Staatstrauer nach Shabaab-Angriff auf Universität in Kenia
Am Ostersonntag begann in Kenia eine drei Tage dauernde Staatstrauer. Auch Papst Franziskus rief dazu auf, den ermordeten Opfern eines Terrorangriffs zu gedenken.
Nairobi – Vier Tage nach dem Massaker an der Universität in Garissa hat in Kenia eine dreitägige Staatstrauer begonnen. Die Flaggen wehten am Sonntag auf halbmast, während christliche und muslimische Geistliche zur Einheit aufriefen und in Ostergottesdiensten für die rund 150 Opfer gebetet wurde.
In der Presse wurde unterdessen scharfe Kritik an der verspäteten Reaktion der Polizei auf den Angriff der somalischen Islamistenmiliz Shabaab laut.
Präsident Uhuru Kenyatta warnte davor, Muslime zu Sündenböcken zu machen: „Gerechtfertigter Zorn“ dürfe nicht dazu führen, „jemanden zum Opfer zu machen, denn dies würde nur den Terroristen nutzen“. Bereits am Samstag hatte Kenyatta zur Einheit aufgerufen, zugleich aber eine harte Reaktion auf den Angriff angekündigt.
Papst rief auf, ermordeten Studenten zu gedenken
Der anglikanische Erzbischof Eliud Wabukala sagte bei einem Gottesdienst in der Kathedrale von Nairobi, „die Terroristen wollen Angst und Zwietracht in der Gesellschaft säen, aber wir sagen ihnen, ihr werdet niemals siegen“. Im überwiegend christlichen Kenia leben rund zwanzig Prozent Muslime. In Rom rief Papst Franziskus beim Ostergottesdienst die Menschen in aller Welt auf, für die ermordeten Studenten in Garissa zu beten.
Der stellvertretende Vorsitzende des Rats der Muslime in Kenia, Hassan Ole Naado, sagte, Kenia befinde sich im „Krieg, und wir müssen alle zusammenstehen“. Der Rat der Muslime werde dazu beitragen, Geld für die Beerdigung der 148 Todesopfer des Massakers und für die Behandlungskosten der rund hundert Verletzen aufzubringen. Naado warnte, das Ziel der Shabaab sei es, „einen Religionskonflikt“ in Kenia zu provozieren.
Kritik an langsamer Reaktion der Einsatzkräfte
Unterdessen wurde scharfe Kritik an der langsamen Reaktion der Einsatzkräfte laut. Zeitungen berichteten am Sonntag, Spezialkräfte der Polizei hätten sieben Stunden gebraucht, um aus der Hauptstadt Nairobi an den Tatort im Norden des Landes zu gelangen. „Dies ist Fahrlässigkeit von einem Ausmaß, das ans Kriminelle grenzt“, schrieb die Zeitung „The Nation“. Sie erinnerte an Zeugenaussagen, wonach die Täter langsam, mit „offensichtlichem Genuss“ mordeten.
Journalisten aus Nairobi gelangten per Straße schneller ins 365 Kilometer entfernte Garissa als die Spezialkräfte, die auf dem Luftweg anreisten. Dem Bericht der „Nation“ zufolge waren zwar die Spezialkräfte in Nairobi um 05.30 Uhr alarmiert worden, nachdem die ersten Berichte des frühmorgendlichen Angriffs der radikalislamischen Rebellengruppe auf die Universität öffentlich wurden. Allerdings traf das Hauptteam der Spezialkräfte erst kurz vor 14 Uhr am Tatort ein.
Innenminister Joseph Nkaissery wies die Kritik an den Sicherheitskräften zurück. Der Angriff sei „einer dieser Vorfälle, die jedes Land überraschen können“, sagte Nkaissery. Die „Nation“ warf den Sicherheitskräften vor, mit ihrer verspäteten Entsendung der Spezialkräfte dieselben Fehler begangen zu haben wie beim Shabaab-Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im September 2013 75 Menschen getötet worden waren.
Ein Attentäter offenbar „aufstrebender Anwalt“
Das Innenministerium teilte unterdessen mit, bei einem der vier getöteten Attentäter habe es sich um einen ethnischen Somalier mit kenianischem Pass gehandelt. Er habe einen Abschluss in Jus und sei von einem Bekannten als aufstrebender Anwalt beschrieben worden.
Die Shabaab-Kämpfer hatten bei ihrem Angriff gezielt christliche Studenten ermordet, bevor sie beim Sturm der Polizei getötet wurden. Mit dem Angriff wollte die radikalislamische Rebellengruppe Kenia zum Abzug seiner Truppen aus Somalia zwingen, wo sie am internationalen Einsatz gegen die Shabaab beteiligt sind. (APA/AFP)