Tirol

Nach Tod von Elfjährigem in Oberau: Frage nach dem Warum

An dem Schutzweg, wo er Donnerstagfrüh zwischen zwei Autos eingeklemmt wurde, hielten Passanten inne.
© Anton Silberberger

Der Tod eines Elfjährigen auf einem Schutzweg erschütterte Oberau. Die Aufarbeitung des tragischen Unfalls hat begonnen. Weiter unklar bleibt aber vorerst dessen genauer Hergang.

Von Benedikt Mair

Oberau, Innsbruck –Der Himmel ist grau, immer wieder schneit es leicht. Fußgänger bleiben stehen, halten inne. Autos fahren im Schritttempo vorbei. Kerzen waren gestern um einen zerstörten Holzzaun am Straßenrand im Oberauer Zentrum platziert, nur wenige Meter von der Dorfkirche entfernt. Sie erinnern an den tragischen Tod eines Elfjährigen. Der Bub wurde am frühen Donnerstagmorgen, als er in Richtung Schule unterwegs war, auf einem Schutzweg zwischen zwei Autos eingeklemmt. Der Schock im Wildschönauer Ortsteil und in der ganzen Gemeinde sitzt tief. Die Frage nach dem Warum treibt viele um.

„Jeder hier ist betroffen. Keiner kann fassen, warum es so einen erschütternden Vorfall geben musste“, sagt der Wildschönauer Bürgermeister Johannes Eder. Er selbst sei, kurz nachdem es geschehen war, zufällig am Unfallort mit seinem Auto angekommen. „Es war in der Früh, dämmerig, die Fahrbahn rutschig und der Schneefall heftig“, schildert Eder. Die Schuldfrage stellte im Ort niemand, das sei nicht angebracht. „Wir sind einfach nur fassungslos.“

Von Seiten der Gemeinde seien keine besonderen Vorkehrungen getroffen worden, das hätten laut dem Bürgermeister andere Behörden übernommen – von der Abwicklung vor Ort bis zur Organisation der Krisenintervention. Besonders hervorzuheben sei das vorbildliche Handeln der Schulleitung, die in dieser schweren Stunde „sehr schnell reagiert hat“.

Besucht hatte der Elfjährige die Neue Musikmittelschule Wildschönau (NMMS), an deren Fassade seit gestern eine schwarze Fahne als Zeichen der Trauer hängt. Unmittelbar nachdem der Direktor über den tragischen Unfall informiert worden war, seien zwei Schulpsychologinnen an die Schule gekommen, heißt es in einer Stellungnahme der Tiroler Bildungsdirektion. „Es wurden die Lehrpersonen und die Klasse, die der verunglückte Schüler besucht hatte, informiert.“ Anschließend wurden auch die weiteren Klassen in Kenntnis gesetzt. „Die Schulpsychologinnen standen Schülerinnen und Schülern, die dies wünschten, für Gespräche zur Verfügung und der Direktor informierte auch alle Eltern.“ Auch gestern noch hatten die Schüler die Möglichkeit, sich psychologisch betreuen zu lassen. Ob dies kommende Woche weiterhin gebraucht werde, müsse noch entschieden werden.

Nicht nur in der NMMS, sondern auch in der Volksschule im Ort wurde der Vorfall thematisiert. „Die Lehrer haben ihn natürlich im Unterricht mit den Schülern thematisiert, mit allen wurde gesprochen“, sagt Direktorin Stefanie Rauscher. Freitagvormittag habe es eine gemeinsame Gedenkmesse mit der Neuen Musikmittelschule gegeben. „Selbst wenn nicht alle Kinder den Verstorbenen kennen, sie trauern trotzdem mit. Weil sie die Erschütterung der Erwachsenen spüren.“

Der Elfjährige war Mitglied in der Jungfeuerwehr im Ort und ein lebenslustiger Bursche, wie es aus der Wildschön­au heißt.

Während die Trauerbewältigung gerade erst begonnen hat, laufen die Ermittlungen zum genauen Unfallhergang auf Hochtouren. Bekannt ist bisher, wie berichtet, dass der Bub gegen 7.30 Uhr eine Straße im Ortszentrum auf einem Zebrastreifen überqueren wollte. Eine herannahende Autofahrerin sah den Schüler und wollte nach links ausweichen. Dabei prallte die 46-Jährige frontal gegen das entgegenkommende Fahrzeug einer 52-Jährigen. Der Bub wurde zwischen den beiden Autos eingeklemmt. Warum, das ist noch nicht endgültig geklärt, sagt Franz Hohlrieder, Postenkommandant der Polizei in Wörgl. Hauptgrund dafür: „Die Unfallbeteiligten konnten noch nicht vernommen werden. Ihr Gesundheitszustand lässt das nicht zu.“ Abgeschlossen sei inzwischen die Obduktion. Auch hätten die Sachbeauftragten die Wracks begutachtet. „Auf den Bericht warten wir noch.“

Die Schule des Buben hat die schwarze Fahne gehisst.
© Anton Silberberger

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