Test

Noch fährt sich Erdgas flüchtig

Der Audi A3 Sportback g-tron war 2014 das erfolgreichste Erdgasmodell Österreichs – mit 111 Neuzulassungen.
© Höscheler

Spärlich fällt bisher die Nachfrage nach Fahrzeugen aus, die mit Erdgas funktionieren – dabei sprechen Umweltargumente, Kostenerwägungen und Angebotsexplosion ernsthaft für eine Anschaffung.

Von Markus Höscheler

Margarethen am Moos –Was der Bauer nicht kennt, ist ihm schwer schmackhaft zu machen. Der VW-Konzern versucht sich im Augenblick dennoch an diesem Unterfangen: Das Unternehmen möchte der Kundschaft den Kauf neuer Modelle schmackhaft machen, die mit Erdgas (und gleichzeitig mit Benzin) fahren. Dabei kämpfen die Wolfsburger gegen sich hartnäckig haltende Vorurteile: geringe Reichweite, ungenügende Infrastruktur, mangelnde Leistung, zu wenig Sicherheit und zu wenig Wirtschaftlichkeit.

All das versucht Volkswagen mit einer neuen Initiative zu widerlegen. Sichtbar ist dies an er Modellvielfalt, die die Unternehmensgruppe seit Kurzem anbietet, geglückt einerseits durch die Verwendung der Fertigungstechnik MQB (Modularer Querbaukasten), andererseits durch die Weiterentwicklung im Motorenbau.

Beides zusammen findet Niederschlag bei vier Kompaktfahrzeugen: Audi führt den A3 Sportback g-tron ins Felde, von Volkswagen stammt der Golf TGI (und das Variant-Derivat), Seat offeriert den Leon TGI (inklusive Kombi ST), Škoda wirbt für den Octavia G-tec (den Combi eingeschlossen). Ihnen gemein ist der 110 PS starke, turbogeladene 1,4-Liter-Vierzylinder-Motor. Bisher erfolgte Fahrproben und Tests belegen bei allen Modellreihen eines: Die Leistung passt, auch dank des ausreichenden Drehmoments von 200 Newtonmetern, das früh genug anliegt und lange genug anhält.

Was noch mehr freuen dürfte, ist der moderate Verbrauch: Das Datenblatt bringt in dieser Leistungsstufe 3,5 kg/100 km zur Geltung, in der Praxis liegt der Wert natürlich etwas darüber. Da der Erdgaspreis je Liter derzeit knapp unter beziehungsweise knapp über einem Euro liegt, erspart sich der Fahrer gegenüber dem Diesel gut 25 Prozent Treibstoffkosten, gegenüber dem Benzin gut 40 Prozent – umgelegt auf die Fahrstrecke.

Aber wo kann ich tanken, fragt sich der unsichere Landwirt? Und nicht nur der – allerdings sind die Sorgen unbegründet: Rund 180 Tankmöglichkeiten gibt es derzeit österreichweit, vor allem in Tirol ist das Netz passabel ausgebaut. Und selbst wenn das Erdgas nicht greifbar ist – mit Benzin lassen sich die Erdgasmodelle auch betreiben. Denn alle Fabrikate sind bivalent ausgeführt, haben also zwei getrennte Tanks für Erdgas und Ottokraftstoff, was die Reichweite von Leon TGI, A3 g-tron, Octavia G-tec und Golf TGI immens erhöht.

Zwar müssen sich Techniker etwas abmühen, um die Motoren und die restliche Technik so auszurichten, dass sie für beide Kraftstoffe nutzbar sind – der Aufpreis, so rechnet der Importeur vor, rechtfertigt dennoch die Anschaffung. Zumindest sind die Erdgasmodelle vergleichbaren Diesel- und Benzinmotoren ebenbürtig. Was den Ausschlag für das Methan endgültig geben könnte? Der Umweltgedanke! Da Erdgas über eine höhere Energiedichte verfügt als die beiden anderen Energieträger, verbrennt es sauberer, produziert weniger CO2 je Kilometer und emittiert praktisch keinen Feinstaub.

Was noch Kopfzerbrechen bereiten könnte, ist allerdings der Wiederverkauf – da eben hierzulande Erdgasmodelle bisher kaum auf Interesse stoßen. Global betrachtet jedoch ist der Trend eindeutig: Im Jahr 2000 gab es noch 1,1 Millionen verkaufte Erdgasautos, 2013 waren es mehr als 17 Millionen Stück. Dem Bauer könnte das Angebot also langsam schmecken.