Freelander-Erbe protzt mit Platz
Der Discovery Sport von Land Rover kann das meiste besser, was sein inoffizieller Vorgänger immerhin schon gut konnte. Nur bei einem technischen Detail regen wir eine Feinabstimmung an.
Von Markus Höscheler
Estavayer-le-Lac – Noch eine Modellpflege hätte er wohl nicht vertragen, der Freelander 2 von Land Rover. Ständig haben Designer, vor allem aber Konstrukteure an ihm herumgezimmert, ihn verbessert. Mal gab es mehr Geländefähigkeit, mal ein optimiertes Triebwerk, mal eine Start-Stopp-Automatik. Doch das Raumangebot, insbesondere das Gepäckabteil, stimmte Teile der Kundschaft und den Anbieter immer wieder nachdenklich. Dass die benötigte Gehirnenergie zu etwas sehr Produktivem geführt hat, schlägt sich im Discovery Sport nieder, der seit Kurzem anstelle des Freelander 2 Schauraumfläche der verbundenen Händler benötigt.
Sein augenscheinlicher Vorteil ist seine Größe: Mit 4,6 Metern Karosserielänge überragt er den Freelander 2 um zehn Zentimeter. Das schafft vor allem Platz: Der Kofferraum fällt größer aus, zudem gibt es optional die Möglichkeit, eine dritte Sitzreihe zu okkupieren. Als 5+2-Sitzer verfügt der Discovery Sport somit über ersichtlich mehr Variabilität.
Technisch hingegen sehen wir zunächst Vertrautes: Der Testwagen verfügt über mehrere Gelände-Fahrmodi, eingebettet in das Land-Rover-eigene Terrain-Response-System. Das allradgetriebene Fahrzeug passt sich an den jeweiligen Untergrund per Tastendruck an, um eine größtmögliche Manövrierfähigkeit zu gewährleisten. Während unserer Probezeit sahen wir uns beispielsweise genötigt, auf Schnee umzustellen, da die Fahrt zum Genfer Autosalon von winterlichen Niederschlägen begleitet war.
Mit Terrain Response ist Land Rover bereits seit mehreren Jahren als Branchenvorbild unterwegs, mit dem Infotainmentsystem hinken die Briten noch hinterher. Zwar bietet die Technik sehr viele Möglichkeiten, die Lautsprecher sind klasse. Aber die Bedienung des Touchscreens, die Menüführung und auch die Kartenansicht haben ihren Höhepunkt bereits überschritten. Allerdings: Land Rover hat (inklusive Jaguar) bereits eine Technikoffensive angekündigt, die sukzessive in den eigenen Baureihen eingesetzt wird.
Noch recht frisch im Programm ist die Neun-Stufen-Automatik, verbunden mit dem 190 PS starken 2,2-Liter-Turbodiesel. Zumeist agiert der Wandler komfortabel, gelegentlich gibt es kleine Ruckler, die nach einer feineren Abstimmung verlangen. Beachtlich dagegen ist das Verhalten des Selbstzünders. Mühelos bringt er den Zwei-Tonner in Schwung, im Durchschnitt begnügt sich das Aggregat mit 7,7 Litern je 100 Kilometer. Das verdient Respekt – zumal wir wissen, das Jaguar Land Rover dabei ist, mit neuen, noch sparsameren Ingenium-Motoren den Markt aufzumischen.
Innerhalb von Land Rover mischt der Discovery Sport die Karten jedenfalls neu. Der neue Geländewagen hat nicht nur den Freelander 2 des Platzes, pardon, der Straße verwiesen, sondern sich als Alternative exponiert gegenüber dem Range Rover Evoque. Dessen Design ist gewiss ausgefallener, sein Finish mag noch besser wirken – der Discovery Sport offeriert dafür mehr Platz, mehr Nutzwert und dennoch genügend „Lifestyle“-Optik.
Dass der Neuling zudem offen für allerlei Luxus ist, belegt einerseits die dicke Preis- und Ausstattungsliste, andererseits der Testwagen selbst. Lederbestuhlung, mehrfach elektrische Sitzverstellung, Panoramaglasdach und Lenkradheizung stellen Elemente dar, die besondere, vielleicht sogar unvergessliche Fahrerlebnisse ermöglichen. In diesem Fall überschreitet der Kunde aber die 60.000-Euro-Marke bei der Anschaffung – beachtenswert für ein Modell, das eigentlich ab 33.350 Euro (als Fronttriebler) in der Auslage steht.