Covid-19

Coronavirus: Zwei Todesfälle in Italien, erhöhte Aufmerksamkeit in Österreich

Symbolbild.
© JANE BARLOW

In Italien sind die ersten beiden Europäer – ein 78-jähriger Italiener aus der Nähe von Padua sowie eine 75-jährige Lombardin – am neuartigen Coronavirus gestorben. Während aus China sinkende Todesfälle gemeldet werden, ist die Lage etwa in Norditalien, Südkorea und dem Iran prekär.

Rom/Peking/Seoul – Italien hat zwei Todesfälle durch das neuartige Coronavirus gemeldet. Bei den Opfern handelt es sich um einen 78-jährigen Italiener aus der Nähe von Padua sowie um eine 75-jährige Lombardin. Die Frau, die tot in ihrer Wohnung aufgefunden und positiv auf das Coronavirus getestet wurde, soll sich in der Nothilfe des Krankenhauses von Codogno infiziert haben.

42 Errankte in Norditalien, viele Einrichtungen aus Angst geschlossen

In derselben Notaufnahme soll sich auch der 38-jährige Mann angesteckt haben, der am Donnerstag als erster Infektionsfall in Norditalien gemeldet wurde. Er hatte auch seine im achten Monat schwangere Frau infiziert. In Norditalien wurden inzwischen 42 Fälle gemeldet, konzentriert in der lombardischen Provinz Lodi und im Raum Padua (Region Venetien). Zu den Infizierten zählen auch mehrere Mediziner und Krankenpfleger.

Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Viruserkrankung hatten die Behörden am Freitag bereits in mindestens zehn lombardischen Städten die sofortige Schließung von Schulen, Behörden und sonstigen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Auch Lebensmittelgeschäfte, Bars, Diskotheken sowie Sportzentren sollten in den betroffenen Orten mindestens für eine Woche geschlossen bleiben, teilte Gesundheitsminister Speranza nach einer Krisensitzung mit. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste oder Sportevents wurden untersagt. In Venetien wurden ähnliche Maßnahmen vorbereitet, die eine Ausbreitung des Virus verhindern sollten.

In der Kleinstadt Vo' Euganeo bei Padua, in der der am Freitag verstorbene Patient wohnte, wurden strikte Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern, teilte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, mit. Auf welche Weise sich die Menschen dort angesteckt haben, sei unklar. Es habe keinen Kontakt zu den Infizierten in der Lombardei gegeben.

300 Patienten und 150 Mitarbeiter eines Krankenhauses in Schiavonia bei Padua wurden vorsichtshalber Kontrollen unterzogen und dürfen seit Freitag nicht das Spital verlassen. In Norditalien wurden die Apotheken von besorgten Bürgern gestürmt, die sich Atemschutzmasken als Vorbeugung für die Infektion beschaffen wollten. In vielen Städten standen keine Masken mehr zur Verfügung.

Rom will strengere Maßnahmen ergreifen

Der italienische Premier Giuseppe Conte versicherte auf Facebook, dass seine Regierung entschlossen auf den Notstand reagieren werde. Er schloss nicht aus, dass das Kabinett weitere Maßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie in Norditalien ergreifen könnte, nachdem am Freitag zehn Gemeinden in der Lombardei mit rund 50.000 Menschen isoliert wurden.

Inzwischen wurde der chinesische Staatsbürger, der vor drei Wochen mit seiner Ehefrau als erster Coronavirus-Fall in Italien bestätigt worden war, aus der Intensivstation des auf Infektionskrankheiten spezialisierten römischen Krankenhauses "Lazzaro Spallanzani" in Rom entlassen, teilten die Ärzte am Samstag mit. Aus Rom waren in den vergangenen Wochen drei Fälle gemeldet worden.

Italien befürchtet schwere Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaft. Der Präsident des Handelsverbands Confcommercio, Carlo Sangalli, warnte, dass die Epidemie in Norditalien vor allem die Gastronomie und Lokale belasten könnten. Auch der Tourismus sei betroffen. In den Mailänder Hotels sei ein bis zu zehnprozentiger Rückgang der Besucherzahlen während der Mailänder Modewoche gemeldet worden, die Tausende Menschen in die lombardische Hauptstadt lockt.

Erhöhte Aufmerksamkeit in Österreich

Nach dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien gelten in Österreich erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht, aber es gibt nach wie vor keinen Grund zur Panik. "Wir haben in Österreich bisher bei 181 Verdachtsfällen Testungen durchgeführt, alle waren negativ", hieß es Samstagmittag aus dem Gesundheitsministerium.

"Wir sind über das 'Early Warning and Response System' der EU rund um die Uhr mit allen Ländern der EU vernetzt und können damit unmittelbar nach dem allfälligen Auftauchen des Verdachts einer Verbindung nach Österreich sofort Maßnahmen ergreifen. Österreich ist sicher eines der am besten vorbereiteten Länder der EU", wurde Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Aussendung zitiert.

Am morgigen Sonntag sollen in Wien die vor zwei Wochen aus China zurückgekehrte Frau und ihre drei Kinder nach einer Abschlussuntersuchung aus der Quarantäne entlassen werden, hieß es am Samstag aus dem KAV. Auch die letzten Tests seien bei ihnen negativ gewesen.

