Musik- und Redetalent Ivana verblüfft alle
15-jährige Schülerin aus Landeck gewann als jüngste von 537 Teilnehmern den Bundeswettbewerb „Sag’s multi“. Auch mit Musik lässt sie aufhorchen.
Von Helmut Wenzel
Landeck –Die Zuhörer in Wien waren begeistert, als Ivana Vlahušic kürzlich zum anspruchsvollen Thema „Anders – was ist schon normal?“ sprach. Sie war die jüngste von 537 Teilnehmern des Redewettbewerbs „Sag’s multi“ (Veranstalter: Verein Wirtschaft für Integration), der sich an mehrsprachige Jugendliche richtet und in fünf Kategorien ausgetragen wird. Die Jury ermittelte unter den 99 Finalisten fünf Sieger. Die Preise wurden im Beisein von Bundesminister Sebastian Kurz im Wiener Rathaus überreicht. Ivana, Schülerin der NMS Clemens Holzmeister, darf sich auf eine Woche Mallorca-Urlaub freuen. Auch ein Handy bekam sie und Büchergutscheine.
„Es heißt, alle Menschen sind gleich, aber das stimmt doch gar nicht, das ist immer wieder eine Ausrede“, zeigte sie in ihrer ersten Rede auf. „Trotzdem bin ich für ein buntes Leben.“ Im Finale hinterfragte sie auf Deutsch und Serbisch, was im Leben eigentlich normal sein soll. Komplimente blieben nicht aus: „Wenn alle Politiker so reden könnten wie du, dann wäre im Staat vieles klar und einfacher“, sagte ein Jurymitglied aus dem Publikum.
Mit Reden allein gibt sich die strahlende Bundessiegerin nicht ab. Sie besucht die Landesmusikschule Landeck, spielt Saxophon, Klavier und viersaitige Ukulele. Auch als Sängerin hat das Mädchen bei lokalen Veranstaltungen aufhorchen lassen, etwa im Kulturzentrum Altes Kino, auf Schloss Landeck oder im Kunstraum Pettneu. Ivana schreibt eigene Lieder. Demnächst ist ein Auftritt im Innsbrucker Treibhaus geplant.
Trotzdem sieht sie ihre berufliche Zukunft nicht in der Musik. Im Herbst wechselt sie ins Gymnasium, um Italienisch und Französisch zu lernen. Die Erzählung „Der kleine Prinz“ möchte sie in beiden Sprachen lesen können. „Nach der Matura will ich in Venedig internationale Beziehungen und Sprachen studieren“, verrät das Multitalent selbstbewusst. Weil die Schülerin auch sportlich aktiv sein will, spielt sie Fußball beim SV Zams.
Bis Juni 2013 hat sie mit ihren Eltern und drei Geschwistern in der Provinz Wojwodina in Serbien gelebt. „Zum Glück haben wir neben der serbischen auch die ungarische Staatsbürgerschaft. So sind wir EU-Bürger“, verriet ihre Mutter Aniko, eine gebürtige Ungarin. Auf Empfehlung von Bekannten kam die musikalische Familie Vlahušic nach Landeck. Der Vater fand Arbeit als Autolackierer, die kunst- und kulturinteressierte Mutter bekam kürzlich eine Stelle beim Bezirksmuseumsverein. „In Serbien habe ich als Kulturmanagerin gearbeitet“, schildert Aniko, „aber die politische Situation dort ist schlecht, wir haben so gut wie keine Perspektiven.“
Der Obman des Museumsvereins, Christian Rudig, und Bürgermeister Wolfgang Jörg hießen die neue Mitarbeiterin mit dem Buch der Stadt Landeck willkommen – dieses soll zur Vertiefung in die Geschichte und Kultur der Bezirksstadt dienen. Es gab 537 TeilnehmerInnen mit 55 unterschiedlichen Sprachen zusätzlich zu Deutsch. 99 schafften es ins Finale, daraus wurden 15 GewinnerInnen gekürt. Ivana wurde in der Kategorie I, das sind die jüngsten TeilnehmerInnen, ausgezeichnet (5 GewinnerInnen pro Kategorie).