Filmfestival

Magische Bilder aus dem Slum gewinnen Filmpreis von Locarno

Wie beim Hauptpreis hat die Jury durchweg Kunstvolles ausgezeichnet.
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Jury des Filmfestivals entschied sich durchweg für künstlerisch Anspruchsvolles. Der goldene Leopard ging an „Vitalina Varela“ des portugiesischen Regisseurs Pedro Costa.

Locarno — Im Finale des 72. Internationalen Filmfestivals in Locarno hat der Spielfilm „Vitalina Varela" von Regisseur Pedro Costa aus Portugal den Goldenen Leoparden gewonnen. Das gab die Jury unter Vorsitz der französischen Regisseurin Catherine Breillat am Samstag bekannt. Die Studie des Lebens in einem Slum in Lissabon, packt die Zuschauer vor allem mit magisch schönen Bildern.

Wie beim Hauptpreis hat die Jury durchweg Kunstvolles ausgezeichnet. Als beste Schauspieler wurden dementsprechend die von den Kapverden stammende Vitalina Varela, die sich im Gewinnerfilm selbst spielt, und der Brasilianer Regis Myrupu in der brasilianisch-französisch-deutschen Gemeinschaftsproduktion „A Febre" („Fieber") in der Rolle eines indigenen Arbeiters geehrt.

Zum besten Regisseur wurde der Franzose Damien Manivel für „Les Enfants d"Isadora" („Die Kinder von Isadora") gekürt. Er spürt in seinem Spielfilm dem emotionalen Reichtum der Tanzkunst nach.

Sehr originell - wie auch „Pa-go" („Die Höhe der Welle"), ein gesellschaftskritischer Krimi von Regisseur Park Jung-bum (Südkorea). Er bekam den Spezialpreis der Jury. Im Wettbewerb der den kurzen und mittellangen Filmen vorbehaltenen Sektion „Pardi di domani („Leoparden von morgen") erhielt die türkisch-deutsche Ko-Produktion „Siyah Güne?" („Schwarze Sonne") den Hauptpreis. Regisseur Arda Çiltepe (Türkei) setzt in seiner Familienstudie auf eine im besten Sinn eigenwillige Filmsprache.

Der begehrte Publikumspreis für einen der in Locarno außerhalb aller Wettbewerbe in Open-air-Galas gezeigten Filme ging an „Camille" von Boris Lojkine. Der französische Regisseur beschreibt Leben und Sterben der Fotojournalistin Camille Lepage, die 2014 mit 26 Jahren im Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik ums Leben gekommen ist. Damit haben auch die Zuschauer eindeutig für ein künstlerisch anspruchsvolles Kino votiert. (APA, dpa)

Vitalina Varela

ist ohne viel Handlung, Worte oder Emotionen, geradezu expressionistisch ausgeleuchtet, immerzu nachtschwarz von Dunkelheit umgeben. Die Kamera verschluckt das Licht, macht die Schatten zu ihrem Komplizen.

Eine Frau steigt aus einem Flugzeug, doch sie kommt zu spät: Ihr Mann, der Grund für die Rückkehr von Kap Verde nach Portugal, ist tot. Nun wandelt sie zusammen mit anderen schier erstarrten Menschen, zitternden Gefangenen ohne Gefängnisbehausung, durch ein brüchiges Stadtviertel.

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