Bezirk Imst

Fasnacht in Nassereith: Traumhaft schönes Schellerlaufen

Tausende Zuschauer waren trotz – oder gerade wegen – des fabelhaften Wetters in die Fernpassgemeinde gekommen, um der Fasnacht ihre Aufwartung zu machen.
© Thomas Boehm / TT

Ein Dorf und eine Herzensangelegenheit: Bei der Fasnacht in Nassereith war am Sonntag die Energie dieser jahrhundertealten Tradition spürbar. Tausende Zuschauer lebten beim einzigartigen Schellerlaufen mit.

Von Thomas Parth

Nassereith — Das archaisch anmutende, über Generationen von Nassereithern weitervererbte Schellerlaufen hatte am Sonntag seinen Höhepunkt. Die Symbolik hinter diesem, mit viel Herzblut und Liebe getragenen, Fasnachtsumzug liegt auf der Hand: Der Winter muss dem Frühling weichen.

Nicht, wie man vielleicht meinen könnte, der Bär ist der Repräsentant des Winters, sondern der Bärentreiber. Letzterer trieb auch heuer wieder den Bär mit Stockschlägen zu „Purzigagelen". Diese Purzelbäume hatte der Bär aber rasch satt und plötzlich rang er den Treiber nieder. Unter dem Applaus des Publikums triumphierte der Frühling im Kampf über den Winter. Tausende Zuschauer hatten bei fabelhaftem Wetter den Weg in die Gurgltalgemeinde gefunden, um sich auf dieses Fasnachts­treiben einzulassen. Bereits 2012 hat die Unesco das Schellerlaufen als immaterielles Kulturerbe aufgenommen.

Allen voraus die Schnöller. Sie schnalzen mit ihren Peitschen unüberhörbar laut, um den Weg frei zu machen. Die Sackner verschafften sich ihren Respekt und ebneten die Bühne für die „Schianen". Die mit vielen farbenfrohen Details gestalteten Figuren vom namensgebenden, imposanten Scheller über den nicht minder beeindruckenden Roller bis zu Kehrern, Engel- und Mohrenspritzern sowie Ruaßlern oder dem Riesenpaarle sind unverzichtbarer Teil der gelebten Fasnachts­tradition in Nassereith. Die Prominenz, vom Landeshauptmann abwärts, wurde eingeführt. Die Fasnachtswagen, mit viel Liebe zu Detail gestaltet, dienten fliegenden Hexen als Zuflucht oder waren überdimensionierte Brauereiwagen oder Setzkästen.

Als Zuschauer kann man sich der Energie dieses Treibens, welches den bedingungslosen Zusammenhalt einer Dorfgemeinschaft widerspiegelt, kaum entziehen. Die Nassereither Männer und Burschen kennen während der Fasnacht kaum soziale Unterschiede. Die Vorbereitung des Schellerlaufens, der über Wochen andauernde Bau der kunstvoll gestalteten Festwagen und die an Kraft und Ausdauer zehrende Umsetzung einer schönen Fasnacht schweißt alle Beteiligten zusammen. Dies gilt auch für die (Ehe-)Frauen, die ihre Männer noch in der Früh aufgeputzt und in ihre Gewänder eingenäht haben. Die Mütter, die sich um das Wohlergehen ihrer Söhne während des anstrengenden Treibens sorgen, sind ebenfalls mit Leib und Seele dabei.

Am Ende darf ganz Nassereith wieder stolz darauf sein, Teil eines uralten, neu gelebten Brauchtums zu sein, und darauf, unvergessliche Momente und generationenübergreifende Erinnerungen geschaffen zu haben.

Impressionen vom Schellerlaufen in Nassereith am Sonntag

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