Iran - Ölexporte dürften nach Sanktionen nur kurz hochschnellen
Wien (APA) - Werden im Gefolge der Grundsatzeinigung auf das iranische Atomprogramm die Wirtschaftssanktionen gegen das Land aufgehoben, kön...
Wien (APA) - Werden im Gefolge der Grundsatzeinigung auf das iranische Atomprogramm die Wirtschaftssanktionen gegen das Land aufgehoben, könnte iranisches Öl kurzfristig den Markt fluten. Der Iran hat große Vorräte auf Lager. Wenn diese aber aufgebraucht sind, braucht es dringend Investitionen in Ölfelder. Schon vor der Sanktionsperiode sind die Produktionsvolumina gefallen, sagt JBC-Ölexperte Alexander Pögl.
Die Sanktionen des Westens haben den Iran ins Mark getroffen, immerhin kommt die Hälfte der iranischen Staatseinnahmen aus dem Mineralölbereich. 2012 hat die EU ein Öl- und Gasembargo gegen den Iran verhängt. 2011 hatte der Iran noch 2,5 Millionen Fass Rohöl pro Tag exportiert, 2013 waren es nur mehr 1,1 Mio. Barrel, momentan dürfte es ebenfalls etwas über eine Million Fass sein. Die größten Abnehmer sind China, Japan, Südkorea und Indien. Die US-Regierung hat einigen Ländern beim Ölhandel Ausnahmen zugestanden.
Laut der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), zu der der Iran gehört, hat das Land zuletzt, im Februar knapp 2,8 Mio. Fass Öl am Tag produziert. Nach Angaben des Landes selbst waren es etwas mehr als 3 Mio. Tonnen. „Das Potenzial ist grundsätzlich groß“, so Pögl am Freitag zur APA. 2007 habe der Iran knapp 4 Mio. Fass am Tag an die Oberfläche gebracht.
Dass der Iran imstande wäre, bei Aufhebung der Sanktionen den Ölhahn sofort wieder derart aufzudrehen, glaubt der Energieexperte aber nicht. „Wir glauben, dass der Iran übers nächste Jahr nicht mehr als 300.000 Fass pro Tag zusätzlich auf den Markt bringen kann.“
Die Angaben des iranischen Ölministers Bijan Zanganeh, der kürzlich sagte, sein Land könnte nach Sanktionsaufhebung binnen weniger Monate 1 Mio. Fass pro Tag zusätzlich ausführen, seien mit Vorsicht zu genießen. Aufgrund fehlender internationaler Investitionen und technologischer Neuerungen auf den Ölfeldern dürfte nämlich die Produktionskapazität in der Zeit der Sanktionen weiter gesunken sein, so Pögl. Schon vorher, von 2005 bis 2011 habe es einen natürlichen Wachstumsabfall gegeben. Ohne entsprechende Maßnahmen verlieren Ölfelder jährlich etwa drei bis vier Prozent an Produktionskapazität (natural decline rate).
Eine kurze Zeit könnte es aber schon möglich sein, dass der Iran den Markt mit deutlich mehr Öl versorgt, so Pögl. „Zum einen hat der Iran große Volumina auf Lager. Zum anderen hat sich eine ganze Industrie um die Sanktionen gebildet. Man vermutet, dass gewisses Rohöl als Schweröl oder Kondensate reklassifiziert wurde.“ Der Iran dürfte also trotz Sanktionen Öl exportieren. Die Mengen sind laut Pögl schwer zu schätzen, aber wohl nicht allzu groß. Wenn man die Reklassifizierung und die Lagerbestände - angeblich 7 bis 35 Mio. Fass Rohöl - herausrechnet, bleibe nicht mehr so viel über.
Was der Iran jetzt brauche, seien Technologie und internationale Gelder. Wenngleich der derzeit niedrige Ölpreis internationale Ölkonzerne auf die Investitionsbremse steigen lasse, dürfte das Interesse am Iran groß sein. „Grundsätzlich werden internationale Investoren vor der Tür stehen, so viele Möglichkeiten für einen Explorationszugang gibt es nicht“, so Pögl.
Wie sich das alles auf den Ölpreis auswirkt, sei schwer vorauszusagen. „Wir wissen noch immer relativ wenig über den Atom-Deal. Ist die Einigung überhaupt in den USA und im Iran durchsetzbar? Was sagt der US-Kongress dazu“, verweist Pögl auf Unsicherheitsfaktoren.
Am Donnerstag hat die Aussicht auf ein steigendes Angebot aus dem Iran den Ölpreis deutlich belastet. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 2,32 Dollar auf 54,78 US-Dollar, die US-Sorte WTI fiel um 1,20 Dollar auf 48,89 Dollar. „Es mag sein, dass der Preis noch ein, zwei, drei Dollar fällt“, so Pögl. „Wir kommen jetzt im April/Mai an den Höhepunkt, was das Überangebot am Markt betrifft.“ In der zweiten Jahreshälfte 2015 werde sich das Überangebot deutlich reduzieren.