Oberösterreich

95 Opfer: Urologe soll minderjährige Patienten missbraucht haben

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© dpa/Julian Stratenschulte

Ein Arzt aus dem Salzkammergut sitzt seit Ende Jänner in Untersuchungshaft, weil er Dutzende minderjährige Patienten missbraucht haben soll. Die Vorwürfe weiten sich nun massiv aus. Es sind bereits 87 Opfer namentlich bekannt.

Wels – Ein Urologe aus dem Salzkammergut soll über viele Jahre hinweg männliche Patienten missbraucht haben. Nach Angaben der Ermittler sind 95 Opfer namentlich bekannt. „Der Missbrauch geschah überwiegend in der Praxis, aber teilweise auch zu Hause“, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wels einen Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten (Dienstag). Der 55-jährige Facharzt sitzt bereits seit Ende Jänner 2019 in Untersuchungshaft. Die Dimension des Falles sei aber erst im Laufe der Ermittlungen klar geworden, sagte die Sprecherin weiter.

Nach bisherigen Erkenntnissen spielten sich die Taten im Zeitraum von 2000 bis 2019 ab. Die Anzeige eines Opfers hatte die Ermittler auf die Spur des Arztes gebracht. Durch das Durchforsten der Patientenkartei stießen die Fahnder auf die restlichen Namen. Der Mann hatte zu seiner Verteidigung gesagt, dass die Maßnahmen medizinische Gründe gehabt hätten.

Arzt zurechnungsfähig

Ein Gutachten bescheinigt dem Mediziner Zurechnungsfähigkeit, bestätigte Staatsanwaltschafts-Sprecherin Silke Enzlmüller. Die Anklagebehörde hat aber noch weitere Sachverständigen-Expertisen in Auftrag gegeben: So gilt es zu klären, ob etwaige Folgeschäden bei den Opfern entstanden sind – aktuell stehe das bei vier Buben im Raum.Schwere Folgeschäden würden den Strafrahmen von zehn auf 15 Jahre erhöhen. Mittlerweile ist ein Gutachten eingelangt, das der Verantwortung des Beschuldigten, die „Behandlungen“ seien medizinisch indiziert gewesen, widerspricht.

Der Großteil der namentlich bekannten Opfer sei bereits polizeilich einvernommen worden, die noch ausstehende sollen demnächst folgen. Bei Fällen, in denen schwerer sexueller Missbrauch im Raum steht, werden im Landesgericht Wels kontradiktorische Einvernahmen durchgeführt, die noch bis Mitte August dauern dürften, so Staatsanwaltschafts-Sprecherin Silke Enzlmüller. (dpa, APA)

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