Osttirol

Egger-Lienz-Werke: Restitution wird mit der Zeit immer schwieriger

© Oblasser

In einem Vortrag auf Schloss Bruck wird das Thema „Egger-Lienz und die Restitution“ beleuchtet. 29 Werke sind ungeklärter Herkunft.

Von Catharina Oblasser

Lienz –Im Jahr 2006 dominierte ein Thema die Kunstszene in Tirol und darüber hinaus: der „Totentanz 1809“ von Albin Egger-Lienz. Das Gemälde war in der NS-Zeit den jüdischen Besitzern weggenommen und nach Lienz gebracht worden. 2005 machten die Erben Ansprüche geltend, der Lienzer Gemeinderat beschloss einstimmig, den „Totentanz“ zu restituieren. Das Bild wurde um über 900.000 Euro versteigert und gehört heute einem Unternehmer mit Osttiroler Wurzeln.

Die Ereignisse rund um den „Totentanz“ sind nicht die einzigen dieser Art, weiß Historiker Martin Kofler. Er hat Provenienzforschung und Restitutionsgeschichte rund um die Egger-Lienz-Werke auf Schloss Bruck zusammengefasst und hält gemeinsam mit Museumsleiterin Silvia Ebner darüber einen Vortrag. Rahmen ist die Sonntagsmatinee im Schloss am 21. Oktober.

„Gleich nach dem Anschluss 1938 wurde damit begonnen, Werke von Albin Egger-Lienz zu beschaffen und auch nach Lienz zu bringen“, erzählt der Historiker. Die Werke wurden teils von Egger-Lienz’ Witwe gekauft, aber auch den jüdischen Besitzern abgepresst. Zwölf Bilder kamen über die so genannte „Führer-Zuteilung“ nach Schloss Bruck. Zwischen 1950 und 1954 wurden sieben Gemälde an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben, dann schlief die Restitution von „arisierter“ Kunst in ganz Österreich ein. Erst mit dem Kunstrückgabegesetz 1998 rückten die Themen Raubkunst und Restitution wieder ins Rampenlicht.

2001 gab die Stadt Lienz den Auftrag, die Provenienz – also die Herkunft – der stadteigenen Egger-Lienz-Werke zu untersuchen, berichtet Kofler, der an der Untersuchung mitwirkte. Die Gemälde und Skizzen sind auf der Homepage www.museum-schlossbruck.at/albin-egger-lienz zu sehen. „Es gab etwa 40 Bilder unklarer Herkunft. Drei Werk­e, darunter der ,Totentanz‘, wurden restituiert.“ Bei 29 ließ sich nicht mehr eruieren, auf welchen Wegen sie nach Lienz gekommen sind. „Je mehr Zeit vergeht, dest­o schwieriger wird es“, sagt Kofler. „Oft finden sich keinerlei Unterlagen mehr.“ Eine weitere Schwierigkeit ist, dass Egger-Lienz von vielen Motiven mehrere Varianten gemalt hat. Kofler schließt aber nicht aus, dass noch Anträge auf Rückgabe eintreffen.

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