Bezirk Schwaz

Es brodelt in Gerlos: Kritik an Pfarrer wird lauter

In der Pfarre in Gerlos gibt es Redebedarf – einige Bürger sind unzufrieden mit dem Pfarrer.
© APA/Hochmuth

Beschwerden über den Pfarrer im Dorf werden laut. Die Erzdiözese Salzburg versucht zu beschwichtigen und gesteht Sorgen ein. Dekan Steinwender aus Zell spricht von Missverständnissen.

Von Eva-Maria Fankhauser

Gerlos –Die Vorwürfe wiegen schwer. Denn Peter Hepperger reicht’s. Er ist aus der Kirche ausgetreten. Die Art, wie der Gerloser Seelsorger und Kooperator Ferdinand Schnaiter sein Amt ausübt, bestärke ihn in seiner Entscheidung. Doch was nun bei einem Begräbnis einer Angehörigen passiert ist, brachte das Fass zum Überlaufen. Hepperger hat einen Beschwerdebrief an die Erzdiözese Salzburg geschickt.

Darin kreidet er ein „menschenunwürdiges“ Verhalten des Seelsorgers an. Schnaiter würde nicht auf die Wünsche der Angehörigen eingehen, habe nur zum Teil vorgelesen, was im Lebenslauf der Verstorbenen stand. Das hätte zu unwahren Aussagen geführt. Hepperger kritisiert weiter die Sturheit und Versessenheit des Gerloser Kooperators. „Das ist für mich kein Seelsorger“, schildert Hepperger im TT-Gespräch.

Im Antwortschreiben der Erzdiözese Salzburg erklärt Otmar Stefan, Ombudsmann und Katholikenanwalt, dass nach seiner Einschätzung „eindeutig Gesprächsbedarf“ bestehe. Ihm sei im Dialog mit Schnaiter bewusst geworden, dass den Kooperator „eine gewisse ihn bedrängende Sorge (oder man könnte vermutlich auch Angst sagen)“ belaste, wenn etwas nicht in „Übereinstimmung mit der Ordnung der Kirche“ stehe. Dadurch würden „bei ihm Fragen oder Bemerkungen ins Spiel kommen, die in gewissen Situationen irritierend wirken und damit etwas auslösen, das er eigentlich gar nicht beabsichtigte“. Für Hepperger ist das ein Eingeständnis.

„Das ist nicht Sache des Pfarrgemeinderates“, meint Pfarrgemeinderat-Vorstand Christl Hoflacher auf TT-Anfrage. Mehr wolle sie dazu nicht sagen. „Der Pfarrer ist nicht unumstritten. Aber ich habe schon viele Pfarrer in Gerlos erlebt und mit keinem waren alle zufrieden. Wir stehen in der Sache hinter unserem Pfarrer“, sagt Pfarrgemeinderat Walter Geisler. Auch er sieht die Angelegenheit als persönliche Fehde. Dennoch hat der Pfarrgemeinderat für Montag nicht nur Hepperger, sondern auch andere Gerloser für ein klärendes Gespräch mit dem Kooperator geladen.

Franz Stöckl ist ebenfalls zum Treffen eingeladen worden. Laut ihm gebe es viele, die sich beschweren, aber kaum einer traue sich das öffentlich zu sagen. Vor allem bei Beerdigungen stoße die Vorgehensweise des Kooperators auf Unverständnis. Stöckl fehlt die Weltoffenheit. „Schnaiter ist nicht kompromissbereit und erzkonservativ. Er ist in der Zeit stehen geblieben – vor 200 Jahren“, kritisiert Stöckl. Er möchte den Seelsorger zum Nachdenken bewegen. „Wir wollen ihm nicht vorschreiben, wie er seine Messen abhält, aber wir wünschen uns mehr Kompromisse beim Mitgestalten“, sagt Stöckl.

Auch eine Sängerin aus Gerlos tut sich schwer mit dem Geistlichen. Sie müsse immer stundenlang über Liedtexte bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen mit ihm diskutieren. „Lieder wie ,Amazing Grace‘ oder ,Amoi seg’ ma uns wieder‘ sind für ihn ein No-Go. Wenn ich bei einer Hochzeit über die Liebe singen möchte, dann stoße ich auf Gegenwehr. Es gehe laut ihm nicht um die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern nur um die Liebe zu Gott“, sagt sie. Die Gerloserin Joyce Heijmink wünscht sich einen altersgerechten Umgang des Koopertors: „Er schafft es einfach nicht, den Religionsunterricht kindgerecht zu gestalten. Er liest Psalm um Psalm vor, aber die Kinder verstehen das nicht.“

Kooperator Schnaiter wollte auf mehrfache Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Sein direkter Vorgesetzter, Dekan Ignaz Steinwender aus der Pfarre Zell am Ziller, ist sich sicher, dass es hier Missverständnisse gibt. „Die Beschwerde von Hepperger ist völlig überzogen und die Antwort der Diözese zu beschwichtigend“, sagt er. Steinwender hebt hervor, dass Schnaiter vor allem in der Seelsorge von Sterbenden oder Kranken sehr gute Arbeit leiste. Zudem sei eine Predigt keine Wiedergabe dessen, was die Familie schreibt, sondern der Schwerpunkt liege auf der Verkündigung.

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