Tirol

Die eigene Familie ausgelöscht: Blick in die Tiroler Kriminalgeschichte

Schon vor 23 Jahren sorgte die Ermordung von fünf Menschen, darunter vier kleine Kinder, für Entsetzen in Tirol. Die öffentliche Anteilnahme war auch nach anderen Gewaltverbrechen an Kindern und jungen Frauen groß.

Von Thomas Hörmann

Wien – Der am Mittwoch verhandelte Fünffachmord von Kitzbühel zählt zu den schlimmsten Verbrechen in der Tiroler Kriminalgeschichte. Nur einmal – am 30. Juli 1997 – fielen einem Mörder ebenfalls fünf Menschen zum Opfer: seine Ehefrau und die vier gemeinsamen Kinder. Das Motiv: ähnlich wie in Kitzbühel die Trennung, aber auch Eifersucht.

Sechs Tage nach der Scheidung drang ein damals 32-jähriger Schichtarbeiter in die Wohnung seiner Ex-Frau in Langkampfen ein. Nach einem heftigen Streit flüchtete die 26-Jährige ins Badezimmer. Für die vierfache Mutter eine Todesfalle – der Arbeiter brach die Tür auf und erstach die Unterländerin mit einem Hirschfänger. Dann führte er seine vier Kinder (zwei Mädchen und zwei Buben zwischen zwei und sechs Jahren) einzeln in einen Nebenraum und tötete sie ebenfalls mit dem Messer. Im Anschluss wollte sich der 32-Jährige das Leben nehmen, scheiterte aber. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Thiersee war im November 2012 Schauplatz einer weiteren Familientragödie. Damals tötete ein Einheimischer (51) zunächst seinen 13-jährigen und dann den 23-jährigen Sohn mit einem Messer. Im Anschluss nahm sich der Vater in der Badewanne das Leben. Psychische Probleme waren vermutlich die Ursache für das Gewaltverbrechen.

Für landesweite Erschütterung sorgte auch der gewaltsame Tod eines dreijährigen Buben in der Innsbrucker Sillschlucht. Es war im September 2001, als der Vater sein Kind nach eigenen Angaben im Ambraser Schlosspark aus den Augen verloren hatte. Mehrere Suchaktionen waren die Folge. Schließlich gestand der Mann, den Buben erwürgt und in der Sillschlucht vergraben zu haben. Als Motiv nannte der damals 40-Jährige die schlimme familiäre Situation. 18 Jahre Haft.

Sechs Jahre vorher löste das Schicksal des achtjährigen Patrick in Münster Entsetzen aus. Das Kind war im März 1995 plötzlich verschwunden. Stunden später forderte ein unbekannter Entführer eine halbe Million Schilling. Bereits am nächsten Tag entdeckten Gendarmen die Leiche des Buben im Schlafzimmer-Kasten einer Einheimischen in Münster. Wie die Ermittlungen ergaben, hatte die Frau den Freund ihres Sohnes in ihre Wohnung gelockt und dann in Panik mit einem Polster erstickt. Mit der halben Million wollte sie ihre Schulden bei Versandhäusern abdecken.

Aber nicht nur bei Gewaltverbrechen an Kindern, sondern auch an jungen Frauen war die öffentliche Anteilnahme immer besonders groß. Wie etwa bei Daniela Kammerer, die im Juni 2005 in einer Telefonzelle im Innsbrucker Rapoldipark ermordet wurde. Wer die 19-jährige Studentin aus Niederösterreich in der lauen Sommernacht erstochen hat, ist bis heute unbekannt.

Auch die Ermordung der französischen Studentin Lucile K. auf der Innpromenade in Kufstein blieb lange ungeklärt. Die 20-Jährige ist in der Nacht zum 12. Jänner 2014 mit einem Stahlrohr erschlagen worden. Als im Herbst 2016 bei Freiburg eine deutsche Joggerin einem Sexualverbrecher zum Opfer fiel, entdeckten die Ermittler Parallelen zwischen den beiden Mordfällen. Der Durchbruch – schließlich gelang es den Ermittlern, einen rumänischen Lkw-Lenker als Serientäter auszuforschen. Der Mann wurde mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im September 2013 sorgte das plötzliche Verschwinden der 21-jährigen Außerfernerin Larissa B. in Innsbruck für Aufsehen. Eine Woche später gestand der 24-jährige Freund, die Frau in seiner Wohnung getötet und die Leiche in den Inn geworfen zu haben. Das Urteil: 20 Jahre Haft.

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