Gesundheit

Verwirrt im Krankenhaus: Auch junge Menschen betroffen

Fürsorgliche Pflegepersonen und Angehörige tragen viel zur Beruhigung von verwirrten Patienten bei.
© TirolKliniken

Wer alt ist und ins Spital muss, ist oft verwirrt. Doch auch junge kranke Menschen riskieren, ein Delir zu erleiden. Der Zustand soll so gut wie möglich verhindert werden.

Von Theresa Mair

Innsbruck — Er hat nicht gewusst, wo er ist und warum er da ist. Er hat sich Sorgen um seine Frau gemacht. Er war froh, dass die Krankenschwester da war und ihm Sicherheit gab. Verena Friedrich, Pflegerin und Memory Nurse an der Innsbrucker Uniklinik hat sich die Schilderungen eines Patienten notiert. Er hatte in der Klinik ein Delir erlitten und danach davon berichtet.

Delir, so nennt man akute Verwirrtheit, die auf körperliche Ursachen — wie einen Knochenbruch, Schmerzen, eine Infektion, eine Operation — oder auch Wechselwirkungen von Medikamenten zurückzuführen sind. Mit einem Alkohol-Delirium hat das nichts zu tun. „Patienten ab 70, sowie Menschen, die eine beginnende Demenz oder bereits viele Erkrankungen haben, gelten bei uns als Risikogruppe", sagt Groß. Allein der Ortswechsel an die Klinik erhöht die Delir-Gefahr. Ein Delir ist leider kein seltenes Phänomen. „Je älter und je schwerer krank der Patient ist, desto höher ist das Risiko, ein Delir zu erleiden. Grundsätzlich kann es aber jeden betreffen, auch Kinder", erklärt Psychiaterin Renate Groß vom Konsildienst der Uniklinik für Psychiatrie II. In Innsbruck wurde 2016 mit Delir-Schulungen begonnen, in die alle Berufsgruppen einer Station einbezogen sind. Prävention damit ein Delir gar nicht auftritt und Früherkennung sind die wesentlichen Strategien des Delirmanagements an der Klinik Innsbruck.

Mit der nächsten Schulungsphase im Frühjahr werden elf — v. a. chirurgische Stationen und die Schlaganfalleinheit — als Pilotstationen ausgewiesen. Die Klinik-Berufsgruppen erhalten Instrumente, wie Info-Karten, Fragebögen und Schulungsfilme, um Delir-Zustände früh abfangen zu können.

Die Patienten sind orientierungslos, manche unruhig, andere teilnahmslos. Sie schlafen oft schlecht, reagieren verzögert oder unerwartet emotional. Die Situation macht ihnen Angst. „Ich höre manchmal, dass Patienten fragen: ,Was machen denn die ganzen Leute da in meinem Wohnzimmer?," schildert Friedrich aus ihrem Pflege-Alltag.

Ein Delir gilt als medizinischer Notfall. Es beginnt plötzlich und kann genauso schnell wieder vergehen. Muss es aber nicht. Delir-Patienten erholen sich oft schlechter als andere mit derselben Verletzung oder Erkrankung. Sie sind danach häufiger pflegebedürftig und haben das Risiko früher zu sterben.

Aus diesen Gründen setzt die Klinik alles daran, ein Delir zu verhindern. „Ungefähr bei einem Drittel ist das möglich", sagt Groß. Tritt es trotzdem ein, sucht man die körperlichen Ursachen und behandelt diese. Es gibt allerdings auch viele nicht-medikamentöser Maßnahmen mit denen man vorbeugen und beruhigen kann: eine Uhr und ein Kalender im Zimmer, eine Pflegerin, die den Zustand des Patienten versteht und darauf eingeht.

Die Angehörigen spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie informieren über Veränderungen beim Patienten und dessen Routinen. Sie wissen, z.B. dass die Oma eine Wärmeflasche braucht, um gut zu schlafen, oder, dass sie schon länger vergesslich ist. Manchmal bleiben sie zur Beruhigung sogar über Nacht da. Weitere Infos und eine Broschüre für Angehörige: https:\\demenz.tirol-kliniken.at (Suchbegriff: Delir).

Verwandte Themen