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Daniel Prohaska über “Liliom“: Das ist eine “Monsterg'schicht“

Der Wiener Daniel Prohaska, Jg. 1973, betritt in der Rolle des Liliom erstmals die Bühnenbretter des Tiroler Landestheaters.
© Thomas Boehm / TT

Johanna Doderers Oper „Liliom“ kommt als österreichische Erstaufführung ins Landestheater. Daniel Prohaska singt die Titelfigur. Ein Gespräch vor der Premiere.

Von Markus Schramek

Innsbruck – „Das ist eine Monsterg’schicht“, sagt Daniel Prohaska mit breitem Grinser. Denn der Schauspieler und Sänger meint diese Beschreibung als Kompliment. In „Liliom“, einer modernen Oper mit der Musik von Johanna Doderer, singt Tenor Prohaska die Titelrolle. Das bedeutet mehr als zwei Stunden Bühnenarbeit, fast ohne Pause. Die Handlung treibt Liliom voran, indem er durch Sprechgesang und Rezitative auch viel Text transportiert.

Tirol und sein Landestheater sind für Prohaska, den Spross einer Wiener Künstlerfamilie, als Auftrittsort Neuland, „Liliom“ ist es nicht. Auch bei ihrer Uraufführung Ende 2016 am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz war diese Oper mit Prohaska besetzt. Johannes Reitmeier, Chef des Tiroler Landestheaters, war damals Augen- und Ohrenzeuge in München, und er zeigte hernach Wirkung: Er holte die Oper samt Prohaska nach Innsbruck und führt hier nun selbst Regie. Morgen Samstag steigt die Premiere im Großen Haus, als Erstaufführung in Österreich.

„Dieses Werk verlangt dir alles ab, auch die stimmliche Bandbreite ist ziemlich anspruchsvoll“, sagt Prohaska, von den Proben sichtlich erschöpft, im Gespräch mit der TT. Er habe sich jedoch für die Abende in München derart intensiv mit Doderers Vorlage und dem Libretto von Josef E. Köpplinger befasst, dass Noten und Text für Innsbruck wieder rasch greifbar gewesen seien.

Die Musik der gebürtigen Vorarlbergerin Doderer bezeichnet Prohaska als „leicht verdaulich“, zumal für ein Opernpublikum: „Sie ähnelt einer Filmmusik, ist nicht atonal, es gibt Melodien und Lieder.“ Also keine Experimente in Notenform, vor denen man sich fürchten müsste.

„Liliom“ basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück des Ungarn Ferenc Molnár von 1909. In Budapest durchgefallen, wurde das Stück erst auf Wiener Bühnen zum Erfolg, nachdem der Ort der Handlung in den Prater verlegt wurde. „Dort arbeitet Liliom als Hutschenschleuderer“, wie Prohaska das auf gut Wienerisch ausdrückt: Er animiert also Jahrmarktbesucher zur Fahrt auf dem Karussell – unter den wachsamen Augen seiner Chefin Frau Muskat.

Und die hat zur Eifersucht auch allen Grund. Denn Liliom ist ein Strizzi vor dem Herrn, ein Womanizer und Herzensbrecher, aber auch ein rabiater Kerl, der zuschlägt. Seine Gewaltausbrüche machen vor Frauen, die ihn lieben, nicht halt.

„Fühlt Liliom sich in die Enge getrieben, wird er brutal“, beschreibt Prohaska die von ihm verkörperte Figur. „Er hat es nicht gelernt, mit seinen Emotionen umzugehen. Das Problem häusliche Gewalt war zu Molnárs Zeiten schon so aktuell wie heute.“

Die häufigen Stimmungsschwankungen Lilioms bildet Prohaska auch gesanglich ab: von lyrisch bezirzend beim Werben um Frauen bis hin zu knallhart-aggressiv. Gerät Liliom in Rage, ist Schluss mit allem Schöngesang.

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