Afrika

Rätsel um hunderte tote Elefanten in Botswana

Die Kadaver werden aus der Luft gesucht.
© AFP

Bis zu 356 Kadaver sind in den letzten Wochen im Okavango-Delta gefunden worden. Die Todesursache ist noch völlig unklar, ein Biologe schließt einen Zusammenhang mit dem Coronavirus nicht aus.

Gaborone – Ein mysteriöses Elefantensterben im südafrikanischen Safari-Paradies Botswana stellt Tierschützer und Regierung vor Rätsel. In den vergangenen Wochen wurden laut Behördenangaben 275 tote Elefanten im nordwestlich gelegenen Okavango-Delta gezählt. In anderen Berichten von Tierschützern sei sogar von 356 Kadavern die Rede, sagte der Leiter der zuständigen Behörde, Cyril Taolo.

Mehr als zwei Drittel waren demnach bereits im Mai gestorben, der Tod der restlichen 30 Prozent scheint jüngeren Datums zu sein. Laut einem auf den 19. Juni datierten Bericht der Tierschutzorganisation Elephants Without Borders (EWB) könnte das Massensterben vor rund drei Monaten begonnen haben.

Die Ursache sei völlig unklar. Wilderei wurde ausgeschlossen, da die toten Tiere mit intakten Stoßzähnen gefunden wurden. Auch eine Milzbrand-Vergiftung gilt laut den Behörden als unwahrscheinlich. Sie setzen in dem sumpfigen Gelände verstärkt auf die Suche aus der Luft, da noch mehr verendete Tiere befürchtet werden. Proben der Kadaver seien für Tests nach Kanada sowie in die Nachbarländer Südafrika und Simbabwe geschickt worden.

Mysteriöses Elefantensterben im Okavango-Delta

Zusammenhang mit Coronavirus nicht auszuschließen

Die Elefanten seien offenbar unabhängig von ihrem Alter und Geschlecht betroffen, schreibt EWB-Chef Michael Case in dem Bericht. Nur tote Elefantenbabys wurden offenbar keine gefunden. Sie hätten noch lebende Elefanten angetroffen, die schwach, lethargisch und ausgezehrt gewirkt hätten, berichtete Case weiter. Einige von ihnen wirkten desorientiert und lahmten. „Wir haben einen Elefanten beobachtet, der im Kreis herumlief und es auch trotz der Hilfe anderer Tiere aus seiner Herde nicht schaffte, die Richtung zu wechseln."

Laut dem Biologen Neill McCann handelt es sich möglicherweise um eine Krankheit, die das zentrale Nervensystem der Elefanten angreift. Dies lasse auf ein Virus – womöglich sogar SARS-CoV-2 – schließen. Das massenhafte Sterben der Tiere habe „das Potenzial einer Gefährdung der öffentlichen Gesundheit", so McCann gegenüber der BBC.

Botswana hat bisher in Afrika einen guten Ruf in Sachen Natur- und Tierschutz und ist bei Touristen beliebt. Im Vorjahr hatte es jedoch international Empörung wegen der Aufhebung des Elefantenjagdverbots gegeben. Während die Zahl der Elefanten in vielen Regionen Afrikas zurückgeht, ist sie in dem Binnenstaat laut offiziellen Angaben von etwa 50.000 im Jahr 1991 auf gut 130.000 Tiere angestiegen. Das entspricht einem Drittel aller Elefanten auf dem afrikanischen Kontinent. (APA/AFP/dpa/TT.com)

Verwandte Themen