1943–2021

„Er war ein ganz großer Tiroler“: Nachruf auf Gernot Langes-Swarovski

Gernot Langes-Swarovski hat über Jahrzehnte die Entwicklung des Kristallkonzerns mitbestimmt.
© Böhm

Trauer um Gernot Langes-Swarovski, eine der größten Tiroler Unternehmerpersönlichkeiten.

Von Alois Vahrner und Wolfgang Müller

Wattens – Nach langer und mit großer Geduld ertragener Krankheit ist Gernot Langes-Swarovski im 78. Lebensjahr im Beisein der engsten Familie verstorben: Als größter Swarovski-Gesellschafter und Multi-Unternehmer hat Langes-Swarovski den Industrie- und Wirtschaftsstandort nachhaltig mitgeprägt. Zahlreiche Auszeichnungen würdigen das Lebenswerk des Tiroler Managers von internationalem Format.

Sein Leben stand ganz im Zeichen der Kristalle: Insgesamt 35 Jahre stand Gernot Langes-Swarovski als geschäftsführender Gesellschafter an der Spitze des Swarovski-Konzerns. Bereits mit 24 Jahren trat der am 13. Oktober 1943 in Wattens geborene Urenkel von Unternehmensgründer Daniel Swarovski in die Geschäftsführung ein und bereitete den Aufstieg zur Marke mit Weltruf.

„Mit unbändigem Geist beseelt“

In seine Zeit fiel die Weiterentwicklung des Kerngeschäftes mit der weltweiten Vermarktung von kristallinen Geschenk- und Schmuckartikeln: Mit einer anlässlich der ersten Olympischen Winterspiele in Innsbruck kreierten Kristallmaus wurden neue Kundenschichten und Märkte geöffnet. Anfang der 1980er-Jahre folgte der erste Swarovski-Shop in London, 1995 zum 100-Jahr-Jubiläum von Swarovski die gemeinsam mit André Heller kreierten Swarovski Kristallwelten in Wattens.

Seine Weggefährten bezeichnen Gernot Langes-Swarovski als „charismatischen Unternehmer aus Leidenschaft“, der „mit unbändigem Geist beseelt“ war. Die Gründung der Tyrolean Airways geht ebenso auf sein Engagement zurück wie die internationalen Erfolge des FC Swarovski Tirol in den frühen 90er-Jahren. Unter dem Dach der GLS-Gruppe sind heute die zahlreichen, privaten Beteiligungen zusammengefasst – vom renommierten Weingut Bodega Norton in Argentinien bis zu innovativen Unternehmen der Start-up-Branche.

Mit dem Ausscheiden aus der Swarovski-Geschäftsführung 2002 und aus dem Swarovski-Beirat 2010 zog sich Gernot Langes-Swarovski auch weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück, lediglich bei den Heimspielen „seiner“ WSG Wattens war er bis zuletzt treuer und stolzer Stammgast. Der Träger des Goldenen Verdienstkreuzes der Republik Österreich und Ehrenring-Träger des Landes hinterlässt drei Kinder. Die Beisetzung findet in den nächsten Tagen im engsten Familienkreis statt.

Platter: „Bemerkenswerter Visionär"

Sein Sohn Markus Langes-Swarovski betont: „Die letzten Jahre waren für meinen Vater aufgrund der fortgeschrittenen Krankheit nicht mehr einfach. Trotzdem kam sein Tod plötzlich und unerwartet. Er hinterlässt eine große Lücke – als herausragende Persönlichkeit und großer Unternehmer. Wir sind sehr traurig.“

Tief betroffen zeigen sich auch LH Günther Platter und Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf über das Ableben von Unternehmer Gernot Langes-Swarovski. „Ein ganz großer Tiroler ist nicht mehr – sein Handeln und Wirken für das Familienunternehmen Swarovski, das er zur international angesehenen Marke ausgebaut hat, sowie für den Standort Wattens und das Bundesland Tirol waren stets ungebrochen und bleiben unvergessen. Das gilt auch für sein Engagement für das Sportland Tirol. Langes-Swarovski war auch ein bemerkenswerter Visionär, der in Tirol sehr viel in Bewegung gebracht hat“, sagt Platter. Für Zoller-Frisch­auf hat Langes „für Tirol Großes geleistet, das noch bis weit in die Zukunft nachwirken wird“. Langes-Swarovski hatte als Ehrenring-Träger des Landes Tirol die höchste Auszeichnung bekommen, die von der Landesregierung vergeben wird.

