Tirol

Finanzielles Debakel nach OP von Innsbrucker Mädchen in Istanbul

Die Innsbrucker Schülerin Eda (Mitte) ist seit der Skoliose-Operation im März 2018 schmerzfrei und kann wieder „normal“ leben. Ihre Eltern hoffen auf eine Refundierung der OP-Kosten.
© TT/Wenzel

Eda (10) aus Innsbruck litt an einer extremem Wirbelsäulenverkrümmung. Ein chirurgischer Eingriff bescherte den Eltern Kosten in Höhe von 35.000 Euro. Die TGKK refundiert rund 6000 Euro.

Von Helmut Wenzel

Innsbruck –Jahrelang musste Eda bittere Pillen schlucken. Das Mädchen aus Innsbruck litt an einer extremen Form von Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) und musste ein enges Korsett tragen. „Diese Erkrankung hat Eda tägliche Einschränkungen in allen Lebensbereichen beschert“, fasst der Anwalt der Familie, Hüseyin Kilic, zusammen. Den Eltern sei es nicht mehr zumutbar gewesen, „zuzuschauen, wie ihre Tochter leidet“. Weil Behandlungen in Tirol ohne Erfolg blieben, entschieden sich die Eltern – auch auf Anraten der Ärzte – zu einer OP.

Das war für die fünfköpfige Migrationsfamilie (alle österreichische Staatsbürger) leichter gesagt als getan. „Natürlich hätten wir den Eingriff in Österreich gemacht. Aber nach unseren Erkundigungen macht diese OP hier niemand.“ Eda litt an einer 62-Grad-Verkrümmung der Wirbelsäule. Man habe nur die Wahl gehabt, die OP in Kanada oder in der Türkei zu machen.

Im März 2018 waren all­e Vorbereitungen getroffen, man flog zum Ärzteteam in Istanbul. „Es war eine spezielle OP-Methode. Acht Stunden hat es gedauert, wir konnten auf einem Bildschirm zuschauen“, erzählen die Eltern. Aus medizinischer Sicht war der Eingriff offenbar erfolgreich, das Wachstum des Mädchens hat sich normalisiert. „Ich kann mich normal bewegen und sogar Sport betreiben“, freut sich die Schülerin. Obwohl sie sieben Metallschrauben in der Wirbelsäule trägt, ist sie schmerzfrei.

Aus finanzieller Sicht erlitt Edas Familie allerdings ein Debakel. Der Vater, ein Bauschlosser, ist nach einem Arbeitsunfall zu 50 Prozent körperlich behindert. Die Mutter jobbt halbtägig. Für die OP-Kosten in Höhe von 35.000 Euro musste ein Kredit aufgenommen werden. Mit Hilfe von Anwalt Kilic kämpft die Familie um eine Kostenrefundierung. Interventionen bei der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) blieben laut Kilic bisher erfolglos. Der Anwalt beabsichtigt, die TGKK zu klagen.

Für TGKK-Direktor Arn­o Melitopulos stellt sich der Fall etwas anders dar: „Skoliose ist EU-weit in mehreren Kliniken behandelbar.“ Die betroffene Familie habe auf eigene Faust gehandelt, sei ein hohes Kostenrisiko eingegangen und habe die OP ohne Absprache mit der TGKK gemacht. Man werde jedoch jene Kosten refundieren, die in einem öffentlichen Spital in Istanbul in Rechnung gestellt würden. Das dürfte, so Direktor Melitopulos, ein Betrag zwischen 6000 und 7000 Euro sein.

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