Internationale Pressestimmen zum Atomvertrag mit Iran

Teheran (APA/dpa) - Zur Rahmenvereinbarung im Atomstreit mit dem Iran schreiben Zeitungen am Samstag:...

Teheran (APA/dpa) - Zur Rahmenvereinbarung im Atomstreit mit dem Iran schreiben Zeitungen am Samstag:

„De Telegraaf“ (Amsterdam) :

„Der Iran droht seit 36 Jahren, Israel von der Landkarte zu tilgen, und ließ erst in dieser Woche erneut wissen, dass die Vernichtung des Judenstaates nicht verhandelbar sei. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ist daher zu Recht sehr besorgt wegen des konzipierten Atomdeals zwischen dem Iran und sechs Großmächten. (...) Es darf nicht vergessen werden, dass es hier de facto um einen terroristischen Staat geht. Die iranischen Revolutionären Garden gelten als Verantwortliche für eine lange Reihe von Anschlägen überall in der Welt. Die vom Iran ausgehende Gefahr ist ungeachtet aller lobenden Worte über den historischen Charakter der Vereinbarungen noch längst nicht überwunden.“

„Dernieres Nouvelles d‘Alsace“ (Straßburg):

„(US-Präsident) Barack Obama und die EU verdienen Respekt für ihre Beständigkeit und Hartnäckigkeit in den Atomverhandlungen. Sie setzen auf den guten Willen Teherans und erwarten, dass das Regime für ein Ende der Isolierung seine Politik mäßigt und zu einem berechenbaren Verbündeten wird. Von der Wiederaufnahme des Mullah-Regimes in die internationale Gemeinschaft erhofft sich der Westen einen Abbau der Spannungen. Die Sanktionen haben den Iran nicht daran gehindert, sein Atomprogramm ohne jede auswärtige Kontrolle zu entwickeln. Man musste etwas anderes versuchen, um endlich voranzukommen.“

„Neue Zürcher Zeitung“:

„Iran hätte schon längst eine Einigung mit dem Westen haben können, hätte es nicht stur auf einem eigenen Anreicherungsprogramm beharrt. Dieses ergibt in kommerzieller Hinsicht keinen Sinn. Iran kann den Uranbrennstoff für seine Reaktoren viel günstiger in Russland beziehen. Auch die Dimensionen der Anlagen lassen eher auf militärische als auf kommerzielle Zwecke schliessen. Einen grundlegenden Kurswechsel hat Iran daher wohl nicht vollzogen. Darüber muss sich der Westen im Klaren sein, wenn er mit dem Teheraner Regime einen politischen Handel abschliessen will.“

„Duma“ (Sofia):

„Die Menschen in Teheran gingen auf die Straße und feierten mit lauten Partys. Sie hatten einen Anlass zu feiern. Aber nicht etwa, weil sie US-Präsident Barack Obama im Fernsehen sahen, was im Iran außerordentlich selten vorkommt, sondern weil die sechs verhandelnden Mächte und der Iran ein wichtiges Abkommen über Teherans Atomprogramm erzielt haben. Für die Iraner bedeutet es das Ende der harten Sanktionen. Dies wird, es versteht sich, nicht sofort geschehen. Am Donnerstag wurde nur die Rahmenvereinbarung beschlossen - es werden allerdings Hoffnungen gehegt, dass das endgültige Abkommen bis 30. Juni fertig sein wird. Mit anderen Worten: Es stehen noch lange und mit Sicherheit nicht leichte Verhandlungen bevor. Wichtig ist aber, dass der große Schritt gemacht wurde.“