„Ein Archetyp des Tiroler Wirtschaftstreibenden“

Langes-Swarovski sei „ein Vollblutunternehmer, Kosmopolit und Familienmensch gewesen, der „durch und durch Unternehmer und ein Vorzeigebeispiel des Tiroler Unternehmergeistes war“, so Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser. Langes-Swarovski sei ein Visionär, zielstrebig und zugleich heimatverbunden und traditionsbewusst gewesen und damit „ein Archetyp des Tiroler Wirtschaftstreibenden“, betont Wirtschaftsbund-Chef Franz Hörl.

„Langes-Swarovski war ein bedeutender Player in der internationalen Wirtschaft, ein Macher und ein Enthusiast“, unterstreicht Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. Und nicht zuletzt habe er mit seinem Engagement für Wacker Innsbruck bzw. den FC Tirol dem Fußball in Tirol und Österreich echte Sternstunden beschert.

Großer Fußball-Mäzen im allerbesten Sinn des Wortes

Zum 70. Geburtstag von Gernot Langes war Ex-FC-Tirol-Kicker Hansi Müller einer von vielen Gratulanten im Wattener Langes-Stadion.
© ebenbichler

„Es ist seine Ausstrahlung, seine Persönlichkeit, seine Bescheidenheit und Souveränität. Er ist ein großes Vorbild. Einer derjenigen, die viel erreichten, viel auf der Pfanne haben und sich nicht wichtig nehmen“, traf es im April 2017 Hansi Müller auf den Punkt. Bei der Tiroler Sportlergala wurde Gernot Langes der „Special Award“ verliehen und der ehemalige FC-Tirol-Star fungierte als Laudator. Hansi Müller wusste genau, wovon er sprach, denn der Fußball-Weltstar wurde 1985 von Gernot Langes verpflichtet und blieb dem Swarovski-Boss auch nach der Karriere in Freundschaft verbunden.

Die beiden Traditionsklubs WSG Tirol und der FC Wacker trugen gestern gemeinsam Trauer. Denn mit dem Tod von Gernot Langes verloren beide Klubs einen Förderer, der mit Herzblut dem Tiroler Fußball zu Erfolgen verhalf, die im Land der Berge und vor allem auch im Osten Österreichs niemand für möglich gehalten hätte. Gernot Langes war ein großer Fußball-Mäzen im allerbesten Sinn des Wortes. Einer, der viel ermöglichte, im Hintergrund die Fäden zog, aber selbst das Scheinwerferlicht scheute.

Spricht man mit Weggefährten und Zeitzeugen über den Mäzen, der selbst auch bei der WSG Wattens kickte, sind sich alle einig. „Der Name Gernot Langes steht für die erfolgreichsten Zeiten des Tiroler Fußballs und wird auf ewig mit ihm verbunden sein“, so Wacker-Sportchef Alfred Hörtnagl, der als junger Spieler die Präsidentenära von Gernot Langes ebenso genießen konnte wie der damalige Manager Werner Schwarz.

Die WSG Wattens und der FC Wacker gingen Anfang der 70er-Jahre gemeinsame Wege und feierten dank der Sponsortätigkeit von Langes bzw. Swarovski große Erfolge. Legendär nach den Starverpflichtungen von Hansi Müller und des genialen Argentiniers Pipo Gorosito natürlich auch das Engagement von Ernst Happel, des damals erfolgreichsten Trainers der Welt.

1987 eine Fußball-Sensation – Gernot Langes lotste Starcoach Ernst Happel (l.) vom Hamburger Sportverein zum FC Swarovski Tirol.
© Wolfgang Zoller

Dass der jahrzehntelange Unterstützer in den Nachwehen der Insolvenzgeschichte von den Pleiteprotagonisten sogar verklagt wurde, gehört zu den schäbigsten Kapiteln dieses Finanzskandals. Und dass das Langes-Stadion in Wattens und nicht in Innsbruck steht, versteht man bis heute nicht.

„Gernot Langes ist einer der ganz Großen unseres Landes. Sein Name ist unmittelbar und auf ewig mit unserem Verein verbunden. Zur Stunde sind unsere Gedanken bei der Familie Langes. Wir wünschen all seinen Liebsten viel Kraft und Zusammenhalt in dieser schweren Stunde. Ruhe in Frieden, Gernot!“, findet Wacker-Präsident Joachim Jamnig die gebührenden Schlussworte.

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