen, die zu einem Marketing-Desaster geworden ist.
Ganz Italien macht sich über „Verybello.it“ lustig, eine von Kulturminister Dario Franceschini präsentierte Internetplattform mit Italiens umfangreichem Kulturangebot. Im Netz regiert der Spott wegen des Namens, der mit seinem Anglizismus für viele unerträglich provinziell klingt. In den sozialen Netzwerken häufen sich sarkastische Kommentare über die peinliche Namenwahl. „Dante, Petrarca, Boccaccio haben vergebens gelebt, ‚Very Bello‘ hat die italienische Sprache getötet“, kritisiert ein Italiener.
„‘Very Bello‘ hat sich im Konkurrenzkampf gegen ‚Pizza und Spaghetti‘ durchgesetzt“, witzelte ein User. Erheiterte Italiener riefen auf Twitter zur „Rebellion gegen Very Bello“ auf. Aufmerksame Beobachter vermuten, dass eine Kosmetiklinie für Mädchen, die „Verybella“ heißt, das Kulturministerium bei der Namenwahl inspiriert habe.
Der Fall beschäftigt inzwischen auch das Parlament. „Very Bello klingt nach einem Vorort-Outlet. Warum muss man so krampfhaft englische Ausdrücke zur Förderung unseres Kulturangebots verwenden? Das Kulturministerium sollte mehr Fantasie zeigen“, protestierte die oppositionelle Parlamentarierin Michela Montevecchi.
Nicht nur wegen des Namens ist „Very Bello“ ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die Website, die 35.000 Euro kostete und 1.300 kulturelle Veranstaltungen in ganz Italien aufzeigt, steht erst einmal nur auf Italienisch und Englisch zur Verfügung, dabei hatte der Minister eine polyglotte Seite versprochen. Weder Twitter- noch Facebook-Accounts wurden eingerichtet. Veröffentlicht wurde anfangs ein Bild Italiens, aus dem Sizilien und ein Teil Kalabriens ausgeklammert wurden. „Very Bello ist eine Big-Katastrophe“, kommentierten Nutzer im Internet.
Kulturminister Franceschini lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und rechtfertigt sich: „Very Bello ist ein Name, der im Ausland in Erinnerung bleibt.“ Bis zum Expo-Start Anfang Mai werde man die Website mit neuen Inhalten und anderen Sprachen anreichern. Die Debatte um den Namen habe die Zahl der Webseiten-Besucher beflügelt. „Viel Werbung für Very Bello dank Spott, Kritik und Boshaftigkeiten: Very very grazie!“, twitterte der Minister.