Russland will in UNO „humanitäre Feuerpause“ im Jemen erreichen
Moskau legte am Samstag dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York einen Resolutionsentwurf vor. In den vergangenen Wochen wurden bei Kämpfen mehr als 500 Zivilisten getötet.
New York - Mithilfe der Vereinten Nationen will Russland die von Saudi-Arabien geführten Luftangriffe im Jemen stoppen. Moskau legte am Samstag dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York einen Resolutionsentwurf für eine „humanitäre Feuerpause“ vor. Moskau hatte in den vergangenen Tagen Probleme, seine Landsleute aus dem Bürgerkriegsland herauszuholen.
„Die Ratsmitglieder brauchen allerdings noch Zeit, den russischen Vorschlag zu überdenken“, sagte die jordanische UNO-Botschafterin Dina Kawar, die in diesem Monat den Vorsitz im Sicherheitsrat führt. Zuvor hatten die 15 Ratsländer zweieinhalb Stunden lang in einer eilig einberufenen Sondersitzung über den russischen Vorstoß beraten. „Wir hoffen, dass wir am Montag etwas vorlegen können.“
Humanitäre Katastrophe droht
Großbritanniens stellvertretender UNO-Botschafter Peter Wilson sagte, dass sein Land die Luftangriffe auf die Rebellen weiter unterstütze. Zivile Opfer müssten aber unbedingt vermieden werden. „Aber es ist auch äußert wichtig festzustellen, wie wir in diese Situation gekommen sind: Weil die Houthis immer und immer wieder Waffenruhen verletzt, militärische Aktionen angezettelt und zur Gewalt gegriffen haben, statt sich an den politischen Gesprächen zu beteiligen.“
Die Vereinten Nationen hatten bereits vor einer drohenden humanitären Katastrophe gewarnt. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien bei den Kämpfen im Jemen 519 Zivilisten getötet worden sein, hieß es bei der Weltorganisation. Zehntausende seien Flüchtlinge im eigenen Land.
Das Rote Kreuz hatte am Samstag ebenfalls zu einer 24-stündigen Feuerpause aus humanitären Gründen aufgerufen. Nur so könnten die vielen Verletzten versorgt werden, und die Einwohner der umkämpften Gebiete in die Lage versetzt werden, Wasser und Nahrungsmittel zu besorgen, erklärte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
Luftangriffe auf Sanaa
Die von Saudi-Arabien geführte arabische Militärallianz machte humanitäre Hilfe für den Jemen aber davon abhängig, ob die Zeit dafür reif ist. „Die humanitäre Operation ist Teil unserer Arbeit und unserer Verantwortung“, sagte der saudi-arabische Brigadegeneral Ahmed Assiri am Samstag. Die Hilfsgüter dürften allerdings nicht in die falschen Hände, etwa die der Houthi-Rebellen, fallen.
Bei einem saudi-arabischen Luftangriff gegen Ziele in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurden am zehnten Tag der Angriffe mindestens zehn Menschen getötet. Dutzende weitere erlitten Verletzungen, wie Anrainer am Samstag im Vorort Hajar Akash berichteten. Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. Bei den Opfern handelte es sich offensichtlich um Zivilisten. Der Luftangriff auf den Vorort von Sanaa hatte sich gegen ein nahes Camp der Houthi-Rebellen gerichtet. Eine Luft-Boden-Rakete verfehlte jedoch ihr Ziel und schlug in dem Wohngebiet ein, hieß es.
Die von Saudi-Arabien geführte „sunnitische“ Allianz bombardiert seit zehn Tagen Stellungen der Houthis im Jemen. Die schiitischen Aufständischen haben weite Teile des Landes im Süden der arabischen Halbinsel unter ihre Kontrolle gebracht. Das Königshaus in Riad betrachtet die Houthis als „Klienten“ Teherans. Saudi-Arabien und der Iran wetteifern um die Vorherrschaft in der Region.
Lokale Milizen, die den vor den Houthis ins Ausland geflohenen jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi unterstützen, schlugen indes die Houthi-Rebellen weitgehend aus der südlichen Hafenstadt Aden zurück. Dabei halfen ihnen die Luftangriffe der Sunniten-Koalition. (APA/dpa/AFP)