Zahl der Opfer bei Angriff auf Universität stieg auf 148
142 Studenten und sechs Sicherheitskräfte wurden bei dem Anschlag auf die Universität Garissa getötet.
Nairobi – Das Massaker der somalischen Al-Shabaab-Miliz an christlichen Studenten in Kenia hat in dem ostafrikanischen Land und im Ausland für Entsetzen gesorgt. Auf dem angegriffenen Campus in der Stadt Garissa spielten sich erschütternde Szenen ab, als Väter und Mütter am Freitag ihre getöteten Kinder identifizierten. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich auf 148. Die EU verurteilte den Versuch, die Religionen zu spalten.
Vier Kämpfer der Al-Shabaab-Miliz waren am Donnerstag vor Morgengrauen in die Hochschule gestürmt. Erst töteten sie mit Handgranaten und Maschinenpistolen dutzende Studenten, dann nahmen sie viele weitere als Geiseln, um sie später umzubringen. Insgesamt gab es 148 Todesopfer und 79 Verletzte. Bei der Erstürmung durch Soldaten am Abend töteten sich die Extremisten durch das Zünden von Sprengstoffwesten selbst.
„Mein Sohn war unter den gefangenen Studenten, seit gestern habe ich keine Nachricht von ihm“, sagte Habel Mutinda, ein älterer Mann, während ihm Tränen über das Gesicht liefen. „Ich habe ihn unter den Leichen gesucht, um ihn zu identifizieren. Es muss in der Hitze schnell gehen. Es ist schlimm.“
„Von Terroristen nicht einschüchtern lassen“
Innenminister Joseph Nkaissery begab sich an den Ort des Massakers. „Kenias Regierung wird sich von den Terroristen nicht einschüchtern lassen, die mit der Ermordung unschuldiger Menschen die Regierung demütigen wollen“, sagte er. „Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Kampf gegen unsere Feinde gewinnen.“
Nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt Nairobi gab Nkaissery am Freitagabend bekannt, dass sich die Zahl der Toten um einen erhöht habe. 142 Studenten und sechs Sicherheitskräfte seien getötet worden.
Die meisten Opfer waren christliche Studenten, muslimische Hochschüler ließen die Angreifer nach eigenen Angaben flüchten. Die Shabaab-Miliz wollte mit dem Massaker den Abzug der kenianischen Truppen aus Somalia erzwingen. Überlebende schilderten, wie die Geiselnehmer die Studenten zwangen, ihre Eltern anzurufen, damit diese ihre Forderung an die Regierung richteten. Nach den Anrufen erschossen sie ihre Opfer.
Miliz: Vergeltung für Beteiligung Kenias an Friedenstruppe
Ein Al-Shabaab-Sprecher nannte am Donnerstag die Beteiligung Kenias an einer internationalen Friedenstruppe in Somalia als Grund für den Angriff. Seit 2011 verüben Al-Shabaab-Extremisten immer wieder Anschläge in Kenia. Die mit dem Al-Kaida-Netzwerk verbündete Miliz bekannte sich unter anderem zu einem Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi mit 67 Toten im September 2013.
Der Angriff in Garissa, 150 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt, war der schwerste Anschlag in Kenia seit mehr als 15 Jahren. Im August 1998 war die US-Botschaft in Nairobi Ziel eines Anschlags der Al-Kaida geworden, bei dem 213 Menschen getötet wurden.
Papst Franziskus verurteilte „die sinnlose Brutalität“ der Tat. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier warf den Extremisten eine „menschenverachtende Gesinnung“ vor, sie würden „keinerlei Skrupel“ kennen. Er sicherte der Regierung in Nairobi „die Solidarität der deutschen Regierung im Kampf gegen diesen Terror“ zu. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilte via Kurznachrichtendienst Twitter das „abscheuliche Verbrechen“.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sicherte Kenia die Unterstützung der Europäischen Union zu. „Gewalttätiger Extremismus hat einmal mehr auf das Recht des kenianischen Volkes auf ein Leben in Frieden und mit Religionsfreiheit gezielt“, fügte sie in einer Erklärung hinzu. Der Angriff zeige „die Entschlossenheit“ der Angreifer, „eine Spaltung zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen zu provozieren“. (APA/AFP)