Gelähmt vom Brexit: So sehen Tiroler Briten das Drama
In Österreich leben 10.970 Briten, 1546 davon in Tirol. Vielen von ihnen stößt das Brexit-Drama sauer auf, sie holen sich Infos für jeden Fall der Fälle.
Von Liane Pircher
Innsbruck — „Es ist einfach nur furchtbar", sagt Liz. D. „Ein No-Deal wäre eine Katastrophe", meint Rosemarie Ladner-Cole. Beide sind gebürtige Britinnen, leben seit Jahren in Tirol. Die eine arbeitet seit 12 Jahren als Skilehrerin hier, die andere leitet die COLE-International Schools in Innsbruck und hat mehrere Briten als Lehrer angestellt.
Die Frauen sind zwei von etwa hundert Briten, die am Freitagnachmittag zu einer Info-Veranstaltung der britischen Botschaft und österreichischer Ministerien gekommen sind. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch keiner, was kommen wird. Deshalb werden alle Szenarien durchgespielt: Es geht darum, was Exil-Briten in Österreich erwartet, je nachdem, ob Deal oder No-Deal. An vorderster Front steht eine „No-Deal-Prepardness".
Österreichs Regierung ist auf alles vorbereitet, weiß, was zu tun ist, wenn es ernst wird. Um das an hier lebende Briten weiterzugeben, wurden im letzten Jahr regelmäßig Veranstaltungen abgehalten — mit Experten vor Ort, die Fragen beantworten. Die erste gute Nachricht des Tages geht an alle: Briten können in Österreich leben und arbeiten. So oder so. Dass es große und kleine Unterschiede gibt, zeigt dann die nächste Stunde. Je nachdem, ob jemand länger oder kürzer als fünf Jahre in Österreich lebt, geht es um Themen wie „Daueraufenthalt EU", „Rot-Weiß-Rot-Karte" oder „Aufenthaltstitel Familienangehörige".
Wer bleiben will, muss sich auch um ein „Criminal Record Certificate" kümmern, eine Art Leumundszeugnis. Die Briten, so erklärt Eva Pfleger vom Innenministerium, wären in der Kriminalstatistik Österreichs ohnehin praktisch nicht existent — sie seien „nur" jene Nationalität, die laut Statistik oft ein Snowboard in einem Skigebiet „mitgehen" lasse. Ein kurzer Lacher erhellt den Raum. Schwarzer Humor. Ansonsten ist den Briten momentan nicht zum Lachen zumute. Es werde viel Papierkram geben, hohe Kosten für Bürokratie. Etwas, das auch Unternehmer so sehen. Diese werden im Falle teils die Kosten übernehmen, hoffen hier viele. „Ja, wenn dieser Brexit wirklich kommt, ist das für alle eine Katastrophe, für Unternehmer, für Briten", sagt WK-Präsident Christoph Walser, der in den letzten Tagen viel dazu von Tiroler Unternehmern gehört hat. „Hoffentlich wachen wir alle noch aus diesem Albtraum auf und es gibt keinen Brexit", wünscht sich die britische Skilehrerin.
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