Hautkrebs in Tirol stärker verbreitet: Ursache noch unklar
In den westlichen Bundesländern Tirol und Vorarlberg gibt es mehr Fälle von Hautkrebs. Dermatologen wollen jetzt die Ursachen dafür herausfinden. Auch Geschlechtskrankheiten stellen die Experten vor Herausforderungen.
Innsbruck –36 Neuerkrankungen von Hautkrebs pro 100.000 Einwohner werden jährlich in Tirol und Vorarlberg diagnostiziert. Das sind fast doppelt so viele, wie in anderen Bundesländern (21:100.000). Experten führen das einerseits auf eine bessere Datenerhebung zurück – es könnte aber auch am Outdoor-Verhalten oder an der Höhenlage liegen, erklärte die Hautkrebs-Expertin der Innsbrucker Uniklinik, Van Anh Nguyen im Rahmen einer Pressekonferenz.
In einer gemeinsamen Studie mit Bozen und Triest sollen jetzt die Hintergründe für diese Auffälligkeit erforscht werden. Dabei sollen vor allem die äußeren Einflüsse wie z. B. die Bergaffinität – Stichwort: Höhensonne – der Tiroler oder auch genetische Unterschiede untersucht werden. „Wir empfehlen, jährlich zum Hautarzt zu gehen“, so Nguyen. „Wenn ein Melanom in einem frühen Stadium entdeckt wird, liegt die Heilungschance bei 90 bis 100 Prozent.“
Gute Nachrichten hat die Expertin auch für Betroffene mit Melanomen im fortgeschrittenen Stadium: „Es gibt heute mehr Hoffnung für Patienten als früher. Patienten können fünf Jahre überleben, die früher schon nach einem Jahr verstorben sind.“
Fachtagung in Innsbruck
Vor allem Kinder müssten laut Nguyen vor starker Sonneneinstrahlung geschützt werden, sonst entstünden Schäden im Genmaterial, die später nicht mehr repariert werden könnten.
Das Thema Hautkrebs wird wohl auch im Fokus einer Dermatologie-Tagung stehen, die zwischen 29. November und 1. Dezember in Innsbruck stattfindet. Unter den internationalen Gastrednern wird auch der US-Krebs-Experte Boris Bastian sein.
Auf dem Programm stehen auch die Themen HIV und Geschlechtskrankheiten. Mario Sarcletti, Leiter der Spezialambulanz für HIV und sexuelle Gesundheit, berichtete, dass Tirol zwar das von der WHO ausgerufene 90-90-90-Ziel (90 Prozent der Infizierten diagnostiziert, davon 90 Prozent in Therapie und davon wiederum 90 Prozent nicht mehr ansteckend) bereits 2015 erreicht hat. Dennoch sei der Handlungsbedarf noch groß.
„Um die HIV-Epidemie zu stoppen, müssen wir die Weiterverbreitung unterbinden“, sagte Sarcletti. Das erste Problem: Viele Betroffene kommen spät zur Diagnose. Das zweite Problem sei die Zunahme von Geschlechtskrankheiten. „Wer mit Tripper, Syphilis oder Clamydien infiziert ist, steckt sich leichter mit HIV an“, erklärte Sarcletti. Seit 2005 habe sich das Auftreten von Syphilis mehr als verdoppelt, seit 2010 auch das von Gonorrhoe (Tripper). Als einen Grund dafür nennt Sarcletti wachsende „sexuelle Sorglosigkeit“, die auch auf die gute HIV-Therapie zurückzuführen sei.
Tripper verbreitet sich wieder stärker
Apropos HIV-Therapie: Seit zwei Jahren können sich z. B. Personen mit hohem Risikoverhalten HIV-PrEP verschreiben lassen. Täglich eingenommen schützt die Tablette mit mehr als 90-prozentiger Sicherheit vor einer Infektion. Doch sie bewahrt nicht vor Geschlechtskrankheiten wie dem Tripper, der Mediziner gerade vor Herausforderungen stellt. Das Erreger-Bakterium ist zunehmend resistent gegen Antibiotika. Die WHO hat es schon auf die Liste der Super-Bakterien gesetzt, gegen die es neue Therapien braucht.
Während es für Frauen normal sei, zum Gynäkologen zu gehen, wüssten Männer oft nicht, an wen sie sich bei Fragen zu Geschlechtskrankheiten wenden können. „Männer sind unterversorgt“, so Sarcletti. (TT)