81. Hahnenkammrennen

Feuz holt ersten Sieg in Kitzbühel, Kryenbühl bei Sturz schwer verletzt

Nach vier zweiten Plätzen durfte Beat Feuz über seinen ersten Kitz-Sieg jubeln.
© GEPA pictures/ Christian Walgram

Nach vier zweiten Plätzen bei den Hahnenkammrennen durfte Beat Feuz endlich aufs oberste Podest klettern. In der ersten Kitzbühel-Abfahrt verwies der Schweizer den ÖSV-Läufer Matthias Mayer und den Südtiroler Dominik Paris auf die Plätze zwei und drei. Nach Stürzen und Windunterbrechungen wurde das Rennen nach 30 Läufern abgebrochen. Der Schweizer Urs Kryenbühl erlitt schwere Verletzungen.

Kitzbühel – Die 500. Weltcup-Abfahrt der Herren in der Geschichte hätte sich einen anderen Verlauf verdient. Am Rennausgang gibt es nichts zu bemängeln, mit dem Schweizer Beat Feuz, dem Kärntner Matthias Mayer und dem Südtiroler Dominik Paris stehen drei Große auf dem Siegespodest. Stürze des US-Amerikaners Ryan Cochran-Siegle sowie des Schweizers Urs Kryenbühl sorgten für bange Momente, wegen aufkommenden Windes und eines weit gehenden Zielsprunges wurde nach 30 Läufern abgebrochen.

"Das war eine emotionale Achterbahnfahrt. Wenn früher angebrochen worden wäre, wäre ich morgen nicht am Start gestanden, das hält mein Kopf nicht aus", sagte Feuz. Zumindest 30 Läufer mussten ins Rennen gehen, damit dieses auch gewertet wird. Nach vier zweiten Plätzen 2016, 2018, 2019 und 2020 feierte Feuz nun seinen ersten Kitz-Triumph. Dabei handelt es sich aber um das Ersatzrennen für die ausgefallene Lauberhorn-Abfahrt, der Hahnenkamm-Klassiker steigt erst am Samstag. "Dominik hat zu mir gesagt, war eh klar, weil heute ja Wengen ist. Es musste so weit kommen, dass Wengen in Kitz stattfindet, dass ich gewinne", meinte Feuz.

Er könne seine Gefühlswelt schwer beschreiben, es sei ein langer und intensiver Tag gewesen. "Die Fahrt war schwer am Limit, ich habe alles riskiert. Dann die Stürze, ein Teamkollege beim Zielsprung, da kamen sofort Erinnerungen hoch an Dani Albrecht. Dann auf einmal ist Wind, den keiner wirklich spürt, dann fast Rennabbruch, dann wurde wieder gefahren. Ein krasser Tag", schilderte Feuz die Stunden.

Highlights von der ersten Abfahrt in Kitzbühel

Beat Feuz durfte über seine erste Golden Gams jubeln.
Der Schweizer fand die mit schnellste Linie ins Ziel.
Vorjahressieger Matthias Mayer konnte auch mit der Silbernen Gams gut leben.
Dominik Paris wurde Dritter und setzte erstmals nach seiner schweren Knieverletzung ein Ausrufezeichen.
Siegerfotos in Zeiten von Corona.
Urs Kryenbühl wurde verletzt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen.
Der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle wurde von der Streif ebenfalls unsanft abgeworfen.

Und bedankte sich bei ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der sich für die Rennfortführung eingesetzt hatte. Denn nicht der Wind sei das Problem gewesen, sondern dass der Zielsprung so weit ging. Aber nach dem Sturz habe man wohl Angst gehabt und wollte vorsichtig sein, sagte Feuz. "Ein Abbruch wäre ein mentaler Genickschlag gewesen", gab er zu.

Mayer verpasste die Wiederholung seines Triumphes im Vorjahr nur um 0,16 Sekunden, nach der verpatzten Fahrt am Vortag hatte er kein Kopfweh gehabt. "Das war Training, heute war Rennen. Darauf habe ich mich eingestellt. Es ist auch morgen noch ein Rennen, da muss man sehr konzentriert sein. Ich habe super gepusht und nur im Hohlweg Zeit verloren, es war ein fast perfekter Lauf", sagte der Kärntner.

Zielsprung wurde Kryenbühl zum Verhängnis

Überschattet wurde der Feuz-Triumph von zwei schweren Stürzen: Cochran-Siegle erwischte die Einfahrt in das steil weghängende Gelände vor dem Zielhang nicht optimal und kam zu Fall. Er riss dabei das Sicherheitsnetz aus der Verankerung und zerstörte es. Laut Jury-Funk hatte der 28-Jährige vor seinem Abtransport über nur leichte Schmerzen berichtet. Wie der US-Verband später bekannt gab, kam der Super-G-Sieger von Bormio mit leichten Blessuren davon.

Kryenbühl zog sich bei seinem Aufprall nach dem Zielsprung eine Gehirnerschütterung, einen Bruch des rechten Schlüsselbeines sowie einen Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie zu. Das teilte der Schweizer Verband Stunden nach dem Rennen mit. Glimpflicher ging der Crash des US-Amerikaners Ryan Cochran-Siegle aus.

Kryenbühl hatte bei seinem Sprung einen hohen Luftstand, bekam dann Übergewicht nach vorne und prallte mit Oberkörper und Kopf auf den Boden. Laut ersten Information war er kurz danach ansprechbar, bevor er mit dem Hubschrauber abtransportiert wurde. Eingehende Untersuchungen im Spital ergaben schwere Verletzungen, für den 26-Jährigen ist die WM-Saison damit vorzeitig beendet. Kryenbühl werde voraussichtlich am Samstag in die Schweiz zurückkehren, hieß es von Swiss-Ski.

Urs Kryenbühl musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus St. Johann geflogen werden.
© HELMUT FOHRINGER

Von Sieger Feuz gab es im ORF-Interview Kritik am Zielsprung. Diese Stelle sei seit drei Tagen ein Thema bei den Athleten. "Der Zielsprung gehört dazu. Bei diesem Tempo muss es aber nicht 60 bis 70 Meter weit gehen. Vor allem aber, ist diese Höhe nicht nötig."

Der Zielsprung war in der Vergangenheit schon Auslöser für einige der schwersten Kitzbühel-Stürze. 2008 crashte der US-Amerikaner Scott Macartney an der Stelle und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. 2009 erwischte es Daniel Albrecht im Abschlusstraining. Auch der Schweizer erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und Lungenquetschungen. Nach mehr als dreieinhalb Wochen erwachte er am 12. Februar aus dem Koma.

Am Samstag steht in Kitzbühel noch eine weitere Abfahrt auf dem Programm (11.30 Uhr/live TT.com-Ticker). Nach leichten Schneefällen in der Nacht müssen sich die Skiprofis auf veränderte Verhältnisse einstellen. Für Sonntag (10.20 Uhr) ist ein Super-G geplant. (TT.com, APA)

Abfahr der Herren in Kitzbühel – Endstand:

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