Innenpolitik

Herbstferien auf Kosten schulautonomer Tage

(Symbolfoto)
© APA/Schneider

Künftig gibt es österreichweit einheitliche Herbstferien. Bildungslandes-rätin Palfrader (ÖVP) und die Tourismusbranche begrüßen das.

Wien –Ab dem Schuljahr 2020/21 wird es österreichweit einheitliche Herbstferien geben. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat das gestern verkündet – und er findet „kein wirkliches Haar in der Suppe“. So würde bei gleichbleibender Zahl der schulfreien Tage die Vereinbarkeit von Schule, Beruf und Familie gefördert, sagt der Ressortchef.

Die neue Ferienordnung soll morgen den Ministerrat passieren: Vorgesehen ist, dass vom Nationalfeiertag (26. Oktober) bis Allerseelen (2. November) jedenfalls frei ist. Umgekehrt wird an den Dienstagen nach Ostern und Pfingsten unterrichtet und es werden (je nach Fall des 26. Oktober) ein bis drei schulautonome Tage gestrichen. Im Schuljahr 2019/20 können die Bildungsdirektionen in den Bundesländern diese Regelung auf freiwilliger Basis bereits einführen.

Zudem bringe die Maßnahme aber auch eine Vereinfachung für die Gemeinden als Schulerhalter. Sie könnten nun besser eine Ferienbetreuung organisieren, befindet Faßmann. Für einen Ausbau dieser Betreuung werde man außerdem im Bildungsinvestitionsgesetz, in dem die Förderung ganztägiger Schulformen geregelt ist, entsprechende Maßnahmen vorsehen.

Faßmann ist sich durchaus im Klaren, dass die nach jahrzehntelangen Diskussionen mit Eltern, Lehrern und Schülern zustande gekommene Regelung nicht alle zufriedenstellen wird. „Hätten wir weiter versucht, einen Konsens zu erzielen, wären wir auch diesmal nicht weitergekommen.“

Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) begrüßt die Maßnahme. „Seit Jahren bin ich dafür eingetreten, einheitliche und verpflichtende Herbstferien zu schaffen.“ In Tirol ist es bereits möglich, dass Schulen die Sommerferien um einige Tage verkürzen und dafür an anderen Tagen freigeben können. 488 von 524 Tiroler Pflichtschulen hätten im heurigen Schuljahr die Tage für Herbstferien verwendet, sagt Palfrader. „Das zeigt, dass der Wunsch nach Sonderferien sehr groß ist.“

Gefragt, ob die bestehende Tiroler Ferienregelung schon im kommenden Schuljahr – also 2019/20 – den neuen Bestimmungen angepasst wird, sagt Palfrader, dass man noch auf die bundesgesetzlichen Regelungen warten müsse. „Erst dann können wir das Tiroler Schulorganisationsgesetz anpassen.“ Wie das dann in Tirol genau geregelt wird, werde noch beraten.

Und was sagt sie zur Forderung des Landeselternverbandes Tirol für eine Ausweitung der Öffnungszeiten für Horte und Tagesheime? „Es braucht eine Ausweitung der Kinderbetreuung“, konstatiert Palf­rader.

Auch der Tourismus ist von dieser Ferienregelung betroffen. Das sei ein Schritt in Richtung bessere Planbarkeit und Kontinuität – sowohl für Eltern als auch für die Betriebe, heißt es in einer Stellungnahme der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).

Der Abtausch des Dienstags nach Pfingsten mit den Herbstferien ist aus Sicht von Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, und Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes der Hotellerie, allerdings ein Wermutstropfen, weil damit die Betriebe auf ein in der Vorsaison wirtschaftlich enorm wichtiges Reisewochenende verzichten müssten.

„Uneingeschränkt positiv“ sieht die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, Faßmanns Maßnahme. „Ich begrüße die einheitlichen Herbstferien, weil es eine Planbarkeit gibt.“ Dies werde sowohl für die Familien als auch für den Tourismus Vorteile bringen. Bisher habe es leider keine Einheitlichkeit bei eventuellen Herbstferien bzw. der Vergabe von schulautonomen Tagen gegeben. Künftig werde die einheitliche Ferienwoche im Herbst die Saison im Tourismus verlängern, ist Reitterer überzeugt.

Dass dafür im Gegenzug die Dienstage nach Ostern und Pfingsten nicht mehr schulfrei sein werden, sei zu verschmerzen, da auch nicht alle Eltern an diesen Tagen frei gehabt hätten. In welchen Bereichen des österreichischen Tourismusangebots sich künftig die Herbstferien auswirken werden, das werde man erst sehen. „Ich glaube ja, dass es sich überall auswirkt.“ Selbst wenn es sich etwa in ihrem eigenen Hotel gar nicht auswirke, dann könnten ihre Mitarbeiter Ferien machen und mit ihren Kindern auf Urlaub fahren. (sas, APA)

Österreich nicht alleine in Europa

Ab dem Schuljahr 2020/21 sollen rund einwöchige Herbstferien zwischen dem Nationalfeiertag und Allerseelen eingeführt werden. Österreich wäre damit nicht alleine: In den meisten europäischen Staaten gibt es bereits eine solche Auszeit für Schüler — die Dauer variiert dabei von einigen Tagen bis zu drei Wochen. Rund ein Dutzend Staaten kommt ohne Herbstferien aus.

In der Regel dauern die Herbstferien laut dem Bildungsnetzwerk Eurydice aber eine Woche, etwa in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Rumänien, Serbien, Slowenien, Schweden, Ungarn sowie den drei baltischen Staaten. Länger frei haben die Schüler in Frankreich und Liechtenstein (zwei Wochen). In anderen Staaten dauern die Ferien je nach Region und Schule auch unterschiedlich lange — in Deutschland und der Schweiz etwa je nach Bundesland zwischen einer und sogar drei Wochen, in Schottland je nach Schule zwischen einer und zwei Wochen.

In Tschechien sind wiede­rum nur zwei Tage frei, in Island zwei bis drei, in Malta und der Slowakei drei Tage und in Finnland zwischen zwei und fünf Tagen. Ganz ohne Herbstferien kommen Albanien, Bosnien, Griechenland, Italien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Polen, Portugal, Spanien und die Türkei aus — zu einem guten Teil also jene südlichen Länder, die besonders lange Sommerferien haben.

Vom Termin her liegt Österreich ebenfalls im europäischen Trend. Die meisten Länder legen „ihre" Herbstferien auf den Zeitraum Ende Oktober bzw. Anfang November. Vereinzelt sind aber auch Termine Anfang bzw. Mitte Oktober (Liechtenstein, Dänemark) an der Tagesordnung. In der Schweiz und Deutschland, wo die Herbstferien je nach Bundesland bzw. Kanton gestaffelt sind, ziehen sich die jeweiligen Termine über einen ganzen Monat (Deutschland: zwischen 1. Oktober und 2. November, Schweiz: 22. September bis 27. Oktober). (APA)

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