Zypern-Konflikt

Kriegsgefahr zwischen Griechenland und der Türkei

Die Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei könnten eskalieren.
© Angelos Tzortzinis / AFP

Neben Territorialstreitigkeiten in der östlichen Ägäis sorgt vor allem der Zypern-Konflikt für dicke Luft zwischen Athen und Ankara. Experten sehen sogar schon die Gefahr eines bewaffneten Konflikts.

Von Filippos Sacharis/APA

Ankara/Athen/Nikosia – Die Spannungen zwischen Griechenland und Türkei nehmen zu. Experten sehen die beiden NATO-Partner bereits an der Schwelle zu einem bewaffneten Konflikt, wobei sich die Lage durch die jüngste Lieferung von französischen Kampfjets an Griechenland weiter zuspitzen könnte. Neben Territorialstreitigkeiten in der östlichen Ägäis sorgt vor allem der Zypern-Konflikt für dicke Luft zwischen Athen und Ankara.

Die kürzliche Ankündigung der türkisch-zypriotischen Behörden, die verlassene und in der Militärzone gelegene Stadt Varosha teilweise wieder zu öffnen, stößt nicht nur in Griechenland, sondern international auf heftige Kritik. Ankara setzt Provokationen gegen die Republik Zypern fort. Nach Erdogans Ankündigung über die Öffnung eines Teils von Varosha bildeten türkische Kampfjets die türkische Flagge über den besetzten Gebieten auf Zypern.

Griechische und zypriotische Medien sprechen von einer weiteren Provokation des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der griechische Außenminister Nikos Dendias hat sich mit einem Protestbrief an seinen französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian gewandt. Diplomatischen Kreisen zufolge warf Dendias dem Nachbarland in dem Schreiben vor, die UNO-Sicherheitsratsresolution 2561 zu missachten, die den Status um Varosha bekräftigt hatte. Griechische Medien warfen Erdogan vor, einen Teil der einst von griechischen Zyprioten bewohnten Küstensiedlung Varosha (griechisch: Maras) zu öffnen, um damit die Bemühungen der Vereinten Nationen für eine Konfliktlösung zu untergraben.

Türken als "Invasoren" bezeichnet

In türkischen Medien wird hingegen kritisiert, dass der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis eine blutbefleckte Landkarte Zyperns veröffentlichte und die Türken als "Invasoren" bezeichnete. In der Türkei wird die militärische Invasion im Jahr 1974 als "friedliche Operation" zum Schutz der türkisch-zypriotischen Volksgruppe gesehen.

Die Türkei und Griechenland streiten sich zudem seit Jahrzehnten um ihre Hoheitsrechte in der Ägäis. Dabei geht es oft um den Luftraum rund um die griechischen Inseln in der Ägäis. Experten haben in der Vergangenheit wiederholt gewarnt, dass es wegen der häufigen Abfangflüge und Angriffssimulationen "früher oder später" zu einem militärischen Zwischenfall kommen werde.

Vor allem Zypern gilt als Zankapfel zwischen den beiden Ländern.
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Vor einigen Tagen erhielt Griechenland das erste Exemplar des französischen Kampfjets Rafale, mit dem das Land die Luftraumsicherung verbessern will. Erst vor sechs Monaten hatte der griechische Verteidigungsminister Nikolaos Panagiotopoulos den Kaufvertrag für insgesamt 18 Exemplare des französischen Kampfjets mit dem Konzern Dassault unterzeichnet. Der Minister betonte, dass die Lieferung wegen der anhaltenden Spannungen mit den türkischen Nachbarn dringend sei. Im Streit um die Ägäis wirft Griechenland dem Nachbarland überzogene Ansprüche vor. Die Türkei wiederum hat wiederholt mit einer militärischen Auseinandersetzung gedroht, sollte das Nachbarland seine Territorialgewässer in der Ägäis ausdehnen.

Gasstreit als weiterer Eskalationspunkt

Seit Monaten eskaliert auch der Gasstreit zwischen Griechenland und Zypern auf der einen Seite und der Türkei auf der anderen Seite. Der Vorwurf an Ankara lautet, illegal vor griechischen Inseln nach Gasvorkommen zu suchen.

Schließlich liegen die beiden Nachbarländer auch wegen der gemeinsamen Geschichte über Kreuz. Für Empörung in Griechenland sorgte etwa, dass die Türkei kürzlich die frühere orthodoxe Kathedrale Hagia Sophia in Istanbul wieder in eine Moschee verwandelt hatte. Ankara habe sich dabei über Entscheidungen des UNESCO-Ausschusses für das Kulturerbe hinweggesetzt, verlautete aus diplomatischen Kreisen in Athen. Die Türkei habe damit gezeigt, dass sie die Grundregeln der internationalen Gemeinschaft ignoriere. (APA)

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