„In diesem Supermarkt schätzen die Kunden Entschleunigung“
Es ist das erste inklusive Projekt in einem Tiroler Supermarkt. Keiner wusste, wie es ankommt. Nach knapp zwei Monaten ist die Freude über den ersten Erfolg groß.
Mötz –Es ist acht Uhr Früh. Draußen ist es kalt, in dem kleinen Supermarkt in Mötz freut sich Dominic auf die ersten Kunden. Jeder einzelne wird von ihm freundlich begrüßt. Der 25-Jährige strahlt über das ganze Gesicht und sagt sichtlich stolz: „Ich mag meine Arbeit sehr gerne.“
Dominic ist einer von zwei Mitarbeitern, die zu einem ganz speziellen Projekt der Supermarktkette MPreis, der Lebenshilfe und der Gemeinde Mötz gehören: Vor etwas mehr als zwei Monaten startete man mit einem kleinen Markt, der Menschen mit Behinderung integriert und mitarbeiten lässt. Für Mötz, das seit Jahren nur noch einen Dorfbäcker, aber keinen Nahversorger mehr hat, eine gute, aber durchaus von manchem im Ort kritisch beäugte Chance. Keiner wusste, wie das Projekt im Echtbetrieb funktionieren könnte.
Mittels Auswahlverfahren wurde neben Dominic auch der 22-jährige Domenico ausgesucht. Die beiden jungen Männer lernen alles von der Pike auf, werden dabei von Trainerinnen begleitet und gecoacht. Egal, ob Einräumen von Regalen oder Arbeiten an der Kassa, die jungen Männer machen alles, was für einen Verkäufer an Arbeit ansteht: „Es fühlt sich gut an zu arbeiten“, sagt auch Domenico.
„Wir besprechen in der Früh den Tagesablauf, es gibt auch mehrere geregelte Pausen. Die Jungs haben uns immer als Ansprechpartner, erarbeiten aber alles allein“, sagt Marion Mühlbacher, Assistenz der Lebenshilfe. Dass manches hier beim Einkaufen anders abläuft als in herkömmlichen Supermärkten, kommt bei den Kunden gut an: „Schon beim Eintreten in den Markt spüren die Leute eine gewisse Entschleunigung. Das erzählen viele, und auch die Freundlichkeit der jungen Verkäufer überzeugt“, sagt Bürgermeister Michael Kluibenschädl. Der LebensM samt Café sei eine Win-win-Situation für alle im Dorf, auch weil man einen neuen Treffpunkt hat.
Als Gewinn sieht auch Anna-Maria Mölk, die das Konzept fachlich betreut, das Projekt. Ihr Ziel ist ein großes: „Das hier ist ein ,training on the job‘ mit Begleitung. Ziel ist es, im Anschluss regulär im Lebensmittelhandel zehn bis 15 Stunden zu arbeiten.“ Von dem Miteinander sollen viele profitieren. In Mötz ist der erste Schritt getan. (lipi)