Tirol

ÖBB-Sommerticket für junge Bahngäste: Gleicher Preis, weniger drin

Mit dem Zug im Sommer durch ganz Österreich reisen: Das ÖBB-Sommerticket erfreut sich großer Beliebtheit – doch dieses Jahr wurde die Gültigkeit verkürzt.
© iStock

Das Sommerticket der ÖBB kostet zwar gleich viel wie im Vorjahr, gilt aber nur noch halb so lange. Viele junge Leute sind verärgert und orten falsche Signale in Sachen Klimapolitik.

Von Beate Troger

Innsbruck –Sie sind jung, mobil, haben Zeit und wollen die Welt und das Heimatland erkunden. Studenten und junge Leute aus ganz Österreich haben in den vergangenen Jahren gerne das so genannte Sommerticket der ÖBB in Anspruch genommen. Es kostete 39 Euro für alle unter 20, 59 Euro bis zum Alter von 26 Jahren bei der Online-Buchung bzw. 69 Euro am Schalter. Damit konnte man während der gesamten Sommerferien von Anfang Juli bis Mitte September durchs ganze Land reisen – also ein Schnäppchen.

Mit dem Slogan „Das Sommerticket ist zurück“ haben die Bundesbahnen das Angebot für junge Erwachsene auch heuer intensiv beworben. Wenig kommuniziert wurde aber, dass die Gültigkeit heuer nur noch auf einen Monat, genauer gesagt 30 Tage, begrenzt war.

Auch die erwachsenen Kinder von Familie Laube aus Innsbruck waren treue Sommerticket-Kunden. „Unsere Tochter ist 21 und studiert in Wien, unser 25 Jahre alter Sohn studiert in Linz“, schildert Daniela Laube. Beide sind zwar auch am Studienort nebenbei berufstätig, „ein Heimatbesuch ist aber auch immer eine finanzielle Frage“, sagt die Mutter.

Als beide auch heuer wieder das Sommerticket kaufen wollten, um öfter nach Tirol fahren zu können und Freunde in ganz Österreich zu besuchen, war der Ärger groß. „Die Beschränkung der Gültigkeit auf einen Monat ist im Grunde eine Preissteigerung von 100 Prozent“, empört sich Laube. Wer den ganzen Sommer über viel reisen möchte, bräuchte das Sommerticket gleich zweimal und müsste damit doppelt so viel zahlen, rechnet sie vor.

Bei den ÖBB sind bereits mehrere Beschwerden über das Sommerticket eingegangen, doch die Bundesbahnen verteidigen ihr überarbeitetes Angebot. Offiziell heißt es, man wolle die „Reiseströme besser beobachten und steuern“. Doch von den Pendler-Stoßzeiten vor allem am frühen Morgen sind die Sommerticket-Besitzer ausgeschlossen. Mit der Ferienkarte können die jungen Bahnreisenden erst ab 8 Uhr in der Früh in den Zug steigen.

Christoph Gasser-Mair, Pressesprecher der ÖBB in Tirol, rechnet vor, dass Jugendlichen und jungen Erwachsenen für umgerechnet zwei Euro pro Tag jede Strecke des rund 5000 Kilometer langen ÖBB-Netzes zur Verfügung steht. „Im Vergleich dazu könnte man in Wien nur sieben Minuten lang E-Scooter fahren oder einen Parkschein für 60 Minuten lösen“, führt er aus.

Außerdem zeige ein Blick über die Grenzen hinaus auch auf, dass es im Vergleich mit den Nachbarländern kein ähnliches Angebot gebe, sagt Gasser-Mair. In vielen Ländern gibt es kein spezielles Sommerticket für junge Leute, und wenn doch, dann nur zu wesentlich höheren Preisen. Über die Verkaufszahlen und die Profitabilität des Jugendangebotes wollen sich die Bundesbahnen jedenfalls nicht äußern. Da sich das Sommerticket in den vergangenen Jahren aber stets großer Beliebtheit erfreute, ist davon auszugehen, dass es auch intensiv genutzt wurde. Vermutlich zu intensiv. „Auch in den ÖBB gilt der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit“, räumt Sprecher Gasser-Mair ein. Der indirekte Preissprung beim Sommerticket hat auch schon die Politik auf den Plan gerufen. Federführend unter dem grünen Landtagsabgeordneten Michael Mingler hat die schwarz-grüne Landesregierung die ÖBB Anfang des Monats per Dringlichkeitsantrag aufgefordert, die massive Preissteigerung wieder zurückzunehmen.

Auch die SPÖ Jugendorganisation „Junge Generation Tirol“ kritisiert die zeitliche Beschränkung. Die neue Regelung wäre ganz klar ein „Schlag ins Gesicht für alle jungen Menschen, die sich für Klimaschutz einsetzen“, sagt die Tiroler Landesvorsitzende Eda Celik.

Die ÖBB wollen nun beobachten, wie das Sommerticket heuer angenommen wird. Und Familie Laube? Die Tochter hat sich das Ticket jetzt für den Juli besorgt, für den Sohn, der in Linz studiert, lohnt sich das Schnäppchen dieses Jahr aber nicht mehr.

Verwandte Themen