Jubiläum

Festwoche für die Alma Mater: Uni Innsbruck wird heute 350 Jahre

Vor 350 Jahren wurde die Universität Innsbruck von Kaiser Leopold I. gegründet.
© Thomas Boehm / TT

Der Gründungstag der Universität Innsbruck heute vor genau 350 Jahren wird, zum Höhepunkt des Jubiläumsjahrs, mit zahlreichen Veranstaltungen begangen.

Innsbruck - Die Alma Mater hat Geburtstag: Heute vor genau 350 Jahren, am 15. Oktober 1669, wurde die Universität Innsbruck offiziell von Kaiser Leopold I. gegründet. Ihren heutigen Namen erhielt sie dann fast 160 Jahre später, als sie unter Franz I. als Leopold-Franzens-Universität (Alma Mater Leopoldo-Franciscea) 1827 wieder errichtet wurde.

Eine lange Zeit, aus heutiger Sicht, aber eigentlich hätte Innsbruck sogar schon gut 100 Jahre früher eine Universität haben können - wenn die Umstände anders gewesen wären. „Ferdinand I., römisch-deutscher Kaiser von 1558 bis zu seinem Tod 1564 und davor schon Herrscher in den Habsburgischen Erblanden, plante spätestens ab 1543 eine Universität in Innsbruck", wird der Historiker Prof. Heinz Noflatscher in der Jubiläumsausgabe der Uni-Zeitschrift Wissenswert zitiert. Für eine neu ausgearbeitete Universitätsgeschichte setzte sich Noflatscher zum Jubiläumsjahr intensiv mit der Gründung und den Vorläufern der Universität Innsbruck auseinander.

Ferdinand I., Enkel von Kaisers Maximilian I., hatte laut Noflatscher seine Kindheit und Teile seiner Jugend in Spanien verbracht, war katholisch geprägt und bewunderte die dortigen maßgeblich von katholischen Geistlichen geführten Universitäten. Nach dem Vorbild der theologischen Kollegien in Valladolid und Alcalá sollte also auch in Innsbruck ein Kolleg entstehen — in seinem Testament von 1543 verfügte Ferdinand I. die Errichtung dieses Kollegs spätestens nach seinem Tod, begonnen wurde aber dann noch zu seinen Lebzeiten damit.

Erste Universitätsgründungs-Anläufe scheiterten

Betreiben sollten die Institution Chorherren — die Suche danach gestaltete sich aber schwierig. „Die religiösen Spannungen zwischen den christlichen Konfessionen zu der Zeit, aber auch Ferdinands eigene Ansprüche haben letzten Endes dau geführt, dass Ferdinand schlicht kein für die Lehre geeignetes deutschsprachiges Ordenspersonal gefunden hat — und das über mehrere Jahre hinweg", erläutert Noflatscher. Das eigens dafür errichtete Kolleg, das heutige Volkskunstmuseum mit Hofkirche, übernahmen schließlich 1563 Franziskaner aus dem Veneto — eine Alternative mit Ordensleuten von nördlich der Alpen hatte es offenbar schlicht nicht gegeben. „Die Franziskaner stießen, auch aufgrund ihrer italienischen Muttersprache, bei den Städtern nicht auf uneingeschränkte Sympathie und übernahmen statt der Lehre dann nur noch die Liturgie der neu errichteten Hofkirche", so der Historiker.

Erneute Anläufe eine Universität zu gründen, scheiterten um 1600 abermals, der Diskurs über eine Landesuniversität in Tirol ebbte allerdings bis zur Gründung nie vollständig ab. Die Jesuiten blieben daran interessiert, die Tiroler Landstände auch, und bereits 1646 diskutierte der Landtag darüber. Endgültig soweit war es, wie bekannt, 1669 endlich: Leopold I. war nun Kaiser, er erlaubte die Finanzierung durch den Haller Salzaufschlag — von jedem in Tirol verkauften Fuder Salz aus Hall sollte die Universität zwölf Kreuzer erhalten. Und so schlug ihre Geburtsstunde.

Anfangs im Jesuitengymnasium beheimatet

Räumlich war die Universität zuerst noch im Jesuitengymnasium untergebracht, 1673 zog man dann auch mit den philosophischen Vorlesungen in die heutige Herrengasse. Der Übergang vom Gymnasium in die Universität war fließend: „Im ersten Studienjahr 1669/70 wurden Logik und bereits Physik gelesen, im folgenden Jahr dem Curriculum der Jesuiten gemäß die Metaphysik, der letzte Kurs des philosophischen Studiums. Die Professoren lehrten damals alle drei Kurse, stiegen also wie im Gymnasium mit den Studenten auf", weiß der Historiker.

1671 folgten der Philosophischen Fakultät eine Theologische und eine Juridische und 1674 die Medizinische Fakultät. Im April 1677 lehrten dann bereits 14 Professoren an der Universität Innsbruck. Auch spätere Krisen sollte die Universität letztlich gut überstehen, der Grundstein war gelegt: Heute besteht sie aus 16 Fakultäten, über 260 Professoren und Professorinnen und über 3.200 weitere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forschen und lehren an der Universität.