Auch aus der Sicht von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ist die Lage "weiterhin stabil", es bestehe kein Grund zur Panik. Es gelte nach wie vor, wachsam zu sein und die Situation sehr genau zu beobachten, teilte der Minister am Samstag per Aussendung mit. Österreich sei gut vorbereitet. "Der Einsatzstab des Innenministeriums unter der Leitung von General Franz Lang tagt am kommenden Montag erneut, um über die aktuelle Lage zu beraten", kündigte Nehammer an. Der Stab befasse sich vor allem auch damit, die Aktivitäten aller Behörden, die rund um das Coronavirus im Einsatz sind, zu koordinieren und eng abzustimmen, hieß es.

WHO zeigt sich sehr besorgt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich unterdessen besorgt über die Infektionsfälle, bei denen es keine klare epidemiologische Verbindung gibt. Viele Menschen hätten sich mit der Lungenkrankheit Covid-19 angesteckt, ohne dass sie nach China gereist seien oder Kontakt mit einer Person gehabt hätten, bei der das Coronavirus nachgewiesen worden sei, schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf Twitter. Mehr als 80 Prozent der Patienten hätten eine leichte Form der Krankheit und würden genesen. In 20 Prozent handle es sich um eine schwere Form, die teilweise zum Tode führe.

Zeitfenster zur Eindämmung schließt sich

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte am Freitag, das "Zeitfenster" zur Eindämmung der Epidemie schließe sich. Zuvor waren neue Infektionsherde sowohl aus China als auch aus mehreren anderen Ländern gemeldet worden.

Der Iran meldete am Samstag zehn neue Infektionsfälle. Einer der Patienten sei gestorben, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Insgesamt sind im Iran damit 28 Fälle bekannt, fünf dieser mit dem Coronavirus infizierten Menschen starben.

"Wir sind immer noch in einer Phase, wo die Eindämmung möglich ist", sagte Ghebreyesus. "Aber das Zeitfenster schließt sich immer mehr." Wenn die Welt jetzt nicht "hart" gegen das Virus vorgehe, werde sie vor einem "schwerwiegenden Problem" stehen.

Die Inkubationszeit könnte nach chinesischen Angaben länger sein als die bisher angenommenen zwei Wochen. Ein 70-jähriger Mann in der Provinz Hubei habe sich mit dem Coronavirus infiziert, aber 27 Tage lang keine Symptome gezeigt, teilte die Provinzregierung mit. Eine längere Dauer von der Ansteckung bis zu den ersten Anzeichen der Krankheit könnte die Bemühungen erschweren, die Epidemie einzudämmen.

Besonders prekäre Lage in Südkorea

Besonders besorgniserregend ist die Lage in Südkorea, wo die Zahl der Neuinfizierten am Samstag sprunghaft anstieg: Die Behörden des Landes meldeten 87 neue Erkrankungsfälle, die Gesamtzahl stieg damit auf 433 – die zweithöchste außerhalb Chinas. Ausgangspunkt ist die Shincheonji Church of Jesus. Die Verbreitung des Virus in der christlichen Sekte ging nach Behördenangaben von einer 61-jährigen Anhängerin aus, die Virustests zunächst verweigert hatte und weiter zu Gottesdiensten in der Stadt Daegu ging.

Einen der bestätigten Infektionsfälle meldete der Elektronikkonzern Samsung in seinem Werk in Gumi in Südkorea. Die Niederlassung, in der Mobiltelefone hergestellt werden, sei geschlossen worden.

In Südkorea stieg die Zahl der Neuinfizierten zuletzt sprunghaft an.
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Auch von dem vor der japanischen Küste liegenden Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" könnte sich das Virus weiter ausbreiten. Nachdem am Mittwoch rund 500 Passagiere das Schiff nach zweiwöchiger Quarantäne verlassen durften, erwiesen sich mehrere der ursprünglich negativ getesteten Ex-Passagiere als infiziert. Sechs deutsche Passagiere wurden am Freitag an Bord einer italienischen Maschine aus Japan ausgeflogen, wie das Auswärtige Amt im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte.

Sinkende Ansteckungszahlen in China

Aus China, dem Epizentrum des Virusausbruchs, meldeten die Behörden am Samstag hingegen erneut sinkende Ansteckungszahlen und Todesfälle: 109 Menschen starben demnach seit Freitag an dem Virus, was die Zahl der Todesopfer auf über 2300 steigen lässt. Insgesamt sollen den Behörden zufolge nun rund 76.000 Menschen mit dem Virus infiziert sein.

Chinas Staatschef Xi Jinping sagte bei einer Politbüro-Sitzung, der Höhepunkt der Epidemie sei "noch nicht gekommen", vor allem die Lage in der Provinz Hubei sei weiterhin "düster und kompliziert". In Hubei war im Dezember der Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19 erstmals bei Menschen festgestellt worden.

In etwa 25 weiteren Ländern wurden insgesamt rund 1100 Infektionen nachgewiesen. 14 Infizierte starben bisher. (APA/AFP)

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