Kunst

Was echte Salzberger erzählen

© Domanig

Im Gemeindemuseum Absam ist noch bis Montag ein spannendes Oral-History-Projekt zu erleben: Zwei der letzten Zeitzeugen erinnern sich an den Salzbergbau im Halltal.

Von Michael Domanig

Absam –Im Dachgeschoß des Gemeindemuseums Absam kann man sich noch bis einschließlich Montag ein Bild vom historischen Salzbergbau im Halltal machen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Vier mal drei Meter misst der Ausdruck eines Fotos vom Salzberg, das Reinhold Mair aus Absam dem Museum zur Verfügung gestellt hat. Zu sehen ist nur dieses eine, höchstwahrscheinlich vor 1900 entstandene Bild – aber es reicht für eine ganze Ausstellung.

Denn Sepp Peskoller aus Absam und Hans Plattner aus Thaur, die noch selbst am Salzberg gearbeitet haben, wurden anhand der Details auf dem Foto nach ihren Erinnerungen befragt. Sie sind zwei von nur acht heute noch lebenden „Salzbergern“ – das Bergwerk wurde 1967 aufgelassen. Auch Günter Amor, ausgewiesener Spezialist für das Halltal, hat wichtige Informationen beigesteuert. Die Interviews, denen die Besucher in einem einstündigen „Stationenbetrieb“ lauschen können, bilden den Kern der Ausstellung.

Die beiden Zeitzeugen erzählen etwa von den Lawinen, die alljährlich von Wildanger und Törl Richtung Salzberg donnerten. Oder von alten Straßen, die so steil waren, dass sie motorisiert kaum zu bewältigen waren. Das Bild zeigt auch verschiedene Gebäude – etwa das Herrenhaus, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Unterkunft für die Belegschaft diente. Dort gab es laut Peskoller und Plattner eigene Milser, Thaurer oder Absamer „Gutschen“ (Schlafkammern), in denen alle Arbeiter aus einem Ort nächtigten. Und einen Raum, der „Russland“ genannt wurde, weil er so groß und kalt war. Der Blick geht aber noch weiter zurück – etwa zur Zunft der „Hochwirker“, die einst das Holz über das Stempeljoch, also von oben, zum Salzberg brachten. Das änderte sich erst, als in Tirol das Eisenbahnzeitalter Einzug hielt.

Aus heutiger Sicht waren es harte Zeiten mit strengen Hierarchien: Strafen für Bergleute, die sich nicht ordnungsgemäß verhielten, waren einst an der Tagesordnung: So mussten etwa im Jahr 1840 215 Bergleute insgesamt 291 Strafschichten im Stollen leisten, berichtet Matthias Breit, Leiter des Gemeindemuseums Absam. Schon Kleinigkeiten wurden sanktioniert – etwa das „Vergehen“, einen Vorgesetzten im Gasthaus nicht ordnungsgemäß zu grüßen.

Dass jemand, der in der Saline eine Disziplinarstrafe ausfasste, auf den Salzberg „strafversetzt“ wurde, war sogar noch im 20. Jahrhundert üblich, wie Hans Plattner zu berichten weiß. Bezeichnend ist auch der Anlass, warum Sepp Peskoller, später lange Jahre Wirt der Bettelwurfhütte, 1947 am Salzberg kündigte: Der Betriebsleiter hatte von ihm verlangt, ihm die Stiefel auszuziehen – was Peskoller verweigerte.

„Befahrungsberichte“ aus den Stollen und ein historischer Zeitungsbericht runden die historische Spurensuche ab. Geöffnet ist die Ausstellung noch bis Montag, jeweils von 17 bis 19 Uhr. Eintritt frei!

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