Gesundheit

Innsbrucker Kardiologen: Mini-Schnitt für gesunde Herzklappe

Kleiner Schnitt, große Wirkung: Der überwiegende Anteil der Herzklappen-Operation wird im Herzzentrum in Innsbruck ohne Öffnung des Brustkorbes durchgeführt.
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Für Herzklappen-Operationen muss an der Klinik Innsbruck der Brustkorb nur noch äußerst selten geöffnet werden. So oft wie möglich wird auch die eigene Klappe repariert.

Von Beate Troger

Innsbruck –Rund 100.000-mal pro Tag öffnen und schließen sich die vier Herzklappen in einem perfekt aufeinander eingespielten Rhythmus. Diese Ventile regulieren so den Blutfluss zwischen Herz, Lunge und Körper.

Doch mit steigendem Lebensalter nutzen sich diese wichtigen Klappen ab. Sie werden undicht oder verkalken. „Die Aortenklappen-stenose, also die Verengung dieser Klappe, ist eine der häufigsten Erkrankungen im hohen Lebensalter und kann unbehandelt in recht kurzer Zeit zum Tod führen“, erklärt der Kardiologe Axel Bauer, seit 1. Juli dieses Jahres neuer Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Innsbruck. Symptome seien vor allem Atemnot oder Schwindel schon bei sehr geringer körperlicher Belastung.

Ganz ohne Skalpell setzen die Kardiologen im Herzzen­trum an der Innsbrucker Klinik künstliche Klappen über den Herzkatheter an der ­Leiste ein. „Bei dieser Methode spricht man gar nicht von einer Operation, sondern von einer Intervention, die ohne Vollnarkose durchgeführt wird“, klärt Bauer auf. Die so genannte TAVI-Methode (Transkatheter-Aortenklappen-Intervention) ist zwar sehr kostspielig, wird aber vor allem bei Patienten im fortgeschrittenen Alter ab 80 Jahren angewendet, denen man eine riskante Operation nicht mehr zumuten kann.

Doch selbst wenn zum Skalpell gegriffen und operiert wird, müssen die Chirurgen dafür nur noch in den seltensten Fällen den Brustkorb am Brustbein öffnen. „96 Prozent aller Aortenklappen-Eingriffe und auch 98 Prozent der Mitralklappen-Operationen erfolgen hier in Innsbruck minimal-invasiv“, sagt Michael Grimm, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie in Innsbruck. In Deutschland liege der Prozentsatz bei den minimal-invasiven Aortenklappen-OPs im Vergleich hingegen bei 45 Prozent.

International habe sich die Herzchirurgie in Innsbruck auch als eines der besten Häuser für die Reparatur der Mitralklappe positionieren können, wie Grimm betont. „Die höhere Kunst besteht darin, die eigene Herzklappe zu rekonstruieren“, sagt der Klinikdirektor. Das bringe bessere Ergebnisse als der Ersatz durch künstliche oder biologische Klappen. Erst kürzlich führten die Ärzte an der Uniklinik die tausendste Mitralklappen-Operation ohne Brustkorböffnung durch. Chirurgen aus 53 Ländern von fünf Kontinenten lernen regelmäßig von den Operateuren in Innsbruck und deren Erfahrungen.

„Es ist und bleibt aber trotzdem eine große Operation“, führt Ludwig Müller, stellvertretender Direktor der Herzchirurgie, weiter aus. Das Herz wird stillgelegt und der Patient muss an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. „Der Schnitt erfolgt seitlich am Rumpf oder am Rande der Brustwarze und ist etwa vier Zentimenter lang“, erklärt Müller. Man könne den Patienten so wieder ein gesundes Leben mit einer ganz normalen Lebenserwartung zurückgeben.

Die minimal-invasive Methode sei in Innsbruck bereits ein Standard, den alle Herzchirurgen beherrschen, ergänzt Klinikdirektor Grimm: „Wir investieren hier sehr viel in die Ausbildung in diesem Bereich.“

Auf welche Art und Weise die Herzklappe repariert oder ersetzt werden muss, entscheiden die Innsbrucker Ärzte der beiden Kliniken Kardiologie und Herzchirurgie interdisziplinär anhand des individuellen Einzelfalles. Die Ärzte der Herzchirurgie operieren, die Kathetereingriffe hingegen nehmen die Kardiologen vor. Etwa 600 Operationen betreffen unter anderem die Herzklappen, darüber hinaus werden etwa 150 Klappen über den TAVI eingesetzt.

Im Herzzentrum, in dem die beiden Bereiche seit drei Jahren unter einem Dach und mit gemeinsamen Bettenstationen angesiedelt sind, gebe es zwischen den beiden Fachbereichen keinen Kampf um Fallzahlen und Zuweisungen, betont Grimm. Die Berufung von Axel Bauer zum neuen Direktor der Kardiologie stärke den Standort Innsbruck. Die Turbulenzen der vergangenen Jahre sollen nun endgültig zu den Akten gelegt werden.

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