Absturz 4U9525

Trauer in den Alpen: Aufklärung von Germanwings-Absturz kommt voran

Am Freitag gedachte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve (2.v.l.) in Le Vernet den Opfern des Flugzeugabsturzes.
© Reuters/Lionel Bonaventure

In der Absturzregion der Germanwings-Maschine trauern die Angehörigen der Opfer. Die Aufklärung der Katastrophe kommt voran. Zudem beschäftigt ein Zwischenfall in Stuttgart die Airline.

Paris – In der Absturzregion der Germanwings-Maschine trauern weiter Angehörige um die 150 Opfer der Katastrophe. In Le Vernet nahe der Unglücksstelle trafen erneut Angehörige ein. Das französische Fernsehen zeigte Bilder von Trauernden an einer provisorischen Gedenkstätte in dem kleinen Ort. Angehörige wurden - wie immer seit dem Absturz am 24. März - von der Polizei abgeschirmt und geschützt. In den französischen Alpen gingen die Bergungsarbeiten weiter. Einsatzkräfte suchten am Samstag und Sonntag an der schwer zugänglichen Stelle weiter nach Flugzeugteilen und persönlichen Gegenständen der Toten.

Andere Arbeiten seien weitgehend eingestellt. Die Unfallstelle werde weiter gesichert, teilte die Präfektur am Sonntag mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden etwa zahlreiche Handys gefunden.

In der kommenden Woche soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren. Für schweres Bergungsgerät hatten die französischen Verantwortlichen eigens einen improvisierten Weg für Geländefahrzeuge zu dem sonst nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbaren Ort des Absturzes präparieren lassen. Die Lufthansa hat bereits eine Spezialfirma damit beauftragt, das Gelände nach dem Absturz zu reinigen. Auch diese Arbeiten sollen unter Aufsicht von Staatsanwaltschaft und französischen Behörden erfolgen.

Ermittlungen gehen weiter

Ermittlungen verfestigen Stück für Stück den Verdacht gegen den Co-Piloten. In Paris ausgewertete Daten des zweiten Flugschreibers zeigen, dass der 27-Jährige die Maschine bei dem von ihm eingeleiteten Sinkflug sogar noch beschleunigte. Die französische Untersuchungsbehörde Bea kündigte weitere Analysen der Blackbox an.

DerAutopilot war laut Bea im Cockpit so eingestellt worden, dass die Maschine auf etwa 30 Meter hinuntergeht. Schon seit Auswertung der ersten Blackbox - des Sprachrekorders, den man noch am Unglückstag fand - wird der Co-Pilot verdächtigt, den Piloten mit Absicht aus dem Cockpit ausgesperrt zu haben.

Die Düsseldorfer Ermittler hatte zuvor mitgeteilt, der Co-Pilot habe sich kurz vor dem Todesflug mit seinem Computer über „Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung“ sowie Sicherheitsvorkehrungen bei Cockpit-Türen informiert.

Identifizierung der Opfer nach Ostern

Fachleute der Luftfahrtbranche wollen nach Ostern beraten, ob die Technik der Cockpit-Tür geändert werden soll. Auch die Einführung einer Ausweispflicht an Flughäfen wird debattiert, weil die Passagierlisten derzeit nicht genau genug sind. Geprüft werden sollen auch medizinische und psychologische Checks, mit denen die Flugtauglichkeit von Piloten festgestellt wird.

Bei der Identifizierung der Opfer werden nach Angaben der französischen Ermittlern die gefundenen DNA-Profile mit Proben von Angehörigen abgeglichen. Die Arbeit soll nach Ostern losgehen. Unter den insgesamt 150 Menschen an Bord von Flug 4U9525 war auch eine Schülergruppe aus Haltern in Nordrhein-Westfalen.

Zwischenfall mit Germanwings-Maschine

Während die Untersuchungen in Frankreich und in Düsseldorf fortlaufen, gab es am Samstag einen Zwischenfall mit einer Germanwings-Maschine: Eine Warnung über Ölverlust zwang den Airbus 319 zur außerplanmäßigen Landung in Stuttgart. Verletzt wurde niemand. Die Maschine war von Köln/Bonn in Richtung Venedig unterwegs. Die 123 Passagiere blieben unverletzt und konnten ihre Reise in einem Ersatzflugzeug fortsetzen. Nach der Warnung im Cockpit wurde laut Germanwings aus Sicherheitsgründen ein Triebwerk abgeschaltet und eine „Ausweichlandung“ vorgenommen. Am Flughafen wurde von einer „Notlandung“ gesprochen.

Der Airbus wird von Technikern der Lufthansa untersucht. Die Inspektion der Maschine dauert nach Unternehmensangaben vom Sonntag noch an. Weitere Angaben machte die Airline zunächst nicht.

Ähnliche Zwischenfälle, wie der am Samstag, erlebt der Stuttgarter Flughafen zwischen fünf- und zehnmal im Jahr, wie Geschäftsführer Georg Fundel sagte. Dazu zähle er auch medizinische Notfälle an Bord, oder wenn im Cockpit nicht richtig angezeigt werde, ob das Fahrwerk eingerastet sei. Jeder Notfall verlaufe jedoch anders, so der Flughafenchef. Die Crew des Airbus A319 habe einwandfrei reagiert. (dpa)