Hasspostings

Täglicher Hass: Lena Meyer-Landrut postet trauriges Spiegel-Selfie

Lena Meyer-Landrut (Archivbild).
© dapd

Auf dem Foto sieht man die deutsche Popsängerin in einem Spiegel, auf den Beleidigungen aus den Kommentarspalten ihres Instagram-Accounts geschrieben sind.

Köln — Die deutsche Popsängerin Lena Meyer-Landrut („Satellite") hat auf Instagram mit einem Selfie öffentlich gemacht, was für Beschimpfungen sie jeden Tag erreichen. Auf dem Foto sieht man die 27-Jährige in einem Spiegel, auf den mit schwarzem Stift Beleidigungen aus den Kommentarspalten ihres Instagram-Accounts geschrieben sind.

„Arrogante Göre" ist da zu lesen, „hässlich und nichts wert", aber auch schlimmere Beschimpfungen wie „Du dumme Schlampe". Die Gewinnerin des Eurovision Song Contests (ESC) von 2010 ist auf Instagram sehr aktiv. Fast jeden Tag gibt es neue Fotos der Sängerin, etwa im Urlaub oder im Tonstudio. Ihr neuestes Bild hatte am Mittwoch bereits über 100.000 Likes und löste in den sozialen Netzwerken Diskussionen aus. Unter den mehr als 3000 Kommentaren zum Foto finden sich positive Rückmeldungen wie „Tolle Botschaft!!" - aber auch Kritik: „Wer sich bewusst der Öffentlichkeit aussetzt, kann nicht nur die Millionen und Lobhudeleien haben wollen."

Beistand erhielt Meyer-Landrut unter anderem von Sänger Max Giesinger („80 Millionen"), der den Post „unfassbar mutig" nannte. Dem Radiosender MDR Jump erzählte der 30-Jährige von eigenen Erfahrungen mit Mobbing in den sozialen Netzwerken. „Ich habe auch reihenweise Hasskommentare gelesen. Manchmal wünschen einem die Leute sogar den Tod", sagte Giesinger.

Lob von österreichischer Expertin

Aus Sicht einer Expertin hat Lena genau richtig reagiert. Indem sie die Beleidigungen auf den Spiegel schreibe, zeige sie das Problem, ohne den Beschimpfern selbst eine Bühne zu bieten, sagte die österreichische Buchautorin Ingrid Brodnig („Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können") der Deutschen Presse-Agentur. „Sie entwendet ihre Worte, um es zu thematisieren. Das finde ich als Ebene sehr klug."

Verfassern von Hasskommentaren gehe es oft um Demütigung, sagte Brodnig. Dabei erlebten Frauen oft noch eine andere Form von Mobbing als Männer. „Wenn Frauen online beleidigt werden, dann geht es sehr schnell um das Körperliche, dann wird es erniedrigend, das Aussehen wird herabgewertet, man wird als Schlampe bezeichnet."

Solche Erlebnisse anzusprechen, sei wichtig. „Auch wenn jemand total berühmt ist, nagt das an einem. Niemand ist so hart, dass das komplett spurlos an einem vorübergeht", sagte Brodnig, die auch als Journalistin arbeitet. „Das Schlimmste ist, wenn Opfer sowas in sich hineinfressen, wenn sie das nicht teilen." (APA, dpa)

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