Zahlen zur Uni Innsbruck

Studierende insgesamt: 27.048

Internationale Studierende: 11.410 (42,2 Prozent)

Absolventen: 4077

Partnerhochschulen: 300

Studienfächer: 129Lehrveranstaltungen: ca. 4000 pro Semester

Mitarbeiter insgesamt: 5006Publikationen: 4146Budget gesamt: 301,3 Mio. Euro

Drittmittelerlöse und eigene Einnahmen: 60,7 Mio. Euro

Festwoche zum Jubiläumstag

Rund um ihren Geburtstag bildet die Festwoche nun den Höhepunkt des Jubiläumsjahres der Uni. Sie spannt einen Bogen über die vergangenen 350 Jahre. Den Auftakt bildete am Montagabend ein Empfang des Rektors, am Dienstag präsentierten Innsbrucker Wissenschaftler in kurzen Vorträgen ihre Forschung. Am Abend feiern die Stadt Innsbruck und das Land Tirol ihre Universität um 18 Uhr mit einem Festakt im Tiroler Landestheater, der auf der Facebook-Seite der Uni LIVE übertragen wird. Zu sehen wird eine Inszenierung in fünft "Festakten", geschrieben von Carolina Schutti, Erika Wimmer, Chrisotph W. Bauer, Elmar Drexel und Klaus Rohrmoser sein. Alle weiteren Infos zum Jubiläum gibt es im Liveblog der Uni. (TT.com/anl)

Diese Veranstaltungen bilden den bunten Rahmen der Geburtstagswoche:

Termine zum 350-Jahr-Jubiläum

  • Enthüllung des Designprojekts „pharos.link": Mittwoch, 12 UhrDas Designprojekt der Innsbrucker Studierenden Fabian Venier und Konstantin Jauck, das Platz auf der Fläche oberhalb der Universitäts- und Landesbibliothek fand, ging aus einem Ideenwettbewerb an der Fakultät für Architektur hervor. „Pharos bedeutet auf Griechisch Leuchtturm und wie der Leuchtturm von Alexandria, das jüngste der sieben Weltwunder der Antike, leuchtet der pharos.link und signalisiert unseren Studierenden Wege in die akademische Welt. Für unsere Gaststudierenden aus aller Welt steht er außerdem für einen kleinen Heimathafen", erläutert Dr. Barbara Tasser, Leiterin der Internationalen Dienste der Universität Innsbruck.
  • Ausstellungseröffnung: Nur die Geigen sind geblieben: Donnerstag, 11 UhrDie Wanderausstellung, konzipiert vom Wiener Haus der Geschichte Österreich, widmet sich Alma und Arnold Rosé, zwei Ikonen des österreichischen Musik- und Wiener Gesellschaftslebens. Eröffnet wird die Ausstellung im Haus der Musik mit einem Gespräch von Anita Lasker-Wallfisch mit der Innsbrucker Musikwissenschaftlerin Milijana Pavlovic. Der Eintritt ist frei.
  • Die Gegenwart (und Zukunft) der Erinnerung:Donnerstag, 18 UhrIm Jubiläumsjahr ehrt die Universität Innsbruck zwei herausragende Persönlichkeiten mit dem Ehrendoktorat: Anita Lasker-Wallfisch und Heinz Fischer. Am Vortag der Ehrung im Rahmen des Dies academicus sprechen die Zeitzeugen im Kaiser-Leopold-Saal am Karl-Rahner-Platz 3 über die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts.
  • Festkonzert: Bewegte Zeiten: Donnerstag, 20 UhrIn politisch bewegten Zeiten lebte, regierte und wirkte der musikliebende und komponierende Kaiser Leopold I. Seine Musik und die von Komponisten, die in seinen Diensten standen, sowie aus jenen Ländern, die Anspruch auf Teile des Reiches Leopold I. erhoben, stehen auf dem Programm des Marini Consort Innsbruck. Den Bogen zum 21. Jahrhundert spannt das Ensemble Phace unter anderem mit einer Uraufführung des aus Tirol stammenden Komponisten Wolfgang Mitterer in der SOWI-Aula. Karten gibt es um 21 Euro bei oe-ticket.
  • Dies Academicus - Ehrungstag: Freitag, 10 UhrBeim diesjährigen Dies Academicus werden Anita Lasker-Wallfisch und Heinz Fischer mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet. Andrea und Günther Berghofer und Michael Popp werden zu Ehrensenatoren und Herbert Bauer und Friedrich Pfäfflin zu Ehrenbürgern ernannt. Die Verleihung findet in der Aula im ersten Stock des Universitätshauptgebäudes statt.
  • Uniball zum Jubiläum:Samstag, 20.30 UhrMit dem Jubiläumsball findet die Festwoche zum 350-Jahr-Jubiläum der Universität Innsbruck ihr feierliches Ende. Gleichzeit bildet der Ball einen Auftakt: Von nun an wird der Uniball im Congress alljährlich im Oktober das neue Studienjahr einläuten und einen Vorgeschmack auf die Ballsaison bieten.

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