Test

Plötzlich überall schön nützlich

Eher unauffällig, dafür sehr praktisch: Der Verso von Toyota verfügt über brauchbare Talente.
© Höscheler

Ohne Überraschungen befreit der Toyota Verso von Alltagsnöten: Moderat fällt der Verbrauch seines Turbodiesels aus, freigiebig ist das Raumangebot trotz seiner kompakten Abmessungen.

Von Markus Höscheler

Pians –Nein, das Experimentieren war nicht angesagt, als die zuständigen Toyota-Mitarbeiter aufgerufen waren, den Verso zu entwickeln. Es ging darum, ein Auto auf die Räder zu stellen, das über kompakte Ausmaße verfügte, eine hohe Sitzposition sicherte, genügend Platz für mindestens fünf Insassen bereitstellte und ein brauchbares Ladeabteil mit sich führte. Die Variabilität sollte da sein, die Komplexität eher nicht.

So schaffte es der Verso ins Programm der Toyota-Händler, in Form eines Kompaktvans, der auf Extravaganzen großteils zu verzichten hatte. Langeweile allerdings kommt dennoch nicht auf, wenn wir im 4,46 Meter langen Wagen Platz nehmen, vorzugsweise hinter dem Lenkrad. Denn das Instrumentarium findet sich nicht – wie bei den meisten anderen Fahrzeugen – direkt hinter dem Volant, sondern verschoben, auf der Mittelkonsole sitzend. Wer also Ausschau nach Tempo, Drehzahl oder Schaltpunktanzeige hält, ist gut beraten, seinen Blick nach rechts zu wenden. Das mag anfangs für den Ungeübten ungewohnt sein, fällt aber leicht. Praktisch ist die Anordnung des Ganghebels, dessen erhöhte Positionierung den Wechsel der Stufen erleichtert.

Der Griff zu ebendiesem Schalter legt dann aber offen, dass Toyota nicht ganz aufs Experimentieren vergessen hat. Die Asiaten haben sich erlaubt, den Familienvan mit einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel zu bestücken, der nicht aus dem Hause To­yota stammt, sondern vom Kooperationspartner BMW. Der Verso war im vergangenen Jahr das erste Fahrzeug, das die Früchte dieser Zusammenarbeit ausführen durfte. Der Schachzug ist gelungen, das 112 PS starke Aggregat hält das 1,6 Tonnen schwere Gefährt mühelos auf Trab, früh anliegende 270 Newtonmeter Drehmoment garantieren spürbare Beschleunigung – bei gepflegter Laufkultur.

Nicht ganz so gehoben ist die Auswahl der Materialien und deren Zusammenfügung, praktisch ist der Innenraum gleichwohl ausgefallen. Das Interieur gibt keine Rätsel auf, am ehesten müssen sich Neulinge noch mit dem Touchscreen befassen, den wir im neuen TT-Dauertestwagen mit erweiterten Funktionen wie Navigation genießen können. Die Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone funktioniert auf Anhieb, damit lassen sich weitere Multimediafunktionen benützen.

Frei von Überraschungen bleiben diverse Fahrten mit dem Verso: Die leichtgängige Lenkung ist ausreichend präzise, das Fahrwerk macht den meisten Fahrbahn-Grobheiten den Garaus. In ähnlichem Ausmaß erfreulich ist das Platzangebot. Kopf- und Kniefreiheit gibt es in beiden Sitzreihen genug, der Kofferraum darf mit knapp einem halben Kubikmeter Volumen aufwarten. Je nach Lesart lässt sich dieser Raum bei Umlegen der Rücksitzlehnen auf mehr als 1,7 Kubikmeter erweitern. Angesichts der unaufgeregten Talentevielfalt scheint uns der Testwagenpreis von etwas mehr als 32.000 Euro angemessen. Für bescheidener auftretende Kunden erlauben wir uns den Hinweis zu geben: Den Verso bieten Toyota-Händler ab 24.280 Euro an – sofern es der 112 PS starke BMW-Selbstzünder sein soll.