Osterfestspiele Salzburg - Musik-“Maßschneider“ Peter Alward tritt ab

Salzburg (APA) - Peter Alward, seit 2010 Geschäftsführender Intendant der Osterfestspiele Salzburg, gilt als Retter des Festivals. Der 65-jä...

Salzburg (APA) - Peter Alward, seit 2010 Geschäftsführender Intendant der Osterfestspiele Salzburg, gilt als Retter des Festivals. Der 65-jährige Brite hat die Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann nach dem überstürzten Abgang der Berliner Philharmoniker für Salzburg verpflichtet. Jetzt gibt er sein Amt auf und hat der APA kurz vor Ende seiner letzten Festspiele ein Interview gegeben.

APA: Herr Alward, wie dünn war der Faden, an dem das 1967 von Herbert von Karajan gegründete Festival 2011 und 2012 hing?

Alward: Der Faden war so gut wie durchtrennt und die Situation war für die Osterfestspiele extrem gefährlich. Kurzfristig ohne Orchester und Dirigenten dazustehen, ist der absolute Horror. Keine Frage, das war der wohl schwierigste Moment meines beruflichen Lebens. Aber drei Wochen später konnte ich die Partnerschaft mit Thielemann und den Dresdnern verkünden. Jetzt kann ich sagen, dass wir wirtschaftlich so gut dastehen, wie seit den letzten Jahren von Claudio Abbado nicht mehr.

APA: Und künstlerisch?

Alward: Die Staatskapelle Dresden hat sich in die Herzen des Publikums gespielt. Kein Mensch redet mehr von den Berliner Philharmonikern. Was ich mir bei meinem Amtsantritt 2010 gewünscht habe, ist heuer definitiv eingetreten: Es geht nicht mehr um Skandale und Malversationen, sondern um Kunst und die Musik. Ich hoffe, dass der Vertrag jetzt, wo die Dresdner auch ihr eigenes Klientel mit nach Salzburg bringen, über 2017 hinaus verlängert wird.

APA: Christian Thielemann ist Künstlerischer Leiter und Bernd Gaubinger ist kaufmännischer Geschäftsführer der Osterfestspiele: Was genau war da Ihre Aufgabe? Haben sich Rattle und Thielemann bei der Programmzusammenstellung denn dreinreden lassen?

Alward: Ich habe mich immer als Maßschneider im Umgang mit Künstlern und Programmen gesehen und nie bloß als Handlanger eines Dirigenten. Dieses Recht habe ich mir in 46 Jahren in diesem Beruf erarbeitet. Und so steht es ja auch in meinem Vertrag. Im Februar 2010 war Simon Rattles Programm für Ostern desselben Jahres natürlich fertig, auch die Opern der Folgejahre - „Salome“ 2011 und „Carmen“ 2012 - waren bereits fixiert. Aber die Konzerte dieser Jahre tragen durchaus auch meine Handschrift. Und in den drei Jahren mit Christian Thielemann habe ich mich ebenfalls und besonders intensiv eingebracht.

APA: Wie groß ist denn der Spielraum der Programmierung im Hinblick auf das Publikum?

Alward: Das Publikum der Osterfestspiele ist außergewöhnlich loyal. Es kommt bereits in der vierten Generation nach Salzburg. Es hat einen Stand und einen Status im Leben erreicht, in dem es genau weiß, was es hören will. Also ist man gut beraten, ein entsprechendes Programm zu bieten und nicht an einem System zu rütteln, das gut funktioniert.

APA: Nach 46 Jahren im Management klassischer Musik: Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Alward: Ich sage Ihnen, was sich nicht verändert hat: Die ständige Suche nach Qualität auf allen Ebenen. Dabei zeichnet sich schnell ab, ob es um hohle Schablonen oder um Künstler mit Substanz geht. Es wird immer so sein, dass ein Publikum an einem Abend ins Konzert kommt, um besondere Konstellationen zu hören. Nach wie vor wollen die Leute zu bestimmten Künstlern und zu einem bestimmten Repertoire.

APA: Teilen Sie die Analyse, dass die Musiker, speziell die Orchester, besser geworden sind als früher?

Alward: Bedingt ja. Vor allem im technischen Bereich. Es ist atemberaubend, wie schnell Orchester heutzutage auch komplizierte Partituren lernen und in wie wenig Probezeit gutes Niveau erreicht wird. Leider aber gibt es auch einiges an Oberflächlichkeit und Routine. Jeder Veranstalter muss danach trachten, autopilotartige Aufführungen zu vermeiden und den Publikumsgeschmack zu treffen.

(Das Gespräch führte Christoph Lindenbauer/APA.)