1928 - 2020

Altmeister der Filmmusik: Ennio Morricone gestorben

Ennio Morricone bei einem Konzert in Helsinki im November 2016.
© HEIKKI SAUKKOMAA

Der legendäre Komponist starb in einer Klinik an den Folgen eines Sturzes. Morricone, der mit den bekanntesten Regisseuren der Welt zusammengearbeitet hat, wurde mit zwei Oscars prämiert.

Rom – Italien verliert seinen legendären Filmmusikkomponisten Ennio Morricone, der im Alter von 91 Jahren in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes gestorben ist. Der Künstler komponierte in seiner Karriere über 500 Filmmusiken für Kino und Fernsehen und wurde mit zwei Oscars prämiert.

Wie Morricones Anwalt und Freund Giorgio Assumma in einer Pressemitteilung berichtete, starb der Maestro am frühen Montag. "Der Maestro war bis zum Schluss anwesend und voller Würde", teilte Assumma mit. Der Filmkomponist konnte sich von seiner Frau Maria verabschieden sowie von Kindern und Enkelkindern. Er habe sich auch bei dem Publikum bedankt, von dem er stets Unterstützung für seine Kreativität erhalten habe, so der Anwalt.

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Viele Klassiker hat Morricone entworfen, darunter für ikonische Werke wie Brian De Palmas "The Untouchables - Die Unbestechlichen" oder Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Für eine Handvoll Dollar". Für seine Leistungen wurde Morricone dutzendfach geehrt. Etliche seiner Soundtracks sind weltweit bekannt – allen voran die Mundharmonika-Melodie aus dem Western-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" aus dem Jahr 1969.

"Musik muss stets pur und korrekt sein"

Millionen Menschen kennen die Melodien Morricones, bringen sie oft aber nicht sofort mit seinem Namen in Verbindung. Der introvertierte Italiener blieb immer lieber im Hintergrund, Glamour war ihm fremd. Lange Zeit komponierte er unter zwei Pseudonymen. Preise waren ihm eher egal. "Erfolg kann schon befriedigend sein, aber die Musik muss stets pur und korrekt sein, niemals bloß ein Vehikel, um anerkannt zu werden", schrieb er in seinem Erinnerungsbuch "Life Notes" ("La musica e oltre").

Geboren wurde Morricone am 10. November 1928 im Römer Stadtteil Trastevere in einer musikbegeisterten Familie mit vier Geschwistern. Sein Vater war Trompeter, und auch Morricone interessierte sich schon als Kind für die Musik, begann im Alter von sechs Jahren zu komponieren. 1938 schrieben ihn seine Eltern am Konservatorium in Rom ein, wo er Diplome in Komposition und Trompete erwarb und danach zunächst in Orchestern spielte.

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Von 1964 an arbeitete Morricone gemeinsam mit seinem ehemaligen Klassenkameraden, dem Regisseur Sergio Leone, für dessen Filme "Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Zwei glorreiche Halunken" (1966) und "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) er die Musik schrieb, sowie mit Bernardo Bertolucci. Leone beteuerte immer wieder die Wichtigkeit von Morricones Musik für seine Filme, da dieser Dinge auszudrücken vermag, die sonst in Bildern hätten dargestellt werden müssen.

2007 Oscar für Lebenswerk erhalten

Im Laufe seiner Karriere arbeitete der Römer mit weltbekannten Regisseuren wie Roman Polanski, Oliver Stone und Margarethe von Trotta zusammen. Aber auch klassische Musik und Fernsehmelodien hat er komponiert. 2007 erlebte Morricone mit dem Oscar für sein Lebenswerk die Krönung seiner Karriere, nachdem er zuvor die Hoffnung auf die begehrte Trophäe fast schon aufgegeben hatte. Fünfmal war der Italiener nominiert worden, aber stets leer ausgegangen. 2016 erhielt er im Alter von 87 Jahren den ersten Oscar für seine Filmmusik zu Quentin Tarantinos Western "The Hateful Eight".

Trotz seiner internationalen Erfolge war der grauhaarige Italiener mit der Hornbrille immer auf seine Privatsphäre bedacht. Morricone war seit 1956 mit Maria Travia verheiratet, gemeinsam hatte das Paar drei Söhne und eine Tochter. Einer der Söhne arbeitet ebenfalls als Komponist. (APA)

Bedeutende Filmmusiken von Ennio Morricone

- „Für eine Handvoll Dollar“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod, „Es war einmal in Amerika“ (alle von Sergio Leone)

- „The Mission“ (Roland Joffé)

- „The Untouchables - Die Unbestechlichen“ (Brian De Palma)

- „Frantic“ (Roman Polanski)

- „Bugsy“ (Barry Levinson)

- „Cinema Paradiso“, „Die Legende des Ozeanpianisten“, „Der Zauber von Malèna“ (alle von Giuseppe Tornatore)

- „The Hateful 8“ (Quentin Tarantino)

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