Ostern im Irak: Papst entsandte Kardinal Filoni zu Flüchtlingen

Bagdad (APA) - Im Auftrag von Papst Franziskus verbrachte der Präfekt der vatikanischen Missionskongregation, Kardinal Fernando Filoni, die ...

Bagdad (APA) - Im Auftrag von Papst Franziskus verbrachte der Präfekt der vatikanischen Missionskongregation, Kardinal Fernando Filoni, die Kar- und Ostertage unter Flüchtlingen und Vertriebenen im Irak. Nach einem Abstecher nach Amman, wo er irakische Flüchtlinge besuchte, reiste Filoni in den Nordirak.

Nach einer Begegnung mit Spitzenpolitikern der autonomen kurdischen Region in der Hauptstadt Erbil erklärte er laut einem Bericht der Ökumenischen Stiftung Pro Oriente: „Alle haben mir versichert, dass die Christen ganz oben auf ihrer Prioritätenliste stehen und dass sie sich über die Präsenz der Christen hier freuen.“

Der Kardinal räumte ein, dass bei vielen Christen das Vertrauen in die muslimischen Nachbarn durch die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Vormarsch der IS-Terroristen zerstört ist: „Die Christen haben Angst, dass sie nicht in ihre Städte und Dörfer zurückkehren und dort ihr Leben wieder in die Hand nehmen können.“ Je mehr Zeit vergehe, desto weniger glaubten die Menschen an eine Zukunft. Ziel seiner Reise sei es, sie in ihrer Geduld zu bestärken, trotz aller Probleme. Es gehe darum, den Flüchtlingen Nähe zu vermitteln; ihnen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind. Dass seine Mission gerade in der Karwoche stattfinde, habe „eine geistliche Bedeutung“.

Filoni traf in diesen Tagen mit vielen Flüchtlingen zusammen, nicht nur mit Christen, auch mit Angehörigen anderer Minderheiten wie den Yeziden. Verglichen mit seinem Besuch im Vorjahr habe sich die materielle Lage der Flüchtlinge verbessert, so der Kardinal gegenüber „Radio Vatikan“, doch die Situation sei „schwierig und heikel“. Die Kirche im Irak setze große Hoffnungen auf die Präsenz des Vatikan-Emissärs, erklärte chaldäisch-katholische Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni. Die Bischöfe hätten wiederholt darauf hingewiesen, dass die Islamisten das Ziel verfolgen, das Christentum mit seiner 2000-jährigen Geschichte zu vernichten. „Diese Barbaren haben kein Gewissen, keine Kultur.“

Der Leiter des „Christian Aid Program Northern Iraq“ (Capni), Archimandrit Emanuel Youkhana von der Apostolischen Kirche des Ostens, nannte die Situation der Christen im Irak seit dem Vormarsch der IS-Terroristen noch verzweifelter als zuvor. Viele Christen hätten das Gefühl, von ehemaligen Nachbarn verraten worden zu sein. Flüchtlinge aus der Region Mosul plage dieser Gedanke wie eine offene Wunde. Viele Muslime hätten sich auf die Seite der IS-Terroristen geschlagen, schilderte ein von Youkhana betreuter Flüchtling. Es kursierten Geschichten von Nachbarn, die verlassene Häuser plünderten. Viele könnten sich daher eine Rückkehr „nur mit internationalem Schutz“ vorstellen. „Das Vertrauen ist dahin“, sagte Youkhana. Geblieben sei Bitterkeit: „Wir wären Lügner, wenn wir sagten: Wir leben mit den Muslimen in Frieden.“

Der syrisch-katholische Erzbischof von Mosul, Youhana Bedros Mouche, plädierte unterdessen für eine internationale militärische Intervention im Irak: „Das ist das, was wir uns mittlerweile wünschen. Denn zu unserer Regierung haben wir alles Vertrauen verloren.“ Es gehe darum, die Gebiete der Christen zu befreien und eine Schutzzone zu bilden, in der die Christen „sicher als Christen leben können“. Zuerst bedürfe es einer internationalen Armee, um Städte und Dörfer zu beschützen. „Wir sind doch keine Bürger zweiter Klasse.“ Mouche ist froh, dass sich der UNO-Sicherheitsrat Ende März mit der Christenverfolgung durch die US-Miliz beschäftigt hat.

Doch Ostern begingen die Christen in großer Trauer, „verleugnet und misshandelt wie Jesus“, klagte Bischof Mouche von Mosul. Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Thomas Mirkis, sieht die Christen im Irak in einer doppelt schwachen Position. Sie seien wenige Prozent und keine geschlossene ethnische Gruppe. Kurden, sunnitische und schiitische Muslime träumten von eigenen Staaten, „nur Christen und Kommunisten wollen den Irak retten“, so Mirkis.