Anschläge in Sri Lanka

Fehler vor den Anschlägen: Sri Lankas Polizeichef muss gehen

Auch die St. Anthony's Kirche in Colombo war Ziel der Anschlagsserie.
© AFP

Auch drei Tage nach der Terrorwelle in Sri Lanka bleibt die Lage auf der Insel angespannt. Jetzt liegen erste Details zu den Selbstmordattentätern vor, unter ihnen auch eine Frau. Weil Hinweise auf Anschlagspläne nicht weitergegeben wurden, gibt es nun Konsequenzen für die Sicherheitsbehörden.

Colombo – Sri Lankas Regierung hatte bereits Fehler bei der Weitergabe von Geheimdienstinformationen vor den Anschlägen vom Ostersonntag eingeräumt. Jetzt hat sie erste Konsequenzen gezogen. Staatspräsident Maithripala Sirisena wies den Polizeichef des Inselstaates und einen hochrangigen Beamten im Verteidigungsministerium am Mittwoch an, ihre Kündigung einzureichen, wie sein Büro mitteilte.

Die Regierung gab am Mittwoch einige Details über die Attentäter bekannt, die Hintergründe blieben aber größtenteils ungeklärt.

Präsident Sirisena hatte am Dienstagabend angekündigt, innerhalb von 24 Stunden die Führung der Sicherheitsbehörden des Landes auszutauschen. Hinweise von ausländischen Geheimdiensten auf Anschlagspläne seien nicht an ihn weitergegeben worden, sagte er zur Begründung.

Prediger als mutmaßlicher Drahtzieher

Mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge könnte der islamische Prediger Zahran Hashim sein. In dem am Dienstag von der Jihadistenmiliz IS (Daesh) veröffentlichten Bekenner-Video steht Hashim offenbar im Zentrum. Ein schwarzes Tuch um den Kopf geschlungen und ein Gewehr im Arm, leitet Hashim die mutmaßlichen Angreifer in einem Treueschwur auf IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi an.

Sri Lankas Regierung hatte Hashim bereits indirekt für die verheerende Anschlagserie am Ostersonntag auf drei christliche Kirchen und drei Luxushotels verantwortlich gemacht, als sie die Tat der einheimischen Islamistengruppe National Thowheeth Jama‘ath (NTJ) zuschrieb. Der Kleriker gilt als Anführer der Gruppe.

Sieben sri-lankesische Selbstmordattentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu gleichzeitig in drei Kirchen in mehreren Städten und drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Einige Stunden später gab es zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und in einer Wohngegend in Vororten Colombos. Ein weiterer Anschlag auf ein Fünf-Sterne-Hotel scheiterte.

359 Tote, darunter 34 Ausländer

Die Zahl der Toten lag nach Polizeiangaben vom Mittwoch bei 359 – darunter waren laut Außenministerium 34 Ausländer, 14 wurden noch vermisst. Österreicher kamen nach den bisherigen Angaben nicht zu Schaden. Mehr als 400 Verletzte wurden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt. 60 Menschen waren laut Polizei am Mittwoch in Gewahrsam, alle seien Sri Lankesen.

Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagte am Mittwoch, die meisten der Attentäter seien gebildet gewesen und hätten der oberen Mittelschicht angehört. Sie hätten im Ausland studiert – einer von ihnen vermutlich in Großbritannien und Australien. Insgesamt seien neun Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt gewesen, darunter eine Frau. Acht von ihnen seien bisher identifiziert worden, sagte Wijewardene. Mögliche Verbindungen zur Terrormiliz IS (Daesh) würden geprüft.

Vergeltung für Anschlag in Christchurch

Der IS hatte die Selbstmordanschläge für sich reklamiert. Die Echtheit der Nachricht ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Als Täter macht Sri Lanka eine einheimische Islamistengruppe verantwortlich, die aber Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müsse. Nach Einschätzung der Regierung waren die Anschläge als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht.

Nach Angaben von Sri Lankas Premierminister Ranil Wickremesinghe waren noch einige Verdächtige auf der Flucht, manche von ihnen seien im Besitz von Sprengstoff. Mehrere verdächtige Gegenstände wurden am Mittwoch in der Hauptstadt Colombo kontrolliert gesprengt. Es handelte sich aber um Fehlalarme. (APA, dpa, AFP)

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