Von Hubert Daum
Obsteig – Sie haben allesamt eine bewegende Fluchtgeschichte zu erzählen, die Asylwerber aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Somalia. Fast in einer Ho-ruck-Aktion bezogen 50 von ihnen im vergangenen Dezember das Hotel Tyrol in Obsteig, das lediglich als Winterquartier bis zum März gedacht war. „Ich war dort gerade auf Urlaub“, erinnert sich BM Hermann Föger, „den Bürgerinformationsabend konnten wir erst nachher veranstalten. Erst gab’s Kritik, dann spürte man aber schnell, dass die Leute wohlwollend sind.“ In Bälde wurden für die spärlich Adjustierten Kleider gesammelt, das „Vorzeigeprojekt“ nahm seinen Lauf. In der Intention, aus der Vollversorgung Selbstversorger zu machen, begab man sich auf die Suche nach kleineren Quartiereinheiten und wurde auch fündig.
Zurzeit leben 21 Geflüchtete in der Gemeinde Obsteig, alles Familien – untergebracht im Weiler Wald, im alten Postmeisterhaus, in einem weiteren Privathaus und im Hotel Tyrol. BM Föger: „Wir danken der Chefin Ulli Hammerle, sie zeigte sich kompromissbereit und verlängerte den Mietvertag mehrfach. Allerdings suchen wir aus Platzgründen für die zwei Familien, die noch im Tyrol wohnen, geeignete Unterkünfte. Ansonsten ist Obsteig in der Flüchtlingscausa ein Vorzeigeort.“

„Schuld“ daran ist zu einem guten Teil Barbara Riser, die den Deutschunterricht koordiniert: „Am selben Abend der Infoveranstaltung hat sich schon ein kleines Team gebildet, das sich natürlich ehrenamtlich für Deutschkurse zur Verfügung stellte.“ Mittlerweile ist das Team auf sechs Frauen und zwei Männer angewachsen. Im Sommer werden sechs Kurse pro Woche für jeweils drei bis fünf Teilnehmer angeboten, ab Herbst werden es mehr. „Die Menschen lernen schnell, sie wissen, wie wichtig die Sprache ist. Mustafa beispielsweise besucht neunmal pro Woche einen Deutschkurs, Mohammed studiert gar an der Hochschule in Stams Sonderpädagogik“, betont Barbara Riser beim Pressegespräch in Wald die Dimensionen der Integration und zeigt auf die Unterkunft neben sich: „Das Haus hier haben wir in Eigenregie hergerichtet.“ Dies sei nämlich keine offizielle Unterkunft der Tiroler Sozialen Dienste (TSD), sondern fällt unter die Kategorie „privat lebend“. Der Vorteil dabei sei, dass die Menschen auch nach einem positiven Asylbescheid hier bleiben können.
Mit dieser Aussicht greift die Beschäftigungsinitiative der Vinzenzgemeinschaft „VinziHand“ seit April den Flüchtlingen auch im Bereich Arbeit unter die Arme. Schriftführerin Martha Stocker: „Wir vermitteln den Asylwerbern kleinere Arbeiten wie Rasen mähen oder Holz stapeln. Von den Kunden bekommen wir dafür eine Spende und geben diese als Lebensmittelgutscheine weiter.“
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Alle Beteiligten seien „glücklich mit der Situation“, wobei BM Föger klarstellt: „Die Menschen, die hier sind, sollen bleiben, neue können wir nicht mehr aufnehmen.“